Söyüncü, Mor und Co: So läuft es bei den größten türkischen U23-Talenten, die im Ausland spielen

Der erst 19-jährige Muhammed Kiprit ist im Sturmzentrum zuhause. In Berlin geboren, ist der Angreifer mittlerweile seit der U17 für die Hertha aktiv. In der vergangenen Saison schoss er die A-Junioren der Alten Dame mit 26 Treffern zur deutschen Meisterschaft, ehe er nun den Durchbruch im Profibereich schaffen will.

Im Juli 2018 gab es dabei gute Nachrichten für den 1,82-Meter-Mann: Der Hauptstadtklub stattete ihn nämlich mit einem Profivertrag aus, der bis 2021 datiert ist. Coach Pal Dardai und Manager Michael Preetz sind voll des Lobes für Kiprit, der durch seinen Einsatzwillen und seine Kaltschnäuzigkeit im Training der Profis bereits Eindruck hinterlassen hat.

Auch wenn es aktuell noch nicht für ein Profidebüt gereicht hat, für Hertha II in der Regionalliga Nordost läuft's schon ganz ordentlich. Seine aktuelle Ausbeute liegt bei sechs Treffern in 16 Spielen. Im November 2018 debütierte er zudem für die türkische U21-Nationalmannschaft.

Ein noch eher unbekannter Name ist der von Ahmed Kutucu. Der 18-jährige Angreifer hat türkische Wurzeln, ist aber in Gelsenkirchen geboren. Dort, genauer gesagt beim FC Schalke 04, hat Kutucu einen Großteil seiner fußballerischen Ausbildung genossen. Mittlerweile geht er für die U19 von Königsblau in der A-Junioren Bundesliga West auf Torejagd.

Einen Profivertrag beim Team von S04-Coach Domenico Tedesco hat Kutucu zwar noch nicht, dennoch gab ihm Tedesco schon zweimal die Chance, sich in der ersten Mannschaft zu beweisen. Den Traum vom ersten Bundesligatreffer erfüllte sich Kutucu am 17. Spieltag gegen den VfB Stuttgart.

Für die U19 der Türkei gab er bei der EM 2018 sein Debüt, wurde aber seit einer Sprunggelenksverletzung im September nicht mehr nominiert.

Seinen Wechsel zu Leicester City in die Premier League hatte sich Caglar Söyüncü im Sommer 2018 möglicherweise etwas anders vorgestellt. 21,1 Millionen Euro Ablöse überwiesen die Foxes seinerzeit an den SC Freiburg. Auch wenn Söyüncü weiter zu den vermeintlich abgeklärtesten Defensivspielern der Türkei zählt, hat er in Leicester noch überhaupt nicht Fuß gefasst. 281 Minuten durfte er seit seinem Transfer auf die Insel Premier-League-Luft schnuppern.

Nach einem Muskelfaserriss zu Saisonbeginn weilte der 22-Jährige zeitweise sogar bei der U23 Leicesters, für die er drei Pflichtspiele lang auf dem Feld stand. Ganz anders sieht's dagegen bei der türkischen Nationalmannschaft aus: Ist Söyüncü mit dabei, dann darf der Ex-Freiburger auch immer über die volle Distanz ran. Wie lange wird das wohl so sein, wenn der Innenverteidiger in Leicester nur Dauerreservist ist?

Mert Müldür ist gebürtiger Wiener, darf sich aber seit Oktober 2018 als türkischer A-Nationalspieler bezeichnen. Gegen die Ukraine (0:0) wirkte der Rechtsverteidiger unter Nationaltrainer Mircea Lucescu im Test 85 Minuten mit - und machte seine Sache dabei gut.

Auch sonst läuft für den 19-Jährigen alles nach Plan: Seit Juli des vergangenen Jahres steht er im Profikader von Rapid Wien und hat sich dort auf der rechten Abwehrseite festgespielt. Müldür und seine Teamkollegen stehen in der österreichischen Bundesliga zwar nur auf Rang acht, schafften aber den Sprung in die nächste Runde der Europa League.

23 Pflichtspiele absolvierte der Defensivspieler in dieser Saison bereits. Dabei gelang ihm ein immens wichtiger Treffer beim 2:1-Erfolg bei Spartak Moskau, der den Weg in die nächste Euro-League-Runde ebnete. Der flexibel einsetzbare Verteidiger hat bei den Wienern noch ein Arbeitspapier bis 2021.

Zeki Celik verließ seinen langjährigen Jugendverein Bursaspor im Sommer 2016, um zu Drittligist Istanbulspor zu wechseln. Dort sammelte der heute 21-Jährige einiges an Erfahrungen und Selbstvertrauen, um für größere Aufgaben gewappnet zu sein. Im Sommer des vergangenen Jahres dann die einschneidende Veränderung: Celik verließ sein Heimatland und schloss sich dem französischen Erstligisten OSC Lille an. Die richtige Entscheidung, wie sich rund acht Monate später feststellen lässt.

Celik zählt beim aktuellen Tabellenzweiten zum absoluten Stammpersonal und verpasste in der laufenden Saison exakt 29 Ligue-1-Minuten. Auch wenn ihm bis dato noch kein eigener Treffer gelungen ist, zeigte der 21 Jahre alte Rechtsverteidiger bereits, dass er sich durchaus am Offensivspiel Lilles beteiligen kann. Vier Torvorlagen hat er aktuell auf dem Konto stehen. In der A-Nationalelf wird er dagegen nur sporadisch eingesetzt. Seit seinem Debüt im Juni war er viermal für sein Heimatland aktiv.

