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Real Madrids Toni Kroos exklusiv: "Agieren wieder mehr als Mannschaft"


EXKLUSIV

Pünktlich zum Achtelfinale der Champions League nimmt Titelverteidiger Real Madrid wieder Fahrt auf: Die Königlichen um Mittelfeldstar Toni Kroos besiegten am Wochenende im Derbi madrileno Atletico mit 3:1 und schoben sich damit in der Tabelle auf den zweiten Platz vor.

Die Blancos, die ihren fünften Titel in der Königsklasse in den letzten sechs Jahren anstreben, gehen also mit Rückenwind in das Hinspiel gegen Ajax Amsterdam am Mittwochabend (21 Uhr im LIVE-TICKER).

Toni Kroos erklärt im Vorfeld bei SPOX und Goal, warum es bei Real nun wieder besser läuft und welche Rolle dabei Trainer Santiago Solari spielt. Außerdem spricht er über seine Liebe zur NBA und blickt auf die Zukunft seines Lieblingsklubs, der Dallas Mavericks.

Toni Kroos, ist Real Madrid nach diesem Wochenende zurück im Titelrennen?

Toni Kroos: Wir sind in erster Linie zufrieden, dass wir gegen Atletico die drei Punkte mitgenommen haben und auf Platz zwei gesprungen sind. Derby-Siege sind immer speziell und geben dir eine zusätzliche Portion Selbstvertrauen. Wichtig ist aber, dass wir weiter auf uns statt auf die Konkurrenz schauen und diesen Lauf fortsetzen. Die nächsten Wochen werden entscheidend.

Wie erklären Sie sich Reals Aufschwung?

Kroos: Zunächst einmal ist jeder Einzelne Schritt für Schritt besser in Form gekommen. Man sieht aber auch, dass wir wieder mehr als Mannschaft agieren, viel geschlossener arbeiten als in der Hinrunde. Das fängt schon beim Anlaufen des Gegners an. Wir gehen vorne viel früher und aggressiver drauf. Wenn du es defensiv als Mannschaft gut machst, eroberst du viele Bälle. Dass wir im Spiel mit dem Ball nach wie vor die Ruhe und die Qualität haben, zeigt sich aktuell. Das tut jedem Einzelnen gut. Über solche Erfolgserlebnisse gewinnst du nach und nach auch an mentaler Stärke.

Toni Kroos: "Real zu managen, ist brutal schwierig"

Wie viel Anteil daran gebührt Santiago Solari? Er tritt – ähnlich wie sein Vorvorgänger Zinedine Zidane – ruhig und mit kurzen, aber klaren Ansprachen auf.

Kroos: Ich werde keine Vergleiche anstellen. Aber ein Trainer steht natürlich für das, was seine Mannschaft auf dem Platz zeigt. Er gibt die Taktik, er gibt die Richtung vor. Und gerade in den vergangenen Wochen hat er immer wieder gesagt, dass wir unsere Gegner früher und mit höherer Intensität attackieren müssen. Das setzen wir aktuell gut um.

Solari trifft unpopuläre Personalentscheidungen: Einige namhafte Spieler wie Isco oder Marcelo sitzen häufiger auf der Bank.

Kroos: Bei einem Verein wie Real Madrid hast du 20 Top-Spieler im Kader. Das zu managen, ist brutal schwierig. Er scheut sich nicht davor, harte Entscheidungen zu treffen und diese am Ende auch durchzuziehen.

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Sie selbst waren zuletzt auch nicht immer mit von der Partie, standen beim letzten Heimspiel, dem 3:0 gegen Deportivo Alaves, nicht im Kader. Welche Gründe hatte das?

Kroos: Ich hatte im Dezember Knieprobleme und wollte so schnell wie möglich zurückkommen, um die Klub-WM zu spielen. Anfang Januar hatte ich dann einen kleinen Faserriss in den Adduktoren und damit musste ich drei, vier Spiele pausieren. Das ging leider nicht anders. Im Anschluss habe ich aus der Verletzung kommend relativ schnell viele Minuten gespielt. Dann mal ein Spiel wegzulassen, ist genau richtig. Einerseits rückblickend auf die vorherige Verletzung, andererseits vorausschauend auf die wichtigen Aufgaben in der vergangenen Woche mit dem Clasico und dem Derby sowie auf die anstehenden Champions-League-Spiele. Die Kommunikation mit dem Trainer ist hervorragend.

