Roméo Lavia: Deshalb stehen die Premier-League-Topklubs Schlange für Southamptons Supertalent

Wenn man Lavia auf dem Platz genau beobachtet, erkennt man schnell, dass er fußballerisch gut ausgebildet wurde. Der junge Mann aus Brüssel mit ghanaischen Wurzeln kam mit acht Jahren zum RSC Anderlecht und durchlief dort alle Jugend-Jahrgänge - bis Manchester City ihn 2020 kurz nach seinem 16. Geburtstag nach England holte.

Dort lebte er sich schnell ein. Bei seiner Ankunft war er noch relativ klein, mittlerweile ist er fast 1,80 Meter groß. Dank seiner Ruhe am Ball und Umsichtigkeit wurde er ins defensive Mittelfeld gesteckt.

Mit Citys 'Elite Development Squad' (EDS) holte er den Titel in der Premier League 2 in den Jahren 2021 und 2022 - unter anderem mit Cole Palmer, James McAtee, und Liam Delap. Samuel Edozie, Gavin Bazunu und Juan Larios waren auch mit dabei - und die Drei gingen zusammen mit Lavia im Sommer zu Southampton.

Wie sich Lavia in Southampton schnell eingewöhnt hat und was er in dieser Saison in seinen wettbewerbsübergreifend 33 Einsätzen geleistet hat, ist beeindruckend.

Das Lernen von City-Mittelfeldspieler Fernandinho war vor einigen Jahren besonders hilfreich für ihn. In einem Interview mit GOAL erklärte Lavia 2021, dass der Brasilianer, der auf derselben Position wie er im defensiven Mittelfeld spielt, zum Vorbild für ihn wurde: "Ich habe mir viel von Fernandinho und Busquets abgeschaut", sagte Lavia. "Diese Beiden haben das Spiel als Sechser geprägt. Fernandinho weiß genau, was er tut - er rennt nicht nur, um zu rennen. Er ist so etwas wie das Gehirn der Mannschaft. Wenn man jung ist, will man rennen - links vorbei, rechts vorbei - aber er weiß, was die Mannschaft braucht. Also ist er nicht so viel unterwegs, aber trotzdem effektiv. Das ist etwas, was ich von ihm gelernt habe."

In Southampton musste Lavia in große Fußstapfen treten. Er wurde der Ersatz für Oriol Romeu, der sieben Jahre lang im Mittelfeld der Saints gespielt hatte, aber im September überraschend an Girona verkauft wurde.

Romeu war für seine robuste Spielweise und seine Ruhe am Ball bekannt - und es wurde schnell deutlich, dass Lavia, obwohl er ein anderer Spielertyp ist, viele Ähnlichkeiten mit dem Spanier aufwies. Die Gelassenheit, die er trotz seines jungen Alters ausstrahlte, und seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen und den Ball zu halten, machten ihn bei Fans und Mitspielern sofort beliebt.

"Man sieht deutlich, dass er es drauf hat", sagte Kapitän James Ward-Prowse schon im vergangenen September. "Man erkennt sofort seine Qualität, den Einsatz und die Unerschrockenheit, die diese jungen Spieler haben. Sie wollen den Ball haben, sie wollen sich einbringen. Es ist toll, das zu sehen. Und es liegt an uns als ältere, erfahrene Spieler, den jungen zu helfen."

Einige City-Verantwortliche waren überrascht, als bekannt wurde, dass Lavia den Verein im Sommer 2022 verlassen wird. Viele hatten erwartet, dass die Skyblues ihn in die erste Mannschaft hochziehen würden. Aber stattdessen holten sie Kelvin Phillips für 50 Millionen Euro von Leeds United.