Ein waschechter Mittelstürmer, so darf man Umot Bozok mit Fug und Recht bezeichnen. Der 22-Jährige ist zwar in Frankreich geboren, agiert aber dennoch für die türkische U21-Nationalmannschaft (fünf Spiele, drei Treffer). In seiner "zweiten Heimat" Frankreich fühlt er sich dennoch wohl, sodass er nach dem FC Metz und Athletico Marseille nun bei Olympique Nimes aktiv ist. Seit 2017 kickt er für den Klub aus dem Süden Frankreichs und hat dort gleichzeitig einen Kontrakt bis 2020 unterzeichnet.

Mit 24 Treffern in 36 Ligaspielen katapultierte Bozok seinen neuen Arbeitgeber in der vergangenen Spielzeit zum Aufstieg in die Ligue 1, wo es nun gegen den Abstieg geht. Dies liegt auch daran, dass der junge Türke derzeit etwas Ladehemmung hat. Nur zwei Treffer und vier Vorlagen zur Winterpause sind so gar nicht nach dem Geschmack von Bozok. Es wird spannend zu sehen, ob der 1,78 Meter große Angreifer im neuen Jahr seinen Durchbruch in der französischen Beletage schaffen kann.

Yusuf Sari ist auf der Außenbahn zuhause, wo er seine Schnelligkeit am besten ausspielen kann. Der 20 Jahre alte Türke ist im französischen Martigues geboren und steht derzeit beim Top-Klub Olympique Marseille unter Vertrag. Weil er sich seit seinem Sprung in die Profimannschaft im November 2017 bei OM nicht so recht durchsetzen konnte, soll nun ein Leihtransfer dem quirligen Flügelspieler helfen, den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu gehen.

Beim französischen Zweitligisten Clermont Foot wird es seit Beginn der Leihe aber keinesfalls leichter für den Linksfuß. 201 Ligue-2-Minuten in neun Spielen sind für ein hoffnungsvolles türkisches Nachwuchstalent nicht gerade viel. Nur einmal durfte der junge Türke in der Startelf seines Arbeitgebers ran, ansonsten reichte es nur zu Kurzeinsätzen. In der U21 der Türkei kommt Sari auch nur zeitweise zum Einsatz, zuletzt im November bei den beiden Tests gegen Schottland und Norwegen.

Mit am weitesten in seiner Entwicklung ist der 21-jährige Enes Ünal. Nach Engagements bei Manchester City, KRC Genk, NAC Breda, Twente Enschede, dem FC Villareal und UD Levante ist der Mittelstürmer derzeit im Trikot von La-Liga-Klub Real Valladolid unterwegs. Glänzen konnte er aber vor allem während seiner Zeit in der Eredivisie, als er für Enschede in 32 Ligaspielen 18-mal einnetzte. In 16 Partien für Valladolid gelangen ihm aktuell drei Tore und ein Assist, was seinem aktuellen Arbeitgeber fünf wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg einbrachte.

Der aus Bursa stammende Ünal wird nach Ende der Saison aber zum FC Villareal zurückkehren, der ihn im Sommer 2017 für 14 Millionen Euro von den Citizens nach Spanien holte. Nachdem Ünal bereits im Alter von 17 Jahren für die türkische A-Nationalelf debütierte, musste er in der jüngsten Vergangenheit vermehrt auf der Reservebank Platz nehmen. Dies will der 21-Jährige im neuen Jahr 2019 ändern.

Das kleine Krisenkind unter den türkischen U23-Talenten ist Emre Mor. Als Wunderkind zum BVB gekommen, ist der 21-Jährige nun auch bei seinem aktuellen Arbeitgeber Celta Vigo kaum mehr ein Thema. Der in der Offensive flexibel einsetzbare 97er-Jahrgang konnte in Dortmund nicht mit Konstanz glänzen und wollte ursprünglich in Vigo einen neuen Anlauf starten.

Doch was sich beim BVB abzeichnete, setzte sich nun auch in Spanien fort. Aufgrund der Fülle an Einzelaktionen sowie seines fehlenden Spielverständnisses musste der junge Türke immer öfter auf der Ersatzbank Platz nehmen. Die Konsequenz: In der Saison 2018/19 kommt der 21 Jahre alte Linksfuß auf gerade einmal 376 Pflichtspielminuten. Zudem wurden im August Gerüchte laut, dass sich auch seine Mitspieler von ihm abgewandt haben sollen. Der große Durchbruch des Emre Mor lässt also noch weiter auf sich warten.

Mit Cengiz Ünder hat die Roma ein echtes Juwel in ihren Reihen. Der talentierte Flügelspieler ist in seiner zweiten Saison in der Ewigen Stadt aus der Startformation von Eusebio Di Francesco fast nicht mehr wegzudenken. Ünder verpasste nur zwei Spiele der Hinrunde in der Serie A. Der Transfer von Basaksehir nach Rom hat dem Linksfuß in jedem Fall gut getan, sodass auch andere Top-Klubs in Europa auf ihn aufmerksam wurden, unter anderem der FC Bayern.

In Rom glänzt der 21-Jährige sowohl als Torschütze als auch als Vorlagengeber. Drei Treffer und sechs Assists stehen bislang zu Buche, nach der Winterpause sollen es noch viel mehr werden. Mit 21 Jahren hat er zudem schon elf Champions-League-Spiele auf dem Buckel, in denen er sogar sieben Scorerpunkte sammelte.

Seit 2016 ist er außerdem türkischer Nationalspieler und gilt seither als essenzieller Bestandteil im Team. In mittlerweile 17 Länderspielen netzte er viermal ein.