Saudi Pro League 2023/2024: Die Saisonvorschau und Prognose mit Cristiano Ronaldos Al-Nassr und Karim Benzemas Al-Ittihad

Wenn Pep Guardiola, der sich mit hohen Ablösesummen bekanntlich auskennt, sagt, dass Europas Eliteklubs "sich bewusst sein müssen, was in der saudischen Profiliga passiert", dann will das etwas heißen. Seit dieser Aussage des City-Trainers haben die Saudis sogar noch mehr große Spieler von ihrer Liga überzeugt als erwartet.

Wie der Katalane feststellte, hat die SPL in diesem Sommer "den Transfermarkt verändert", indem sie eine völlig überhöhte Ablösesumme nach der anderen für Spieler bot, die dann durch atemberaubende Gehälter zum Wechsel in den Nahen Osten bewegt wurden. Odion Ighalo antwortete auf die Frage, warum er und Spieler wie Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien sind: "Es geht ums Geld, Bruder."

Was uns alle interessiert: Kann dieses Investment nachhaltig sein? Das Geld dürfte den Saudis jedenfalls erst einmal nicht ausgehen, 650 Milliarden stehen dem Staatsfonds wohl zur Verfügung: Vor allem Al-Nassr, Al-Ittihad, Al-Ahli und Al-Hilal, die gerade vom Public Investment Fund des Landes übernommen wurden, um eine "Big Four" zu schaffen. Doch wollen auch im kommenden Transferfenster und den folgenden noch Spieler von Europa in den Nahen Osten wechseln? Und wie viele Fans werden sich die Spiele ansehen?

Essenziell dafür wird sein, wie sportlich attraktiv die Liga mit all den neuen Stars wird. Was dürfen wir also erwarten? GOAL wirft einen Blick auf die SPL-Saison 2023/24.

  • Karim Benzema Al-Ittihad 2023Getty

    Al-Ittihad

    Al-Ittihad ist der amtierende Meister Saudi-Arabiens und nach einem sehr produktiven Sommer-Transferfenster der klare Favorit auf den Titel. In der vergangenen Saison schossen die Mannschaft 60 Tore und kassierten gerade einmal 13 Gegentreffer.

    Hinzu kommen nun N'Golo Kanté und Fabinho, sowie der amtierende Ballon-d'Or-Sieger Karim Benzema. Der Stürmer wird natürlich der Schlüsselspieler des Teams. Er hatte in der vergangenen Saison zwar mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, verkörpert aber nach wie vor Weltklasse. Deshalb wollte Real Madrid ihn auch unbedingt für eine weitere Saison halten.

    Benzema wird in der kommenden Saison sicher mit seinem früheren Mannschaftskameraden Cristiano Ronaldo um die Torjägerkrone kämpfen.

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  • Sadio Mane, Al Nassr 2023Al Nassr Twitter

    Al-Nassr

    Es ist immer noch schwer zu verstehen, wie Al-Nassr seine Tabellenführung nach der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo doch noch verspielte und die SPL nicht gewinnen konnte.

    Der Portugiese traf wie erwartet stark mit 14 Toren in 16 Spielen, aber seine Frustration über die Taktik von Trainer Rudi Garcia wurde schnell offensichtlich. Und so wurde der Franzose noch vor Saisonende entlassen.

    Nun liegt der Druck auf seinem Nachfolger Luis Castro, Al-Nassr zum ersten Liga-Titel seit 2019 zu führen. Ronaldos portugiesischer Landsmann kann zwar nicht unbedingt auf namhafte Vereine in seiner Vita verweisen, aber er hat immerhin 2020 mit Shachtjor Donezk die ukrainische Premier League gewonnen. Ein stark verbesserter Kader dürfte es ihm leichter machen.

    Inwieweit Alex Telles die Abwehr verstärken wird, ist nach seiner schwierigen Zeit bei Manchester United natürlich fraglich. Im Mittelfeld werden dafür Seko Fofana (für 25 Millionen Euro vom RC Lens gekommen) und Marcelo Brozovic (für 18 Millionen Euro von CL-Finalist Inter) viel Klasse beisteuern.

    Der größte Transfer ist natürlich die Verpflichtung von Sadio Mané vom FC Bayern München. Der Senegalese hat in den letzten zwölf Monaten eine dramatische Talfahrt hinter sich. Die Münchener dachten, einen der beste Spieler der Welt für nur 32 Millionen Euro verpflichtet zu haben - doch Mané enttäuschte so sehr, dass Trainer Thomas Tuchel und die Führungsetage ihn nun unbedingt loswerden wollten - auch, um sein Gehalt von kolportierten 20 Millionen Euro einzusparen. Für ihn könnte nun letztlich doch Harry Kane kommen.

