Alan Dzagoev Russia World Cup 22062014Getty Images

Russlands Alan Dzagoev: Nur noch Mitläufer?

Mit 17 Jahren debütierte Alan Dzagoev für ZSKA Moskau. Acht Tore und ebenso viele Vorlagen gelangen ihm in seiner ersten Saison, was eine Euphoriewelle in Russland auslöste. Ein neuer Hoffnungsträger des russischen Fußballs war geboren.

Vier Jahre später erzielte der Spielmacher bei der Europameisterschaft 2012 drei Treffer und war neben europäischen Top-Stars wie Fernando Torres, Cristiano Ronaldo und Mario Mandzukic bester Torschütze des Turniers. Viele Journalisten und Fans sprachen vom endgültigen internationalen Durchbruch des großen Talents.

Die Erwartungshaltung an den jungen Techniker aus Ossetien wuchs enorm. Nicht weniger als der Nachfolger Andrej Arshavins sollte er werden und die russische Nationalmannschaft bei der Heim-WM 2018 anführen. Danny, Offensiv-Ass von Zenit St.Petersburg, bezeichnete Dzagoev gar als "russischen Ronaldo".

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Keine Weiterentwicklung

Doch in den letzten zwei Jahren lief es nicht mehr so gut wie zu Beginn seiner Karriere. Bei ZSKA ist Dzagoev zwar Stammspieler, die erhoffte Entwicklung zur zentralen Figur des russischen Fußballs blieb aber bisher aus. Mit sieben Scorerpunkten in der vorletzten Saison und deren elf in der gerade abgelaufenen Spielzeit wurde er den großen Erwartungen nicht gerecht.

Unter Nationaltrainer Fabio Capello hat Dzagoev ebenfalls einen schweren Stand. Während der Weltmeisterschaft in Brasilien stand er in keinem Spiel der Sbornaja in der Startformation. Lediglich 40 Minuten Einsatzzeit bekam er beim gesamten Turnier. Auch in der laufenden Qualifikation für die EM 2016 spielte er meist nur gegen die kleineren Gegner. Längst haben ihm die Youngsters Denis Cheryshev und Aleksandr Kokorin den Rang abgelaufen.

Dzagoevs Situation ähnelt dem Schicksal von Mario Götze bei den Bayern. Als Jahrhunderttalent seines Heimatlandes gepriesen, bleibt das erhoffte Durchstarten bis an den Fußball-Olymp bisher im Verborgenen.

Probleme mit Disziplin und Temperament

Neben seinen immer wiederkehrenden Verletzungen hat Dzagoev derweil ein Problem mit seinem Temperament. In den letzten drei Spielzeiten sah er nach Tätlichkeiten mehrmals die Rote Karte und verpasste wichtige Spiele. Aufgrund eines Platzverweises gegen Viktoria Pilsen im vergangenen Jahr war er für die ersten drei Gruppenspiele der diesjährigen Champions-League-Saison gesperrt worden.

Ein Umstand, der auch das schwierige Verhältnis zu Capello erklären könnte. "Alan ist ein toller Spieler, er trainiert gut, aber wenn er sich so etwas in der Nationalmannschaft leistet, werde ich ihn wahrscheinlich nicht mehr nominieren", erklärte der Italiener in einem Interview mit Rossijskaya Gazeta nach einem von Dzagoevs Aussetzern.

Bereits 2011 kam es mit ZSKA-Trainer Leonid Sluzkij zum Konflikt. Der Streit erreichte seinen Höhepunkt, als der junge Spielmacher den Trainer nach einer Auswechslung beleidigte. In der Folge musste Dzagoev einige Zeit mit der zweiten Mannschaft trainieren, bis man den Disput schließlich aus der Welt schaffte.

Torkelnd aus dem Strip-Klub

Dzagoevs jüngster streitbarer Auftritt ereignete sich vor wenigen Tagen - im Vorfeld des wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich am Sonntag (18 Uhr im LIVE-TICKER). Russichen Medienberichten zufolge soll er sich vergangenes Wochenende in einem Moskauer Nobel-Strip-Klub derart betrunken haben, dass er jenen gegen sechs Uhr morgens nur noch torkelnd verlassen konnte.

Sergej Semak, Co-Trainer der Sbornaja, reagierte allerdings gelassen auf den exzessiven nächtlichen Ausflug Dzagoevs: "Er geht nicht nur in Strip-Klubs, sondern auch in die Kirche oder zu Wohltätigkeitsveranstaltungen. Jeder hat seine eigene Vorstellung davon, wie er seine Freizeit gestaltet", so Semak.

Viele russische Hoffnungsträger erlitten schon einen ähnlichen Niedergang wie Dzagoev. Aus der fantastischen Mannschaft, die bei der EM 2008 mit berauschendem Fußball das Halbfinale erreichte, setzte sich allein Arshavin dauerhaft im Ausland durch.

Igor Akinfeev wurde als einer der besten Torhüter Europas gepriesen. Jede Transferperiode aufs Neue wurde er mit Top-Klubs in Verbindung gebracht, verpasste jedoch seine Chance und blieb bei ZSKA. Eine Weiterentwicklung blieb in der russischen Liga jedoch aus. Heute hat er deutlich an Qualität eingebüßt. Das gleiche Schicksal droht nun auch Dzagoev.

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