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Pascal Reinhardt im Exklusiv-Interview: Der Sprung ins Abenteuer


EXKLUSIV

Von den Stuttgarter Kickers über den FC Bayern München  nach Neuseeland - mit nur 24 Jahren ist Pascal Reinhardt bereits weit gereist. Immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen musste der mittlerweile 24-Jährige einen außergewöhnlichen Weg einschlagen.  Goal  sprach mit ihm über Erfolge, die Schattenseiten des Profi-Geschäfts und das Abenteuer seines Lebens.

Herr Reinhardt, hinter Ihnen liegt eine spannende Zeit. Haben Sie sich in Deutschland denn schon wieder zurechtgefunden?

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Pascal Reinhardt: Ja, ich wurde von meiner Familie und meinen Freunden hier wieder sehr gut aufgenommen. Anfangs hatte ich noch ein paar Probleme mit der Zeitumstellung. Aber ansonsten ist es wirklich so, als wäre ich nie weg gewesen.

Werfen wir einen Blick zurück auf Ihre Karriere: Sie sind 2011 als 18-Jähriger aus der U19 der Stuttgarter Kickers in die zweite Mannschaft von Bayern München gewechselt. Mit welchen Erwartungen sind Sie an die Sache herangegangen?

Reinhardt: Bayern war für mich von klein auf ein Traum und mein Lieblingsverein. Natürlich geht man als junger Spieler mit dem Ziel heran, das Höchstmögliche zu erreichen und irgendwann für die Profis zu spielen. Gleichzeitig wollte ich mir nicht zu viel Druck machen und so viel wie möglich mitnehmen. Leider konnte ich meine Ziele nicht ganz erreichen, bereut habe ich den Schritt jedoch nie.

Woran lag es, dass der große Durchbruch in München nicht gelungen ist?

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Reinhardt: Das ist schwer zu sagen. Im ersten Jahr habe ich noch regelmäßig gespielt, dann kam die schlimme Verletzung. Im Training habe ich mir bei einem Zusammenprall mit dem Torwart eine Pneumotorax, also eine schwere Lungenverletzung, zugezogen und fiel vier Monate aus. Danach hat mich ein Leistenbruch zurückgeworfen. In der Sommerpause kam mit Mehmet Scholl ein neuer Trainer, der nicht auf mich gebaut hat. Woran es genau gelegen hat, weiß ich bis heute nicht. Obwohl ich zwischenzeitlich sogar bei den Profis dabei war, hat Scholl mir nie wirklich eine Chance gegeben.

Sie haben in München damals zusammen mit Emre Can gespielt. Er hat sich mittlerweile beim FC Liverpool als Stammspieler etabliert. War zu dieser Zeit schon abzusehen, was er für eine Karriere hinlegen würde?

Reinhardt: Ja, absolut! Ich stehe heute noch in Kontakt mit Emre. Schon damals hat man gesehen, welch großartiger Fußballer er ist. Er hatte außergewöhnliche Qualitäten am Ball und war körperlich schon sehr weit. Dass er den Sprung zu den Profis schaffen würde, war abzusehen.

Wie geht es ihm denn in Liverpool? Kommt er gut klar mit Jürgen Klopp?

Reinhardt: Ja, sehr gut sogar. Es ist natürlich praktisch, wenn man einen deutschsprachigen Trainer hat. Ich habe vor Kurzem auch Loris Karius, mit dem ich noch aus meiner Mainzer Zeit sehr gut befreundet bin, in Liverpool besucht. Sie beide fühlen sich wohl in England.

Nach eineinhalb Jahren haben Sie Bayern schließlich verlassen. Es folgten Stationen in Mainz, Homburg und Ulm. Trotz zwischenzeitlich guter Leistungen haben Sie es nirgendwo wirklich lange ausgehalten. Woran lag das?

Reinhardt: Nachdem ich unter Mehmet Scholl keine regelmäßigen Einsätze bekommen habe, wollte ich einfach wieder Fußball spielen. Ich war schließlich noch ein junger Spieler und brauchte Spielpraxis. Deshalb bin ich nach Homburg gewechselt. Nach eineinhalb guten Jahren lag mir dann ein Angebot von Mainz 05 vor. Sie wollten mich für ihre zweite Mannschaft verpflichten und boten mir eine Perspektive in den Profibereich. In Mainz habe ich anfangs auch regelmäßig gespielt, bis ich mir im Winter eine schwere Sprunggelenksverletzung zugezogen habe. Diese hat mich ein Jahr lang zum Zuschauen verdammt. Das war rückblickend vielleicht der Genickbruch in meiner Karriere.