    Im Gegensatz zu seiner Zeit beim FC Bayern wird der senegalesische Außenstürmer jetzt wieder mit einem klassischen Mittelstürmer von Topniveau zusammenspielen: Cristiano Ronaldo. Ob wir Mané so wieder in Topform sehen?

  • Ruben Neves Hilal SPL Hilal Twitter

    Al-Hilal

    Al-Hilals Bemühungen um den vierten Pro-League-Titel in Folge scheiterten in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison. Das lag aber auch sicher daran, dass der Verein aus Riad sowohl das Finale der Klub-Weltmeisterschaft (3:5-Niederlage gegen Real Madrid), als auch das der AFC Champions League erreichte (1:1, 0:1 gegen die Urawa Reds aus Japan) - und dadurch unter zusätzlicher Belastung ächzte.

    Die erfolgreichste Mannschaft in der Geschichte des saudi-arabischen Fußballs scheint nun jedoch weitaus besser gerüstet zu sein - zumal Trainer Jorge Jesus zurück am Steuer ist. Der Portugiese hatte sich während seiner ersten Amtszeit bei Al-Hilal mit seinem Arbeitgeber zerstritten, kehrt aber nun nach vier Jahren zurück - inklusive dem Ruf als einer der besten Trainer außerhalb Europas mit dem Gewinn der Copa Libertadores mit Flamengo im Jahr 2019.

    Der Trainer wird dabei einen hervorragenden Kader zur Verfügung haben. Verteidiger Kalidou Koulibaly mag beim FC Chelsea enttäuscht haben, aber die Napoli-Legende ist eine unglaubliche Verstärkung für das Abwehrzentrum. Rúben Neves und Sergej Milinković-Savic haben das Zeug zum besten Mittelfeldduo der Liga - neben Al-Nassers Seko Fofana und Marcelo Brozovic.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Spielern, die in diesem Sommer nach Saudi-Arabien gewechselt sind, befinden sich sowohl Neves als auch Milinković-Savić noch im besten Alter. Vor allem der Serbe dürfte sich schnell als einer der besten Spieler erweisen - wenn er seine Motivation aufrecht erhalten kann.

    Dann kam zuletzt auch noch der frühere Barça-Flügelstürmer Malcom von Zenit St. Petersburg für die Rekordsumme von 60 Millionen Euro. Er wird Odion Ighalo im Angriff unterstützen. Al-Hilal dürfte so zweifelsohne in den Titelkampf eingreifen.

  • Riyad  Mahrez Ahli 2023Al Ahli Twitter

    Al-Ahli

    Al-Ahli gewann in der vergangenen Saison die zweitklassige "First Division League" und ist nun zurück im Oberhaus. Bis Ende Juli waren der Klub ohne Trainer, dann gelang es, den begehrten deutschen Trainer Matthias Jaissle von RBSalzburg abzuwerben. Gegen Heidenheim verloren sein Teamjedoch direkt 2:6.

    Jaissle gewann zuletzt zweimal den österreichischen Meistertitel - bis sich kurz vor Saisonstart sein Wechsel abzeichnete. So entließen ihn die Salzburger kurzerhand, bevor er seinen Abgang nach Dschidda selbst offiziell machte.

    Eingekauft hat der Aufsteiger jedenfalls noch ausufernder als man das aus England kennt: Für die Offensive kamen Roberto Firmino, Riyad Mahrez und Allan Saint-Maximin - allesamt aus der Premier League.

    Doch Al-Ahli hat sich auch in anderen Bereichen verstärkt: Die Verpflichtung von des erst 26-jährigen Franck Kessié vom FC Barcelona ist ein echter Coup - der Ivorer hätte seine Karriere auch gut und gerne bei einem anderen europäischen Topklub fortführen können. Er wird die Defensive genauso stabilisieren wie der ehemalige Roma-Innenverteidiger Roger Ibañez. Dahinter reiht sich Keeper Edouard Mendy ein, immerhin der beste seines Fachs im Jahr 2021.

    Das staatlich finanzierte Team könnte dank diesen Hammertransfers auch als Aufsteiger um den Titel mitspielen.

