Als der FC Bayern am 20. August die Leihe des Verteidigers zu Bayer Leverkusen offiziell machte, schien der Deal für alle Beteiligten durchaus sinnvoll zu sein. Nur fünf Tage später bereute Thomas Tuchel die Entscheidung bereits.
Der Grund: Benjamin Pavard machte seinen Wunsch, den Verein in Richtung Inter Mailand zu verlassen, öffentlich - und sollte diesen auch erfüllt bekommen. Am Deadline Day standen die Bayern somit nur noch mit Noussair Mazraoui als Rechtsverteidiger da, die Alternative Stanisic brach durch das Leihgeschäft weg. Zu Saisonbeginn half deshalb auch Konrad Laimer häufiger hinten rechts aus.
"Das sieht nicht ganz glücklich aus", gestand der FCB-Coach und verriet, dass die Situation zum Zeitpunkt der Entscheidung, Stanisic abzugeben, eine andere war. "In dem Moment war kein Angebot für Benji (Benjamin Pavard; Anm. d. Red.) da, und Benji war nicht bei mir, um das klar zu formulieren. Er hatte alle Vorbereitungsspiele gemacht. Und dann war es für Stani, auch für uns, ehrlich gesagt, eine Top-Lösung, ihn an einen guten Klub auszuleihen. An einen Klub, der vielleicht ein großer Konkurrent für uns ist."
Die Situation habe sich um "180 Grad" gedreht, erklärte Tuchel: "Das ist jetzt schon eine große Lücke, die da klafft und die wir jetzt in einer sehr kurzen Zeit versuchen auszufüllen." Daraus wurde am Ende nichts, weshalb derzeit Konrad Laimer - eigentlich im zentralen Mittelfeld eingeplant - hin und wieder hinten rechts aushilft. Zuletzt bekam er sogar den Vorzug vor Mazraoui.
Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings, dass sich Pavards Wechselwunsch schon Monate zuvor angedeutet hatte. Die Verhandlungen, den 2024 auslaufenden Vertrag des Franzosen zu verlängern, waren dem Vernehmen nach schon vor dem Transfersommer gescheitert.
Die Bayern büßten also in Sachen Kadertiefe mächtig ein. Es wäre immerhin ein Trostpflaster, wenn Stanisic in Leverkusen endlich regelmäßig zum Einsatz kommen würde. Für die Münchner ist der kroatische Nationalspieler bislang nämlich nur auf 41 Einsätze gekommen. Zumeist als Einwechselspieler. Doch auch bei der Werkself ist derzeit noch nicht wirklich Platz für den 23-Jährigen.
Trainer Xabi Alonso hat längst seine Stammformation gefunden. In seinem bevorzugten 3-4-3-System ist an Jeremy Frimpong auf der rechten Außenbahn kein Vorbeikommen. In der Innenverteidigung haben Jonathan Tah, Edmond Tabsoba und Odilon Kossounou die Nase vorn. In der Bundesliga kam Stanisic deshalb nicht über fünf Einsätze und 163 Spielminuten hinaus.
Zwischenzeitlich wurde deshalb auch über eine vorzeitige Rückkehr spekuliert. Doch dem schob Leverkusen einen Riegel vor. Schließlich werden Tabsoba und Kossounou sehr wahrscheinlich im Winter beim Afrika-Cup gefragt sein.