Mehr Geld und lockere Regeln: Die MLS will vom Hype um Lionel Messi profitieren

Ob wir nun in 10, 20, 50 oder 100 Jahren zurückblicken - die MLS-Saison 2023 wird immer ein Highlight bleiben. Es ist das Jahr, das in der Geschichte der MLS immer etwas Besonderes sein wird. Ein Jahr, das den US-Fußball grundlegend verändert hat. Denn Lionel Messi hat sich 2023 für die MLS entschieden.

Die Frage ist nun allerdings, wie die Liga vom Hype profitieren kann. Wie lange wird der Hype noch gehen? Wie sehr wird sich die Liga verändert haben, wenn Messi eines Tages abtritt

Diese Fragen stellen sich nun kurz vor der Saisonpause, in der es für die Liga darum gehen wird, das Maximale aus der Messi-Mania herauszuholen. Wie kann ihr das gelingen?

  • Lionel Messi Inter Miami 2023-24Getty Images

    Messi-Mania

    Als Messi bei Inter Miami unterschrieb, war das für die Liga etwas Außergewöhnliches. In anderer Hinsicht war es jedoch eine bekannte Story für jeden, der die Liga in den letzten zehn Jahren verfolgt hat, auch wenn Messi nun der bislang bekannteste Name war.

    In der MLS gibt es nach wie vor eine Gehaltsobergrenze. Die Zahl der Designated Players, also der Spieler, die diese überschreiten dürfen, ist nach wie vor begrenzt.

    Wir befinden uns jetzt in einer ähnlichen Phase wie damals, als David Beckham, nun Messis Chef bei Inter Miami, die Liga bei LA Galaxy veränderte. Doch Beckham machte die MLS nur zu einem beliebten Ziel für alternde Stars. Messi hingegen hat dafür gesorgt, dass das Interesse an der Liga so groß wie nie zuvor ist.

    "Die Tragweite seiner Entscheidung, in die MLS zu gehen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden", sagte MLS-Boss Don Garber. "Wir sind jetzt nicht nur Gesprächsstoff in der Sportwelt, sondern eine der größten Storys der Welt. Die Augen sind jetzt auf die Major League Soccer gerichtet, denn der beste Spieler aller Zeiten ist hier und hat bei uns Erfolg."

    Bekannte Namen wie Luis Suárez, Antoine Griezmann, Hirving Lozano, Alexandre Lacazette, Luka Modric und Olivier Giroud gehören zu den Spielern, die nun mit einem Wechsel in die MLS in Verbindung gebracht werden. Im Januar-Transferfenster wird es weitere Gerüchte geben. Und auch im Sommer 2024 könnten weitere Stars in die USA gehen, nachdem sie bei der Copa América oder der EM aufgelaufen sind.

    Um diese Spieler unter Vertrag nehmen zu können, müssen die Teams sie allerdings in die Gehaltsstruktur der Liga einpassen. Kurz vor Beginn der Saisonpause ist aber noch unklar, wie das neue Gehaltsgefüge der Liga aussehen wird.

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  • Messi Beckham 2023Getty

    Zwei Lager bei den MLS-Eigentümern

    Um zu verstehen, warum die MLS aktuell so aufgestellt ist, wie sie es ist, muss man wissen, dass die Liga bereits mehrmals gescheitert ist. Alle vorherigen Fußball-Ligen in den USA waren gescheitert - vor allem, weil es keine Begrenzung bei den Ausgaben gab. Die Teams haben so viel Geld ausgegeben, dass sie selbst in den Ruin trieben, denn die Zeit war damals noch nicht reif für Soccer. Die MLS wollte nicht denselben Fehler machen - auch 30 Jahre nach ihrer Gründung hält sie sich an ihren Grundsätzen fest.

    Zudem sind die Eigentümer im Allgemeinen in zwei Lager gespalten. Die einen wollen die Grenzen austesten, viel Geld ausgeben und versuchen, mit den besten Klubs der Welt konkurrieren. Die anderen wollen ein stetiges Wachstum und eher bedächtig investieren.

    Diese Aufteilung in zwei Lager hat schon früher zu Problemen geführt. Es gab Debatten über Gehälter, Ablösesummen und sogar die Teamreisen. Die größten Vereine der Liga sind mehrfach erwischt worden, als sie die gemeinsam vereinbarten Regeln brachen, um sich Vorteile zu verschaffen. Einige Klub-Besitzer sind äußert ambitioniert - doch es gibt auch die anderen, die mit dem Hier und Jetzt durchaus zufrieden sind.

