Inter Miami muss bei Lionel Messis Verletzung ins Risiko gehen, um die leisen MLS-Playoffs-Hoffnungen zu wahren

Seit Wochen warten alle MLS-Fans auf eine konkrete Antwort: Wann, wenn überhaupt in dieser Saison, wird Messi zurück sein?

Der Argentinier verletzte sich in der vergangenen Länderspielpause am 7. September im WM-Qualifikationsspiel gegen Ecuador (1:0), nachdem er einen spektakulären Siegtreffer erzielt hatte. Beim anschließenden Sieg gegen Bolivien (3:0) setzte er aus - angeblich als Vorsichtsmaßnahme, bevor er zu Inter Miami zurückkehrte.

Sein Comeback war jedoch nur von kurzer Dauer. Messi spielte gegen den FC Toronto (4:0) nur etwas mehr als 30 Minuten, bevor er ausgewechselt werden musste. Offenbar hatte sich die Verletzung wieder verschlimmert. Aber der Klub hat nur wenig Klarheit geschaffen und erklärt, dass man nun Tag für Tag schauen müsse, wie es aussieht.

Messi ist jedoch nicht zu den Auswärtsspielen von Miami mitgereist und saß bei den Heimspielen auf der Tribüne. Der Verein behauptet, er sei auf dem Weg der Besserung, aber wie weit ist er wirklich?

Die Geschichte nahm diese Woche jedoch eine neue Wendung, als Argentiniens Nationaltrainer Lionel Scaloni einen Hinweis auf Messis Gesundheitszustand gab.

Obwohl Messi im letzten Monat weniger als 45 Minuten gespielt hat, steht sein Name auf der Kader-Liste des Weltmeisters von 2022. Scaloni wählte ihn für die bevorstehenden WM-Qualifikationsspiele gegen Paraguay und Peru aus - zusammen mit seinem Vereinskameraden Facundo Farias.

Fairerweise muss man sagen, dass Scalonis ursprünglicher Kader aus 34 Spielern besteht, was noch lange keine Garantie dafür ist, dass Messi dabei sein wird. Dass er überhaupt nominiert wurde, deutet jedoch darauf hin, dass Argentinien zumindest die Hoffnung hat, dass er für die Qualifikationsspiele am 12. und 17. Oktober einsatzbereit ist.

Die Einberufung erfolgte, nachdem Inter Miamis Trainer Gerardo 'Tata' Martino erklärt hatte, Messi stehe kurz vor einem Comeback. Doch die Frage ist: wie kurz? Und wenn Messi irgendwie fit genug ist, um für Argentinien zu spielen, wird Messi Miami danach trotzdem weiterhin fehlen?

Es scheint so lange her zu sein, dass Messi auf dem Platz stand. Vor allem, wenn man sich erinnert, was wir in den letzten Spielen gesehen haben - zuletzt verlor Miami 1:4 gegen Chicago.

Mit Messi hingegen war Miami nicht mehr zu stoppen. Mit dem Argentinier an der Spitze gewann der Klub die ersten neun Spiele und holte dabei den Leagues Cup, die erste Trophäe der Vereinsgeschichte. Ein Unentschieden gegen Nashville beendete diese Serie, bevor man mit einem weiteren Sieg gegen LAFC (3:1) elf Spiele mit dem Argentinier ungeschlagen blieb. Auch das Rückspiel gegen Toronto (4:0) wurde trotz des kurzen Auftritts von Messi gewonnen, sodass der Verein weiterhin ohne Niederlage ist, wenn Messi spielte.

In seinen elf Einsätzen war er an insgesamt 19 Toren beteiligt, von denen er elf erzielte und acht vorbereitete. Bevor Messi kam, war Miami eine der schlechtesten Mannschaften, wenn nicht sogar die schlechteste in der MLS. Seit Messi in der Elf war, hatten sie den Rest der Liga mit Leichtigkeit überrollt.

Wenn er nicht spielt, sieht die Sache allerdings ganz anders aus. Nun, in gewisser Weise ist es eine vertraute Geschichte, denn jeder, der diese Mannschaft vor Messis Ankunft gesehen hat, wird sich an diese Form erinnern.

In den Spielen ohne den Argentinier hat der Klub eine schlechte Bilanz von nur einem Sieg, zwei Unentschieden und drei Niederlagen - gegen Atlanta (2:5), im U.S. Open Cup gegen Houston Dynamo (1:2) und zuletzt gegen Chicago (1:4).

Inter Miami hat nur noch drei Spiele in der verbleibenden MLS-Saison. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit man seine Platzierung in diesen drei Spielen noch in einen Playoff-Platz verwandeln kann.

Derzeit liegt Miami auf Platz 14 der Eastern Conference, wobei der neuntplatzierte Verein den letzten Playoff-Platz erhält. Dieses Team ist CF Montreal, das fünf Punkte Vorsprung hat und ein Spiel mehr als Miami bestritten hat.

So gesehen scheint die Lage einigermaßen überschaubar. Sollte Miami gewinnen, könnte man Montreal durchaus noch einholen. Das Problem liegt jedoch in der Anzahl der Mannschaften, die zwischen den beiden liegen. Denn Miami wird darauf angewiesen sein, dass alle Mannschaften drumherum Punkte liegen lassen.

