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Bellarabi: Ein Märchen mit Schmidt in der Hauptrolle

Es war eine bittere, eine historische Niederlage. Mit 0:2 musste sich das DFB-Team im Oktober 2014 in Polen geschlagen geben, auf dem Weg zur EM-Qualifikation war es ein empfindlicher Dämpfer, der Auftritt in Warschau dem eines Weltmeisters nicht im geringsten würdig. Es war aber nicht alles schlecht an jenem Tag, denn ein Debütant machte Lust auf mehr. Karim Bellarabi lief erstmals im Trikot der deutschen Nationalmannschaft auf, versprühte als einziger Akteur seines Teams wirklich Spielfreude und gab die meisten Torschüsse ab.

Es war sein erster von bislang acht Auftritten im DFB-Dress, und der Mann von Bayer Leverkusen konnte die mit seinem Debüt geschürten Hoffnungen durchaus erfüllen. Der 25-Jährige stand seither in allen EM-Qualifikationsspielen in der Startelf, lieferte dabei zumeist überzeugende Spiele ab. Als es am Freitagabend erneut gegen die Polen ging, war Bellarabi ebenfalls wieder in der Anfangsformation zu finden und sorgte im ersten Durchgang gemeinsam mit Thomas Müller, Mesut Özil und Mario Götze für das wohl ansehnlichste Spiel der Deutschen seit der WM.

Tipico

Beim 3:1-Sieg musste Bellarabi - auch, weil ein wenig angeschlagen - in der 53. Minute für Ilkay Gündogan weichen, Werbung in eigener Sache konnte er auf linksaußen aber dennoch machen. Nicht nur aufgrund seines schönen Passes auf Jonas Hector, der in der 12. Minute letztlich im 1:0 durch Thomas Müller mündete. Bayers Offensivmann hatte auch eine Reihe weiterer guter Szenen, setzte dabei auch immer wieder seine Laufstärke ein - 7,2 abgespulte Kilometer in 53 Minuten sind hierfür ein deutlicher Beleg.

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Ein Sprung mit Mitte 20

Dass er knapp ein Jahr zuvor überhaupt von Joachim Löw eingeladen wurde, war angesichts seines Karriereverkaufs fast ein kleines Märchen, in dem Roger Schmidt eine nicht unbedeutende Rolle zukam. Im Sommer 2014 kam Bellarabi gerade von einer nur bedingt erfolgreichen Leihe zu Eintracht Braunschweig zurück nach Leverkusen, sollte eigentlich wieder verliehen werden. Bayer-Coach Schmidt wollte sich seinen Offensiv-Mann aber vorher noch einmal genauer anschauen - und entschied sich dafür, den gebürtigen Berliner zu behalten.

"Nach einer Woche Training sagte Roger Schmidt, dass Karim nirgendwo hingehen, sondern bleiben wird", verriet Leverkusens Sportchef Rudi Völler seinerzeit. Eine weise Entscheidung, denn Bellarabi entwickelte sich schnell zum absoluten Schlüsselspieler im System von Schmidt.

"Er hat aus unserer Spielidee seine Spielidee gemacht", wusste der Coach der Werkself einst zu berichten. Bellarabi habe erkannt, "dass er nicht nur schnell ist mit Ball, sondern auch gegen den Ball, und dass er viele Bälle erobern kann. Es freut mich, dass er das verinnerlicht hat. Dadurch macht er mit Mitte 20 noch einmal einen richtigen Sprung."

Mit seiner dynamischen Spielweise wurde der Mann mit den marokkanischen Wurzeln zur festen Größe seines Teams, stand in der letzten Saison in 33 Spielen in der Startelf und steuerte zwölf Tore sowie neun Assists bei. Dass Leverkusen nun wieder in der Champions League mitmischt, ist zum großen Teil auch ein Verdienst Bellarabis.

Prädestiniert für das System Schmidt

Sein Durchbruch hatte lange auf sich warten lassen. In der Jugendabteilung von Werder Bremen konnte er sich nicht für höhere Aufgaben empfehlen, über den Umweg FC Oberneuland landete er dann als 18-Jähriger bei Eintracht Braunschweig, zwei Jahre später stieß Bellarabi in den Drittliga-Kader der Niedersachsen. Acht Treffer und 16 Torvorlagen konnte er in der folgenden Saison vorweisen, dann schlug Bayer zu. Bei den Rheinländern reichte es auch aufgrund von Verletzungspech aber lange nicht für die erste Wahl, das änderte sich schließlich erst unter Schmidt, für dessen Spielsystem Bellarabi mit seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit prädestiniert ist.

Und letztlich profitierte auch Löw vom Gespür seines Kollegen. Bellarabi verkörpert den modernen, kraftintensiven Fußball, der auf dem Platz kaum Ruhepausen kennt. Er hat sich im DFB-Team auf links festgespielt, eine Entwicklung, die noch im Sommer 2014 undenkbar schien. Die momentan größten direkten Konkurrenten für seine Position im Nationalteam, Lukas Podolski und Andre Schürrle, hat er aktuell meilenweit abgehängt.

Allerdings wird Bellarabi auch wissen, dass sein Platz in der Startelf keinesfalls sicher ist. Ilkay Gündogans starker Auftritt gegen die Polen hat gezeigt, dass die Konkurrenz nicht schläft. Und schließlich könnten auch Götze und Özil den Linksaußen mimen, beide wurden zuletzt vornehmlich als Zehner respektive falscher Neuner eingesetzt. Und auch Marco Reus will irgendwann wieder angreifen.

Nachlassen wird Bellarabi aber ohnehin nicht. Zu lange hat er gekämpft, um da zu stehen, wo er nun ist. Geht es nach ihm, sollen das zunächst auch die Schotten zu spüren bekommen, gegen die am Montagabend in Glasgow (20.45 Uhr im LIVE-TICKER ) die EM-Qualifikation perfekt gemacht werden könnte - und im nächsten Jahr in Frankreich dann die Elite Europas.

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