Niklas Süle FC BayernGetty Images

Kommentar: Der Bayern-Abschied von Niklas Süle ist für alle das Beste

Dass Niklas Süle den FC Bayern nach Auslaufen seines Vertrages im Sommer verlassen wird, war bereits klar. Am Sonntag hat sein Berater Volker Struth die Beweggründe für die Entscheidung des 26-Jährigen aufgeklärt. Im Doppelpass auf Sport1 erklärte er: Süle habe sich nicht genügend wertgeschätzt gefühlt. Nicht genügend wertgeschätzt? Es könnte auch sein, dass Süle seinen sportlichen Wert für die Bayern einfach überschätzt.

Fakt ist: In seinen nun rund viereinhalb Jahren beim FC Bayern hat sich Süle auf dem Platz zwar keine nennenswerten Aussetzer geleistet. Andererseits ist sportlich aber auch keine stetige Weiterentwicklung zu erkennen. Würde man eine Top 10 der besten Innenverteidiger der Welt zusammenstellen, Süle würde sich nicht darauf befinden. Das ist aber der Anspruch des FC Bayern. Man muss sich nur die jüngsten hochdotierten Vertragsverlängerungen ansehen: Kingsley Coman, Joshua Kimmich, Leon Goretzka - sie gehören auf ihrer jeweiligen Position eindeutig zur internationalen Creme de la Creme. 

Niklas Süle FC BayernGetty Images

Die Argumentation bei allen drei Deals war immer: Ein gleichwertiger Ersatz wäre für den Rekordmeister noch viel teurer gewesen als die Verlängerung inklusive signifikanter Gehaltserhöhung. Das ist bei Süle eben nicht der Fall. 

Dem Vernehmen nach steht Andreas Christensen vom FC Chelsea bei der sportlichen Leitung der Bayern hoch im Kurs. Er wäre ablösefrei zu haben und würde wohl auch nicht viel mehr verlangen als das, was die Münchner laut Bild bereit gewesen wären, Süle zu zahlen: 10 Millionen Euro Jahresgehalt. 

Bayern-Abschied: Süles Wunsch zu viel verlangt

Laut Berater Struth ging es Süle aber eh nicht ums Geld. Stattdessen hätte er sich genau dann ein neues Vertragsangebot der Bayern gewünscht, als er zwischen Oktober 2019 und April 2020 ein halbes Jahr lang an seinem schon zweiten Kreuzbandriss laborierte. Ein solcher Blankoscheck ist im Geschäft Profifußball schon sehr viel verlangt! Egal von welchem Spieler. Zudem hätte sich Süle offenbar gefreut, wenn die Klubführung sich deutlich für ihn eingesetzt hätte, als öffentliche Diskussionen über seinen Fitnesszustand aufkamen. 

Ob er zeitweise wirklich ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen hatte, ist von außen nicht seriös zu sagen. Es fällt aber eben auch auf, dass Süle der Einzige im sonst so durchtrainierten Bayern-Kader war, bei dem solche Fragen überhaupt gestellt wurden. Dass zum Beispiel Robert Lewandowski von Rekord zu Rekord eilt und trotzdem noch sichtbar Extraschichten im Fitnessraum einlegt, zeugt von maximaler Professionalität - und bringt dem Torjäger dann eben auch die maximale Wertschätzung ein. Von Ex-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge gab es zuletzt ein recht liebloses Zeugnis für Süle: Er sei nur ein "brauchbarer Spieler". Mehr nicht? Struth ordnete Rummenigges Zitat so ein: "Wir sind mit der Aussage schon bei der Begründung, warum er den Klub verlässt."

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Auf jeden Fall zeigt die Aussage eines: Süles Weggang ist für alle Parteien das Beste. Für die Bayern, weil sie in ihrem Highclass-Kader aktuell nur die Abwehr als Möglichkeit sehen, noch ein paar Prozent besser zu werden. Dafür macht Süles Abschied die nötigen Millionen im Gehaltsbudget frei. 

Süles neuer Verein, der laut Struth ja schon feststeht, kann sich über einen deutschen Nationalspieler freuen, der objektiv betrachtet sicherlich viel mehr ist als bloß ein “brauchbarer Spieler”. Und dazu noch ablösefrei.

Für Süle selbst ist ein Wechsel ebenfalls das Beste. Bei seinem neuen Klub kann er dann ab Sommer beweisen, dass er wirklich höhere Wertschätzung verdient als er bei den Bayern bekam.

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