  • Steven Gerrard Ettifaq 2023Ettifaq Twitter

    Al-Ettifaq

    Al-Ettifaq wird zwar nicht vom Saatsfonds PIF unterstützt, hat aber dennoch einige interessante Transfers getätigt. Zumindest dürfte der Verein das Interesse der Liverpooler Fans auf sich ziehen, da er nun zwei ehemalige Spielführer der Reds in ihren Reihen haben: Jordan Henderson wird die Geschicke auf dem Platz leiten, Steven Gerrard von der Seitenlinie aus.

    Henderson hat sich seinen Ruf in England mit dem Wechsel etwas verdorben. Gerrard ist zwar sicher auch wegen des Geldes gekommen - doch er muss ebenso zwingend seine Qualität als Trainer unter Beweis stellen, will er eines Tages doch den LFC trainieren. Zuletzt war er bei Aston Villa gescheitert.

    Für Gerrard wird es sicherlich nicht einfach mit einer Mannschaft werden, die in der letzten Saison den siebten Platz belegte. Mit diesem Kader unter die ersten Vier zu kommen scheint praktisch unmöglich. In der Abwehr gesellt sich immerhin der 28-jährige Schotte Jack Hendry hinzu, der für 6,9 Millionen Euro vom FC Brügge verpflichtet wurde.

    Was der englische Coach jedoch wirklich gebraucht hat, ist Neuzugang Moussa Dembélé, der zuletzt eine enttäuschende Saison bei Olympique Lyon erlebte - als Backup-Stürmer hinter dem großartig aufspielenden Alexandre Lacazette bekam er nur selten eine Chance sich zu zeigen. Der Franzose soll in der kommenden Saison nun bei Al-Ettifaq für mehr Tore sorgen. In der Vorsaison kam das Team auf nur 28 Treffer - noch weniger als Absteiger Al-Adalah.

    Dembélé gesellt sich im Sturm zum bereits 2021 verpflichteten Robin Quaison. Der frühere deutsche Nationalspieler und Bundesliga-Akteur Amin Younes hingegen verließ den Verein vor einigen Tagen.

  • Ever Banega Al-Shabab Saudi Pro LeagueGetty

    SPL: Die Stars abseits der Topteams

    Außerhalb der "Big Four" bzw. der vier Topteams und Al-Ettifaq ist die Auswahl an Spielern mit Erfahrung und Qualität sehr gering. Die meisten weiteren Klubs kämpfen einfach nur um den Klassenerhalt - und um ihre Bedeutung.

    Al-Shabab, das in der letzten Saison den vierten Platz belegte, hat immerhin den ehemaligen Valencia- und Inter-Spielmacher Ever Banega als Nummer 10 verpflichtet, während der Argentinier Lisandro Lopez, der sich bei Benfica einen Namen gemacht hatte, zu Al-Khaleej gewechselt ist.

    Flügelspieler Cristiano Tello, der für Al Fateh aufläuft, wird den Fans des FC Barcelona ein Begriff sein, ebenso wie Álex Collado, der an Al-Okhdood ausgeliehen wurde. Damac sicherte sich derweil die Dienste von Adam Maher, einst niederländischer Nationalspieler.

    Die weiteren Vereine werden also wohl zum Futter der Big Four.

  • Karim Benzema - Jota - Ittihad 2023Al Ittihad Twitter

    SPL: GOALs Saisonprognose

    Nachdem der PIF sein Bestes getan hat, um die besten Sommerverpflichtungen unter den vier größten Klubs des Landes aufzuteilen, ist die Bühne für einen spannenden Kampf um den Titel in der saudischen Profiliga bereitet.

    Al-Hilal scheint wieder ein legitimer Anwärter auf den Titel zu sein, während sich Al-Ahli mit seinem Offensiv-Trio als äußerst unterhaltsam erweisen dürfte. Der Aufsteiger könnte tatsächlich für eine Überraschung sorgen und könnte in den Titelkampf eingreifen.

    Al-Nassr und Al-Ittihad sind jedoch nach wie vor die beiden besten Teams der Liga. Ronaldo wird natürlich entschlossen sein, sein Team nach der letzten Saison nun endlich zum Titel zu führen. Doch der Meister hat sich den amtierenden Ballon-d'Or-Sieger geangelt.

    Vorhersage: Al-Ittihad wird sich erneut vor Al-Nassr an die Spitze setzen - nur diesmal nach einem spannenden Vierkampf statt Zweikampf um den Titel. Zwischen Ronaldo und Benzema könnte sich derweil ein spannendes Rennen um den Titel des Torschützenkönigs entwickeln.