    Die sportliche Ausgeglichenheit hat der MLS seit ihrer Gründung gut getan, da alle Mannschaften eine realistische Chance haben, an der Spitze mitzuspielen. In dieser Liga gibt es kein Bayern München oder Manchester City, keine Superklubs, die jedes Jahr dominieren. Vor zwei Jahren war der FC Cincinnati noch das schlechteste Team der Liga; 2023 hat er die beste Bilanz in der regulären Saison - und das nicht, weil er viel, sondern weil er klug investiert hat.

    Die Liga fährt immer noch mit Stützrädern, aber mit Messi im Land scheint es an der Zeit, das Rad so weit zu fahren, wie es die Liga kann. Der erste Schritt dazu ist wohl die Lockerung der Regeln, um den Vereinen mehr Freiheit zu geben.

  • Lionel Messi Don Garber MLS 2023USA Today Sports

    Kein vierter Spieler pro Team, der die Gehaltsgrenze sprengen darf

    Liga-Boss Garber hat in seiner Rede zur Lage der MLS deutlich gemacht: Es mögen Änderungen anstehen, aber die Anzahl der Designated Player (der hochbezahlten Spieler) wird sich nicht ändern. Änderungen bei der Kaderzusammenstellung sind für die Klubs jedoch möglich.

    "Wir haben nicht vor, einen vierten Designated Player hinzuzufügen, aber es wird nach unserer Vorstandssitzung Ankündigungen geben. Wir werden einige spannende Dinge vorstellen", sagte Garber. "Aber all das muss erst den Klub-Eigentümern vorgelegt werden", ergänzte er

    Wird es eine große Erhöhung des Salary Caps geben? Werden die Teams mehr TAM (Geld von der Liga) erhalten, um flexibler zu sein? Wird sich die Liga weitere lustige Abkürzungen einfallen lassen, die es den Teams ermöglichen, bessere Spieler zu holen? Bald wissen wir mehr.

  • Ronaldo Messi splitGetty Images

    Die MLS will sich nicht mit Saudi-Arabien vergleichen

    Im Moment wird alles, was in der MLS passiert, sofort mit dem verglichen, was in Saudi-Arabien geschieht. Während die MLS 2023 ihren GOAT mit Messi bekam, hatte Saudi-Arabien ein paar Monate zuvor Cristiano Ronaldo als seinen GOAT verpflichtet. Und während die MLS nach dem Messi-Deal eher gemäßigt weitermachte, gingen die Vereine der saudischen Profiliga aufs Ganze, um aus der Ankunft des Portugiesen Kapital zu schlagen. Sie holten einige der bekanntesten Namen ins Land und sorgten dafür, dass es in der Pro League keine One-Star-Show gibt

    Seit der Kauforgie um Neymar, Sadio Mané, Karim Benzema und N'Golo Kanté haben viele auf eine Antwort der MLS gewartet. In Wahrheit kann und will die MLS jedoch nicht auf Ausgaben in dieser Größenordnung reagieren.

    "Ich denke, dass jede ambitionierte Liga die Entscheidungen treffen muss, die für sie sinnvoll sind, um zu versuchen, im globalen Wettbewerb ein Wörtchen mitzureden", sagte Garber USA Today. "Ich habe das schon so oft erlebt, und in einigen dieser Fälle hat es funktioniert. Im Fall von China hat es nicht funktioniert. Die Zeit wird zeigen, ob ihr Plan erfolgreich war oder nicht." In Richtung Saudi-Arabien sagte er: "Wir haben keine Angst davor und sind nicht besorgt darüber."

  • David Beckham Lionel Messi Inter MiamiGetty Images

    Jetzt ist die Zeit, um zu investieren

    Die anderen MLS-Teams werden vielleicht nicht alles daran setzen, um nach der Messi-Verpflichtung durch Miami nachzuziehen, aber klar ist, dass Veränderungen nötig sind. Auch die Liga selbst hat das eingesehen und will nun vom enormen Soccer-Interesse, das durch den Messi-Deal ausgelöst wurde, profitieren.

