Null Ligatore in zwölf Spielen für 85 Millionen Euro: Ist Rasmus Höjlund der ultimative Flop bei Manchester United?

Manchester United war sich bewusst, dass es sich bei Rasmus Höjlund um einen Rohdiamanten mit viel Potenzial handelte - und nicht um einen fertigen Weltklasse-Spieler. Doch für 85 Millionen Euro muss der Däne abliefern! Nach zwölf Einsätzen wartet der 20-Jährige aber immer noch auf seinen ersten Premier-League-Treffer. Zuletzt berichtete Fabrizio Romano sogar, dass die Red Devils im Winter einen weiteren Stürmer holen wollen, weil Höjlund nicht performt.

Höjlund hat einen Fehlstart bei United hingelegt. In der Champions League lief er zwar einerseits zur Hochform auf und steht mit fünf Treffern neben Erling Haaland, Antoine Griezmann und Álvaro Morata nach der Gruppenphase an der Spitze der Torjägerliste.

Allein: Auch Höjlunds Tore konnten United nicht vor dem frühen K.o. in der Königsklasse bewahren. Die Red Devils beendeten ihre miserable Rückkehr in die Champions League als Letzter der Gruppe A.

Für United geht es jetzt nur noch um die Premier League und den FA-Cup. Höjlund muss sich dringend endlich an die Anforderungen des englischen Fußballs anpassen, um United aus einer Alptraum-Saison herauszuhelfen.

  • Rasmus Hojlund Man Utd 2023-24Getty Images

    Rasmus Höjlund: Neunmal Startelf, null Tore in der Premier League

    Höjlund musste fast einen Monat auf sein Debüt bei United warten, nachdem er sich im Sommer eine Rückenverletzung zugezogen hatte. Aber sein erster Auftritt als Einwechselspieler gegen Arsenal gab den Fans allen Grund zum Optimismus.

    In nur 23 Minuten setzte er die Abwehr der Gunners mit seiner Schnelligkeit und seinen cleveren Läufen gehörig unter Druck, hätte beinahe einen Elfmeter herausgeholt und Alejandro Garnacho ein Tor aufgelegt - doch der VAR entschied auf Abseits.

    Bei seinem ersten Startelf-Einsatz für United gegen Brighton schoss Höjlund den Ball dann ebenfalls ins Netz. Doch auch hier hatte der VAR zu Recht etwas zu meckern. Denn der vermeintliche Vorlagengeber Marcus Rashford hatte den Ball zuvor ins Aus manövriert.

    Am Ende verlor United das Spiel mit 1:3, aber es schien nur eine Frage der Zeit, bis Höjlund sein Debüttor erzielen würde.

    Doch in der Premier League wartet er weiterhin - trotz 798 Spielminuten und neun Startelfeinsätzen.

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  • Rasmus Hojlund Manchester United 2023-24Getty Images

    Rasmus Höjlund gab einen Torschuss in den letzten fünf Spielen ab

    Der Däne bekommt fast keine Chancen bzw. traut sich nur selten, abzuschließen. Der Stürmer gibt in der Premier League durchschnittlich 1,3 Schüsse pro Spiel ab, während es in der Champions League 1,8 und in der EM-Qualifikation mit Dänemark 2,9 waren.

    Und seine Statistik in den letzten fünf Spielen liest sich besonders düster. Gegen Bayern München, Chelsea, Bournemouth, Newcastle und Galatasaray gab er insgesamt nur drei Schüsse ab, von denen nur einer aufs Tor kam.

    Bei der 0:1-Niederlage gegen die Bayern war er kaum beteiligt, gab keinen Schuss ab, berührte den Ball nur 18-mal - halb so oft wie Torhüter André Onana - und spielte nur neun Pässe.

    Immer wieder wurde er von Kim Min-jae, dem Bayern-Verteidiger, vom Ball weggedrängt und verlor sechs der acht Zweikämpfe. Das unterstreicht: Der 20-Jährige hat erst eineinhalb Jahre Erfahrung in den fünf besten europäischen Ligen gesammelt.

