Gegen den bis dahin in 18 Bundesliga-Spielen sieglosen 1. FC Köln musste Borussia Dortmund am Samstag eine überraschende Niederlage hinnehmen. Dass beide Gegentore nach Standardsituationen fielen, war für BVB-Trainer Lucien Favre im Anschluss "nur schwer zu akzeptieren".
Außerdem hat sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erneut zur Hoeneß-Kritik an der Dortmunder Transferpolitik geäußert. Die Aussagen von Bayerns Ehrenpräsident, der die Strategie des BVB im Sommer als "unklug" bezeichnet hatte, nannte Watzke "ein bisschen heuchlerisch".
Borussia Dortmund, alle News und Gerüchte: Hier findet Ihr sämtliche Infos rund um den BVB am heutigen Sonntag.
Die BVB-News der vergangenen Tage:
- Samstag: Watzke sieht Schuld für Trennung bei Tuchel
- Freitag: Haaland scherzt über Auswechslungen
- Donnerstag: Großkreutz bald bei Reality-TV-Format?
- Mittwoch: Hummels mit Vertragsklausel bis 2023?
- Dienstag: Brügge-Stürmer fehlt nach Sitzplatz-Streit
Watzke: Hoeneß-Kritik an Dortmunder Transferpolitik "ein bisschen heuchlerisch"
Hans-Joachim Watzke hat im Podcast der ARD-Moderatorin Sandra Maischberger erneut Stellung zur Kritik von Uli Hoeneß bezogen. Im August hatte Bayerns Ehrenpräsident in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Transferpolitik von Borussia Dortmund kritisiert. Hoeneß bezeichnete die Ausbildung von Talenten, um diese anschließend teuer weiterverkaufen zu können, als "unklug".
Diese Aussagen wollte Watzke nicht auf sich sitzen lassen: "Das ist ein bisschen heuchlerisch. Ehrlicherweise haben wir Mario Götze hier nicht ausgebildet, Mats Hummels und Robert Lewandowski nicht geholt, um damit Geschäfte zu machen", erklärte der 61-Jährige und betonte: "Sie haben sie uns weggeholt und natürlich auch dafür bezahlt - zumindest teilweise."
imago images / Kirchner-MediaQuelle: imago images / Kirchner-Media Finanziell könne der BVB nicht mit dem deutschen Rekordmeister mithalten: "Wenn Bayern München kommt und einem Spieler von uns das Doppelte und Dreifache bietet, gibt es bei uns ökonomische Grenzen. Aber es ist ja nicht nur Bayern, das kann auch Real Madrid sein oder Barcelona", so Watzke, der hinzufügte: "Einen Tod muss ich sterben: Entweder geht der Spieler dann weg oder aber ich muss mich dann irgendwann wieder so verschulden. Das haben wir doch alles gehabt."
2005 war Borussia Dortmund nur knapp der Insolvenz entgangen. Aus den Fehlern von damals habe der BVB inzwischen gelernt, wie Watzke betonte: "Wir haben doch schon einmal versucht, den Kampf mit Bayern München auch finanziell aufzunehmen und ein paar Jahre später waren wir tot. Das weiß er aber auch. Dafür ist er viel zu intelligent", sagte er in Richtung Hoeneß.
Einen Grund für die Äußerungen des langjährigen Bayern-Präsidenten möchte Watzke bereits ausgemacht haben: "Ich glaube, dass er einfach Spaß daran hat, zu attackieren. Wenn er das hat, dann soll er das auch machen - von mir aus auch bis 90. Dann werden wir uns halt auch ab und zu in der Öffentlichkeit reiben", so Watzke, der jedoch deutlich machte: "Ich brauche das nicht, ich habe auch nichts davon."
Favre: Zwei Gegentore nach Standards? "Nur schwer zu akzeptieren"
Bundesliga: Skhiri schockt den BVB! Köln beendet Sieglos-Serie
Ellyes Skhiri sorgte mit seinem Doppelpack (9., 60.) für den ersten Kölner Sieg in Dortmund seit April 1991, der eingewechselte Thorgan Hazard (74.) konnte nur noch verkürzen. Die Gäste verhinderten damit einen Negativ-Rekord: 19 Bundesligaspiele in Folge war der FC noch nie sieglos geblieben. Damit kann auch der in der Kritik stehende Trainer Markus Gisdol erst einmal durchatmen.
Favre nahm angesichts der hohen Belastungen gegenüber dem überzeugenden Erfolg in der Champions League gegen den FC Brügge (3:0) gleich fünf Veränderungen vor. Die Gastgeber legten mit dem frischen Personal erwartungsgemäß sofort den Vorwärtsgang ein und hätten beinahe früh gejubelt. Jadon Sancho traf aber nur die Latte (4.).
Danach war es mit der Dortmunder Herrlichkeit aber erst einmal vorbei. Behäbig im Aufbau, schwach in den Zweikämpfen - beim BVB lief nicht viel zusammen. Die mutig und kompakt auftretenden Gäste bestraften die Dortmunder Nachlässigkeiten. Nach einer Ecke von Ondrej Duda und einer Kopfballverlängerung von Marius Wolf drückte Skhiri den Ball aus kurzer Distanz über die Linie.