Der FC Charlotte beispielsweise steht knapp über Inter. Die gute Nachricht ist, dass Miami zweimal gegen Charlotte spielt. Auf New York Red Bulls, D.C. United und den New York City FC hat Miami jedoch keinen Einfluss, ebenso wenig wie auf das bereits erwähnte Montreal. D.C. und NYCFC spielen gegeneinander. Die Red Bulls treffen in einem ihrer beiden Spiele auf den Tabellenletzten Toronto FC, während Montreal vor schweren Spielen gegen die Portland Timbers und Columbus Crew steht.

Es wird viel passieren müssen, damit Miami den Rückstand auf einen Platz in der Postseason aufholen kann. Das nächste Spiel wird das nicht einfacher machen.

In gewisser Weise hat Inter Miami vielleicht trotz allem ein bisschen Glück gehabt. Die schlechte Nachricht ist, dass das nächste Spiel gegen den FC Cincinnati stattfindet (So., 8. Oktober, 1.30 Uhr deutsche Zeit), den Gewinner des Supporters' Shield und das unbestritten beste Team der MLS.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass es für Cincinnati im Moment nichts zu gewinnen gibt - man liegt in der Tabelle meilenweit vorne.

Nach der überraschenden Niederlage gegen die Red Bulls Mitte der Woche (1:2), bei der man Miami einen Gefallen hätte tun können, kann Cincy den MLS-Punkterekord von 74 Punkten, der 2021 von New England Revolution aufgestellt wurde, nicht mehr erreichen. Da der MLS-Meister der Regular Season bereits feststeht, muss Cincy nun die Postseason im Auge behalten und dafür sorgen, dass alle Spieler rechtzeitig für die Playoffs in Topform sind.

Auch wenn es für sie nicht mehr um den Einzug in die Playoffs geht, ist dieses Team selbst mit einer halbwegs motivierten Version besser als die meisten anderen Teams in der MLS.

Angeführt wird die Mannschaft von ihrem argentinischen Superstar Luciano Acosta. Mit 16 Toren und 13 Assists ist er der Favorit auf den MVP-Titel. Selbst wenn Messi in der MLS spielt, muss man sagen, dass Acosta in dieser Saison der beste Spielmacher der Liga ist.

Doch er ist nicht der einzige weitere Kandidat. Der Stürmer der US-Nationalmannschaft, Brandon Vazquez, hat zwölf Tore erzielt und Neuzugang Aaron Boupendza in nur 564 Minuten bereits deren fünf. Dazu kommt eine Abwehr, die in 32 Spielen 47 Gegentore zugelassen hat - und schon hat man eine Mannschaft, die in dieser Saison ein echter Anwärter auf das Double ist.

Das ist die Mannschaft, die Inter Miami im Weg steht - und deshalb ist es noch wichtiger, dass Messi endlich wieder auf dem Feld stehen wird.

Man kann verstehen, warum Miami zögert, Messis Einsatz zu riskieren. Er ist schließlich wichtiger als jedes einzelne Spiel. Eine langfristige Verletzung des Argentiniers wäre eine Katastrophe für den Spieler, das Team und die Liga. Vielleicht gibt es gar kein Spiel, das groß genug ist, um einen so wichtigen Spieler der Gefahr einer Verletzung auszusetzen.

Aber wenn es eines gibt, wenn die Sterne günstig stehen und Miami irgendeine Wahl haben sollte, dann ist dies das Spiel, in dem sie es versuchen müssen. Miamis Saison könnte am Samstagabend vorbei sein. Und nach dem, was wir bisher gesehen haben, wird sie das mit ziemlicher Sicherheit auch wirklich sein, wenn Messi nicht dabei sein sollte.

Der Klub wird sich überlegen müssen, was er aus ihm herausholen kann. 20 Minuten mit Messi sind besser als gar nichts. Und mehr als 20 Minuten braucht der Weltmeister vielleicht auch gar nicht, um Schaden beim Gegner anzurichten. Vielleicht bleibt Messi auf der Bank, um im Notfall einspringen zu können. Aber wenn dieser Notfall eintritt, wenn es eine Situation gibt, in der Messi die Saison retten müsste - kann es sich der Verein dann leisten, es ohne ihn zu versuchen?

Es sind viele Variablen im Spiel, aber nach dem, was Miami und Argentinien angedeutet haben, ist Messi zumindest kurz davor, etwas zu bieten. Und dieses Etwas könnte der Unterschied zwischen dem Verpassen und dem Erreichen der Playoffs sein.

Messi hat in seiner kurzen Zeit bei Inter Miami schon oft den Helden gespielt und der Verein muss vielleicht alles auf eine Karte setzen - in der Hoffnung, dass er es noch einmal allein zeigt.

Wird Miami es in diesem Spiel tatsächlich riskieren? Das bleibt abzuwarten. Aber wenn sie es nicht tun, werden sie wahrscheinlich nicht noch einmal die Gelegenheit dazu bekommen.