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    Die Mitspieler bei Manchester United vertrauen Rasmus Höjlund nicht

    Höjlund muss sich noch mit vielen seiner Mannschaftskameraden besser abstimmen. Oft hat man das Gefühl, dass seine Läufe entweder nicht gesehen oder ignoriert werden.

    Alejandro Garnacho brach in der ersten Halbzeit gegen Bayern beispielsweise frei durch und konnte Höjlund auf der rechten Seite sehen - entschied sich aber für einen Alleingang und scheiterte an Manuel Neuer. Höjlund sah frustriert aus, wenngleich auch er nicht optimal positioniert war.

    Aber bei vielen anderen Gelegenheiten hat er sich zu Recht bei seinen Mitspielern beschwert, weil er den Ball nicht bekommen hat. So zum Beispiel bei der 0:3-Heimniederlage gegen Bournemouth am vergangenen Wochenende, als Diogo Dalot den rechten Flügel entlang lief und aus spitzem Winkel am Tor vorbei schoss, ohne Höjlunds Aufforderung zu beachten, ihm den Ball zuzuspielen.

    "Ich denke, das ist ein totaler Mangel an Respekt für ihn [Höjlund], Dalot beachtet ihn nicht einmal", sagte der englische Ex-Nationalspieler Ian Wright bei 'Match Of The Day'. "Er hat einen Schuss aus einem lächerlichen Winkel abgegeben. Er ist wütend auf sich selbst, aber er schaut nicht einmal zu Höjlund. Höjlund muss ihn in der Umkleidekabine zur Rede stellen und sagen 'Komm schon!'"

  • Scott McTominay Rasmus HojlundGetty

    Wenn es hart auf hart geht stürmt Scott McTominay bei ManUnited

    Ein weiterer Faktor für Höjlunds Schwierigkeiten ist, dass er nicht mehr uneingeschränkt die erste Wahl im Angriff United ist. Seit Scott McTominay in der Nachspielzeit zwei Tore zum 2:1-Sieg gegen Brentford erzielt hat, setzt Erik ten Hag den schottischen Mittelfeldabräumer immer öfter im Sturmzentrum ein.

    Zeitweise schien es, als sei McTominay der Mittelstürmer und Höjlund der offensive Mittelfeldspieler oder der Außenstürmer. Eine höchst interessante taktische Umstellung, wenn man bedenkt, dass United so viel Geld für Höjlund gezahlt hat und sich im Sommer gerne von McTominay getrennt hätte - wenn es ein vernünftiges Angebot für das Eigengewächs gegeben hätte.

    McTominay hat seither dreimal in der Premier League und einmal in der Champions League gegen Kopenhagen getroffen und ist mit insgesamt sechs Toren der Top-Torschütze der Mannschaft. Gegen Chelsea (2:1) machte er den Unterschied aus.

    Ten Hag erläuterte McTominays vorgezogene Rolle: "Die Mannschaft muss dafür sorgen, dass er hoch stehen kann und in Positionen kommt, in denen er sich um einen Stürmer herum befindet. Er hat einen sehr guten Riecher dafür, wann er einlaufen muss. Die Mannschaft muss dafür sorgen, dass er den Ball bekommt."

  • Christian Eriksen Rasmus Hojlund Manchester United 2023-24Getty

    Rasmus Höjlund: In der Champions League musste er sich eingenständig durchsetzen

    Doch diese taktische Umstellung, die mit José Mourinhos einstiger offensiver Verwendung von Marouane Fellaini verglichen wird, hat ihren Preis. United scheint weniger in der Lage zu sein, das Spiel zu diktieren, wenn man McTominay als Abschlussspieler einsetzt. Auch der Spielaufbau ist dann schwieriger.