Getty ImagesQuelle: Getty Images Die Führung gab dem Außenseiter sichtlich Selbstvertrauen. Auch ohne Mittelstürmer Sebastian Andersson (Knieprobleme) spielten die Kölner beherzt nach vorne und stellten die BVB-Defensive vor einige Schwierigkeiten. Besonders der schnelle Ismail Jakobs sorgte über die linke Seite für Unruhe.
Und Dortmund? Tat sich schwer. Bis auf eine Ausnahme hatte die Kölner Abwehr Torjäger Erling Haaland in der ersten Halbzeit gut im Griff. Nach einem schönen Zuspiel von Kapitän Marco Reus verzog Haaland mit seinem schwächeren rechten Fuß (26.). Dem BVB-Spiel mangelte es insgesamt an Tempo und Ideen. Abwehrchef Mats Hummels stand bei seinem Kopfballtreffer zudem im Abseits (30.).
Nach dem Wechsel erhöhte der BVB den Druck. Einen Freistoß von Reus parierte FC-Torhüter Timo Horn mit etwas Mühe (49.). Nationalspieler Emre Can verzog zwei Minuten später knapp.
Dortmund drängte die Kölner nun tief hinten rein. Im Gegensatz zum ersten Durchgang verschafften sich die Gäste nur selten Entlastung. Großchancen ließen sie aber zunächst weiterhin nicht zu, auch weil Sebastiaan Bornauw und Rafael Czichos meist die Lufthoheit im eigenen Strafraum hatten.
Mitten in die kleine Drangphase der Gastgeber schlug der FC zu. Es war eine Kopie des Führungstreffers. Wieder schlug Duda eine Ecke rein, wieder verlängerte der Ex-Dortmunder Wolf und wieder traf Skhiri aus kurzer Distanz.
Favre setzte nun alles auf eine Karte. Hazard, Giovanni Reyna und Youssoufa Moukoko kamen. Der erst 16-jährige Moukoko vergab kurz nach seiner Einwechslung die Chance zum Anschluss (70.). Wenig später erzwang der BVB einen frühen Kölner Ballverlust, Hazard drang in den Strafraum ein und blieb eiskalt. Und Dortmund drückte nun noch einmal, kam auch zu Abschlüssen. Doch Haaland wurde geblockt (86.), und Hummels scheiterte aus kurzer Distanz an Timo Horn (87.) - und erneut Haaland (90.+5) vergab aus nur einem Meter.
Haaland unterirdisch, auch Witsel schwach: Die BVB-Spieler in der Einzelkritik
18-mal konnte Köln nicht gewinnen in der Bundesliga, dann kam der BVB. Die Niederlage war verdient, weil der Dortmunder Offensiv-Trumpf einen Winterschlaf eingelegt hat und zwei Mittelfeldakteure über alle Maßen enttäuschten.
Hier geht's zu den Noten der BVB-Spieler
BVB (Borussia Dortmund) - Hans-Joachim Watzke über Thomas Tuchel: "Hat mit keinem Protagonisten funktioniert"
BVB-Boss Hans Joachim Watzke hat sich im Podcast mit der ARD-Moderatorin Sandra Maischberger über das Engagement des heutigen PSG-Coaches Thomas Tuchel bei Borussia Dortmund geäußert.
Der 47-Jährige stand zwischen 2015 und 2017 an der Seitenlinie im Signal Iduna Park, bevor man sich nach nur zwei Jahren aufgrund unterschiedlicher Auffassungen trennte. Watzke bezeichnete den Fußballehrer zwar als "schwierigen Menschen", aber auch als "fantastischen Trainer".
Die Schuld für die Trennung sieht der 61-jährige Watzke allerdings bei Tuchel. "Es heißt ja immer, man soll vor seiner eigenen Tür kehren. Aber ich sehe da bis heute nicht den großen Fehler bei mir", zeigte er sich ohne Reue. Tuchel sei aus seiner Sicht die Optimal-Lösung nach Jürgen Klopp gewesen, "es gibt aber manchmal Dinge, die harmonieren einfach nicht. Es hat ja mit keinem der Protagonisten beim BVB funktioniert. Aber ich würde jetzt Tuchel auch nicht zu meinen Feinden zählen."
Für den aktuellen BVB-Trainer Lucien Favre hatte Watzke dagegen nur Lob übrig: "Er ist ein sehr netter Mensch, sehr gut erzogen, sehr bescheiden." Favres Erfolge beim BVB könnten "sich durchaus sehen lassen."
Borussia Dortmund: Die nächsten BVB-Spiele auf einen Blick
| Gegner | Wettbewerb | Datum |
|---|---|---|
| Lazio Rom (H) | Champions League | Mittwoch, 2. Dezember |
| Eintracht Frankfurt (A) | Bundesliga | Samstag, 5. Dezember |
| Zenit St. Petersburg (A) | Champions League | Dienstag, 8. Dezember |