    Der erste Schritt in diese Richtung ist natürlich Star-Power. Die Fans lieben Stars. Messi ist natürlich das MLS-Aushängeschild. Aber nach Sergio Busquets und Jordi Alba werden wahrscheinlich auch andere Spieler mit dem argentinischen Star oder gegen ihn spielen wollen.

    Inter Miami wird sicherlich versuchen, seinen Kader vor der neuen Saison mit weiteren Stars zu verstärken. Bald wird wohl auch Luis Suarez nach Florida kommen, aber welche Möglichkeiten werden sich dem Klub noch bieten?

    Wenn es nach Beckham und seinen Miteigentümern ginge, würde Miami eine echte All-Star-Mannschaft werden, die mit den europäischen Top-Klubs mithalten kann. Doch das wird aufgrund der MLS-Regeln so schnell nicht klappen.

    Es geht aber nicht nur um die Stars. Die MLS als Ganzes muss sich in Sachen Qualität verbessern. Der gesamte Kader jedes Teams muss aufgewertet werden. Der erste Schritt ist, auf dem eigenen Kontinent mithalten zu können, auf dem es eine große Konkurrenz mit Mexikos Liga MX gibt - und dann bei der Klub-Weltmeisterschaft vielleicht in den Duellen mit Teams aus Europa und Südamerika mal ein Ausrufezeichen zu setzen.

    Mit Blick auf das Jahr 2024 hat die Liga viel zu bieten: volle Stadien, ein lukrativer Fernsehvertrag und Messi als Gesicht des Ganzen. Wenn die MLS jedoch im In- und Ausland weiter wachsen soll, muss die Qualität auf dem Platz einen großen Sprung nach vorne machen. Die Fans müssen davon überzeugt werden, dass das Produkt auf dem Spielfeld mindestens genauso gut ist wie das, was sie aus Europa im Fernsehen sehen können.

    Dieses Niveau anzuheben, ist natürlich leichter gesagt als getan, aber Geld ist dabei immer ein guter Anfang. Die Lockerung der Regeln und die Erhöhung der Ausgaben werden mit ziemlicher Sicherheit zu einem besseren Produkt führen. Nach der Verpflichtung von Lionel Messi ist die Liga in jedem Fall in einer viel besseren Position als noch in der Vergangenheit, damit das gelingen kann.

  • Lioner-Messi(C)GettyImages

    Messi, die Copa América 2024, die Klub-WM 2025 und die WM 2026

    Messi ist nur ein Teil des großen Plans. Er ist natürlich ein sehr, sehr großer Teil, aber es gibt noch viele andere Dinge, die den US-Fußball abheben lassen können.

    Die WM 2026 findet bald in den USA statt. Schon bei der ersten US-WM 1994 sorgte das Mega-Turnier für Millionen neuer Fußball-Fans im Land. Schon vorher gibt es im nächsten Jahr die Copa América, als kleinen Vorgeschmack auf die Weltmeisterschaft. Um die Frauen-WM 2027 bewerben sich die USA ebenfalls.

    Messi ist nur ein Puzzleteil im US-Fußball. Wahrscheinlich ist er nicht mal mehr da, wenn dieses Puzzle fertig ist, denn sein Vertrag in Miami läuft 2025 aus.

    "Ich würde nicht sagen, dass der wichtige Zeitpunkt kommt, wenn Lionel Messi die MLS verlässt", sagte Garber. "Es geht eigentlich darum, was wir bis 2027 erreichen wollen. Die ganze Welt wird bei der Weltmeisterschaft 2026 auf uns schauen. Was ist dann das Produkt, das wir liefern? Dieses Produkt besteht nicht nur aus den Spielern und den Spielen. Es ist alles, auch das um die MLS herum: die Liga selbst, das Format der Liga."

    Er führte aus: "Zunächst einmal hoffe ich, dass Lionel länger als bis 2025 bleibt. Unser Plan ist es, die Liga bis 2027 zu dem zu machen, was wir haben wollen."

    2027 ist in nur wenigen Wochen nur noch drei Jahre weg. Das mag wie eine lange Zeit wirken, aber bevor man sich versieht, ist es so weit. Wie wird die MLS dann aussehen? Wird man sie mit der Liga, die wir heute erleben, überhaupt noch vergleichen können?

    Vielleicht - vielleicht auch nicht. Aber auf jeden Fall stehen Veränderungen an, denn die MLS will die Ankunft von Messi nutzen und auf der Welle der Begeisterung in eine neue Zukunft reiten.