Real Madrid: Toni Kroos erwartet knifflige Spiele gegen Ajax Amsterdam

Im Achtelfinale wartet Ajax Amsterdam. Eine junge, hungrige Mannschaft, die darauf brennt, den dreifachen Titelverteidiger rauszuhauen. Wie gehen Sie diese Aufgabe an?

Kroos: Dass Ajax uns mit maximaler Motivation begegnen wird, ist normal und erwarten wir auch. Es werden zwei knifflige Spiele. Sie haben gegen Spitzenmannschaften wie die Bayern gezeigt, wie stark und talentiert sie sind. In den letzten Jahren waren wir glücklicherweise aber immer voll da, als es in der Champions League darauf ankam – egal, gegen welchen Gegner. Anders hätten wir den Titel nicht dreimal in Folge gewonnen. Und deshalb gehe ich davon aus, dass wir es auch diesmal wieder schaffen, voll da zu sein. Erstens sind wir nach den positiven Ergebnissen zuletzt gut drauf und zweitens gibt es überhaupt keinen Grund, Ajax zu unterschätzen.

Kommen wir zu einem anderen Thema: Sie interessieren sich sehr für die NBA, sind ein glühender Fan der Dallas Mavericks. Wie haben Sie den Trade-Wahnsinn der letzten Wochen erlebt?

Kroos: Ich bin natürlich immer informiert. Das ist schon ein Wahnsinn, den man sich, übertragen auf den Fußball, gar nicht vorstellen kann. Ich habe das Spiel der Mavs geschaut, wo Harrison Barnes während des Spiels getradet wurde und deshalb das letzte Viertel nicht mehr zu Ende spielte. Das ist schon ein bisschen übertrieben und für uns Europäer ein ungewöhnliches Business, hält den Unterhaltungswert aber definitiv hoch.

Was trauen Sie dem neuen Mavs-Kader zu?

Kroos: Die Mavs haben sich zukunftsmäßig sicherlich nicht verschlechtert. Für den Moment aber wahrscheinlich schon, weil Kristaps Porzingis in dieser Saison wohl nicht mehr spielen kann. Aber ich glaube, wenn du so einen Spieler holen kannst, der im Normalfall einige Jahre da ist und das Zeug hat, eines Tages vielleicht Dirk (Nowitzki) zu ersetzen, dann musst du es machen. Ich denke, dass die Verantwortlichen da auch vorausschauend entschieden haben, weil es in dieser Saison wohl eher schwierig mit den Playoffs wird.

Luka Doncic wird regelrecht gehypt. Sie kennen Ihn ja noch persönlich aus Madrid. Wie begeistert sind Sie von dem Jungen?

Kroos: Für uns in Europa läuft die NBA natürlich nicht immer zur christlichsten Uhrzeit. Ich habe zuletzt aber die Möglichkeit gehabt, mir drei, vier Spiele in voller Länge anzusehen und muss sagen, dass der Hype um ihn vollkommen berechtigt ist. Ich sehe keine Limits bei ihm. Er kann einfach alles: Werfen von draußen, Mitteldistanz bis zum Korb. Er kann sich auch in jeder Millisekunde umentscheiden, weil er gefühlt das ganze Parkett im Blick hat. Ein fantastischer Spieler.

Für Dirk Nowitzki ist es wohl die letzte Saison. Was haben Sie sich für Ihr Leben als Sportler von ihm abgeschaut?

Kroos: Dass man, egal, welchen Erfolg man hat, immer ein ganz normaler Typ bleiben kann. Das kann sich Dirk ganz groß auf die Fahne schreiben. Und dass man versuchen sollte, so lange wie möglich Spaß am Sport zu haben. Sonst würde er jetzt sicherlich nicht mehr Basketball spielen. Man merkt einfach, dass er immer noch Spaß an dem hat, was er macht  - und wenn er nur zehn Minuten spielt. Ich finde es schön, dass er das so genießt.

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