Dämmerte Ihnen zu dieser Zeit, dass der Körper womöglich nicht für den Profi-Fußball geeignet ist?

Reinhardt: Es ist unheimlich bitter, wenn die Kollegen trainieren oder ein Spiel bestreiten und man selbst arbeitet fünf Stunden alleine in der Reha. Natürlich macht man sich irgendwann über solche Dinge Gedanken. Ich habe nie aufgegeben und immer daran geglaubt, dass noch etwas möglich ist und hart dafür gearbeitet.

Wie kam dann der Kontakt nach Neuseeland zustande?

Reinhardt: Waitakere hat einen deutschen Co-Trainer, außerdem gab es dort noch einen deutschen Spieler, den ich noch von früher kenne. Der Verein hat dringend einen Stürmer gesucht – so kam der Kontakt zu mir zustande. Anfangs war ich natürlich stutzig, schließlich ist Neuseeland nicht wirklich um die Ecke. Nach einigen Gesprächen mit meiner Familie habe ich dann den Sprung ins Abenteuer gewagt und es war definitiv die richtige Entscheidung.

Ihre Auftritte in den sozialen Netzwerken erwecken den Eindruck, dass Sie ein leidenschaftlicher Surfer sind. Dafür ist Neuseeland mit Sicherheit ein Paradies, oder?

 

#thelifeofreini #surferboy #4weekstogo

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Reinhardt: Ja, und wie! Natürlich spielte für mich der Fußball dort auch eine große Rolle. Vor allem war ich jedoch vom Land an sich begeistert. Die Menschen dort waren unheimlich freundlich, ich habe direkt am Meer gewohnt und konnte Baden, wann ich wollte. Es war einfach einmalig.

In Deutschland ist die Geschichte von Thomas Broich relativ populär. Er wechselte 2010 ebenfalls nach Übersee, lief ab dann in Australien auf und wurde zum großen Star. War seine Geschichte eine Art Vorbild?

Reinhardt: Wie er wollte ich auch ein anderes Land kennenlernen. Ich wollte ein Abenteuer wagen. In Deutschland ging es für mich auch nicht mehr wirklich weiter. Ich hatte durch meine Verletzungen zur falschen Zeit sehr viel Pech.

An welche Dinge muss man sich in Neuseeland gewöhnen? Was hat am anderen Ende der Welt am meisten überrascht?

Reinhardt: Zunächst hat mich der Fußball an sich überrascht. Er ist im Vergleich zu Deutschland wesentlich physischer und weniger von Taktik geprägt. Anfangs musste ich mich natürlich auch noch an das Klima gewöhnen, so wurde die Sonnencreme während meiner Zeit dort mein ständiger Begleiter.

Stimmt die Geschichte, dass Sie gleich am Tag der Ankunft in Neuseeland für Waitakere debütiert haben?

Reinhardt: Fast! Ich bin damals an einem Freitag angekommen und habe am gleichen Tag noch mit dem Team trainiert. Am Samstag stand ich dann gleich auf dem Platz, mein erstes Spiel - für die Eingewöhnung hatte ich also nicht viel Zeit.

Mit Waitakere haben Sie um den Titel in Neuseeland mitgespielt. Trotz eines Dreierpacks von Ihnen war im Halbfinale der Play-offs im Elfmeterschießen Schluss. Ist die verpasste Chance mittlerweile verdaut?

Reinhardt: Mehr oder weniger. In den ersten Tagen nach dem Spiel konnte ich es noch immer nicht glauben, auch heute ist es noch sehr bitter. Auf eine solche Art und Weise auszuscheiden, das habe ich noch nie erlebt. Für mich wäre es natürlich das i-Tüpfelchen gewesen, wenn wir den Titel geholt hätten, aber man kann es nicht ändern.

Nun sind Sie wieder zurück in Deutschland. Können Sie sich vorstellen, noch einmal nach Neuseeland zu gehen?

Reinhardt: Ich habe noch immer Kontakt zum Trainer dort, er würde mich gerne im Oktober wieder zurückholen. Momentan ist es keine Option, aber eine Rückkehr ist natürlich noch immer im Hinterkopf. Ich würde es nicht ausschließen, man soll schließlich niemals nie sagen …

Gibt es denn schon irgendwelche Pläne für die nächsten Karriereschritte?

Reinhardt: Während ich in Neuseeland war, war ich natürlich weg vom Radar. Mein Berater steht mit einigen Klubs in Kontakt, etwas Konkretes gibt es allerdings noch nicht. Am Ende muss das Gesamtpaket passen.

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