    Auch Höjlund hilft es nicht, wenn McTominay so offensiv steht. Denn der Däne braucht Raum für seine schnellen Läufe. Der beste Moment des 20-Jährigen für United war sein donnernder Lauf durch die Mitte des Spielfelds zum Tor im Heimspiel gegen Galatasaray (2:3). Besonders bezeichnend: Für diese Aktion brauchte es keine Vorlage eines Mitspielers.

    Der Treffer zeigte, welches Potenzial Höjlund hat, wenn er Räume bekommt. United muss ihm noch mehr lange Bälle geben, um seine Schnelligkeit auszuspielen. Doch dazu müssen die Red Devils das Spiel kontrollieren, indem sie den Ballbesitz dominieren und versuchen, Löcher in die gegnerische Abwehr zu reißen - etwas, wozu sie derzeit nicht in der Lage sind.

    Christian Eriksen ist der einzige Spieler, der United mehr Kontrolle verschaffen und die Art von Pässen spielen kann, die Höjlund so gerne mag. Aber sein Landsmann fehlt seit Mitte November, und selbst wenn er fit ist, tut er sich schwer, Spiele über die volle Distanz zu absolvieren.

    Aber Eriksens Fitnessprobleme sind nichts Neues. Erstaunlich ist, dass United Höjlund gekauft hat, ohne einen richtigen Plan zu haben, wie man ihn am besten in die Mannschaft integriert und ihm zu Toren verhilft.

  • Wout Weghorst Manchester United 2023Getty Images

    Rasmus Höjlund ist praktisch so schlecht wie Wout Weghorst

    Das Ermutigende ist, dass er sich von den fehlenden Toren nicht unterkriegen lässt und sich weiterhin die Seele aus dem Leib arbeitet und sprintet. In dieser Hinsicht ist er das Gegenteil von Marcus Rashford und Anthony Martial.

    Er weiß, dass nichts einfach ist und dass er immer noch ein junger Spieler ist, der sich in einer neuen Mannschaft und einer neuen Liga zurechtfinden muss.

    "Ich kenne meinen Wert", sagte Höjlund im Oktober. "Ich weiß, dass ich jeden Tag Leistung bringen muss, weil ich für Manchester United spiele. Schließlich bin ich erst 20 Jahre alt, und ich bin noch nicht fertig. Ich habe noch viel zu verbessern und komme langsam voran."

    Die schlechte Nachricht ist, dass er gefährlich nahe daran ist, in die gleiche Kategorie wie Wout Weghorst gesteckt zu werden, der in der Premier League zehnmal in der Startelf stand und siebenmal eingewechselt wurde, United aber während seiner fünfmonatigen Leihe ohne einen einzigen Ligatreffer verließ.

    Höjlund ist eindeutig ein talentierterer Spieler als Weghorst und ein Talent mit viel Potenzial - anders als der Niederländer, der nach dem überraschenden Abgang von Cristiano Ronaldo als schnelle und vorübergehende Lösung geholt wurde. Doch letzten Endes geht es um Tore. Und da sind beide im Moment auf dem gleichen, niedrigen Niveau.

  • Rasmus HojlundGetty

    Nun wartet der FC Liverpool auf Rasmus Höjlund

    Aber es gibt einen ganz einfachen Weg, um wieder in die Spur zu kommen und den Druck auf seinen Schultern zu verringern: am Sonntag in Anfield ein Tor erzielen und United zum ersten Sieg beim Erzrivalen FC Liverpool seit Januar 2016 inspirieren. Anfield könnte ihm aber auch genauso gut ein noch schlechteres Gefühl verpassen, als er eh schon hat - wenn ihm die Top-Defensive von Liverpool auch im sechsten Spiel in Serie nicht mehr als einen Torschuss gewährt.

    Denn Liverpool ist Tabellenführer, hat die zweitbeste Abwehr der Liga und hat United in der letzten Saison mit 7:0 geschlagen.

    Höjlund hat keine Ausreden mehr und muss jetzt endlich liefern.