Noch mehr Aufsehen erzeugte aber eine irre Aktion des FC Chelsea: Nur wenige Wochen nach Lavias Wechsel nach Southampton boten sie den Saints einen Deal an - sie wollten ihnen mehr Geld geben, als sie gerade erst selbst für den Belgier ausgegeben hatten. "Ich werde das nie verstehen", sagte der damalige Southampton-Trainer Hasenhüttl. "Sollen die Spieler doch erstmal eine gute Saison spielen. Ich erinnere mich, dass man zu meiner Zeit zwei oder drei gute Jahre brauchte, bevor die Leute eine gute Meinung von jemandem hatten. Jetzt reichen drei oder vier Spiele aus!"

Der Ex-Trainer von RB Leipzig fuhr fort: "Gebt ihm einfach Zeit, bleibt ruhig. Ich weiß, dass wir Stars haben und ausbilden wollen. Aber das hier hilft den Spielern nicht, sehr oft passiert das Gegenteil. Deshalb versuche ich, die Jungs auf dem Boden zu halten und sie einfach ihre Arbeit machen zu lassen."

Das Angebot des FC Chelsea, das 62 Millionen Euro betragen haben soll, wurde von Southampton abgelehnt - doch Chelsea bleibt weiterhin interessiert. Ihr Vize-Chef für Talententwicklung, Joe Shields, war einer derjenigen, die Lavia nach Southampton brachten.

Auch der FC Liverpool hat die Entwicklung Lavias registriert. Die Reds werden in diesem Sommer ihr Mittelfeld neu aufstellen. Auch Alexis Mac Allister von Brighton und Mason Mount vom FC Chelsea sollen kommen. Die beiden sind schon etwas erfahrener - da könnte Jungspund Lavia eine gute, talentierte Ergänzung sein.

Eine starke Leistung gegen die Reds an diesem Wochenende könnte seine Aussichten auf einen Wechsel an die Anfield Road verbessern.

Für 46 Millionen Euro könnte Lavia direkt wieder zurück zu den Citizens wechseln. Denn diese haben bei seinem Verkauf nach Southampton eine Rückkaufklausel in den Vertrag eingebaut. Diese gilt jedoch erst ab Sommer 2024.

Auch City-Trainer Pep Guardiola lobte den Belgier vor dessen Abgang in den höchsten Tönen: "Ich bin wirklich beeindruckt von dem, was Roméo geleistet hat und was er immer noch tut", sagte er. "Wir hatten und haben eine unglaubliche positive Meinung von ihm. Wir haben darüber nachgedacht, ihn zu behalten, aber vielleicht würde er bei uns nicht so viele Minuten bekommen, wie er sie in Southampton bekommt. Es ist sehr wichtig, schon in diesem Alter in der Premier League Erfahrung zu sammeln."

Aufgrund seines Alters und des Abstiegs mit Southampton gibt es aber natürlich auch Zweifel, ob Lavia schon in diesem Sommer bereit für den nächsten Schritt in seiner Karriere ist.

Sogar Trainer Ruben Selles, der seit der Entlassung von Nathan Jones im Februar für die Saints verantwortlich ist, hat Vorbehalte: "Roméo hat alle Qualitäten, um ein großer Spieler zu werden, aber ich glaube nicht, dass er schon so weit ist", sagte er kürzlich. "Ich habe mit vielen Talenten gearbeitet. Um den nächsten Schritt zu machen, muss er mehr Dominanz zeigen, mehr Dominanz im Ballbesitz, mehr Führung auf dem Platz - wenn er das werden will, was alle ihm voraussagen." Oder hat Selles das nur gesagt, um Lavia bei Southampton halten zu können?

Was die Statistiken angeht, so steht Lavia in einigen Bereichen gut da - er ist einer der besten Mittelfeldspieler der Premier League, wenn es um gewonnene Zweikämpfe geht. Aber es bleibt das Gefühl, dass er sich mit dem Ball am Fuß noch weiter verbessern muss.

Wenn Lavia in einer besseren Mannschaft als Southampton spielen würde, könnte er seine Leistungen natürlich leichter steigern. Und dem Interesse der Top-Klubs nach zu urteilen, wird es nicht mehr lange dauern, bis er diese Chance hat.