Kein Tor, kein Sieg in der WM-Qualifikation: Lionel Messis schwache Bilanz gegen Brasilien

Lionel Messi gilt als unaufhaltsam. Der achtmalige Gewinner des Ballon d'Or versetzt die gegnerischen Abwehrreihen regelmäßig in Angst und Schrecken. Nur wenigen Teams in der Geschichte gelang es, den trickreichen Argentinier dauerhaft auszuschalten.

Doch es gibt ein paar wenige Ausnahmen. Dazu gehört ausgerechnet Erzrivale Brasilien. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch trifft die Albiceleste wieder auf die Selecão, dann geht es im Maracanã um Punkte für die WM-Qualifikation.

Nach der enttäuschenden Niederlage des Weltmeisters gegen Uruguay (0:2) wird Messi hochmotiviert in das letzte Länderspiel des Jahres gehen. Wir schauen auf die letzten Duelle mit Brasilien und warum diese meist nicht gut für ihn liefen.

  • Ronaldinho Messi Brazil ArgentinaGetty

    Argentinien gegen Brasilien: Eine historische Rivalität

    Nur wenige Länder können sich mit Brasilien und Argentinien messen - zwei der besten Nationalmannschaften aller Zeiten.

    Auf der einen Seite steht Brasilien, das fünf Weltmeisterschaften gewann. Hinzu kommen vier Confederations Cups, zwei Silbermedaillen bei Olympia und neun U-20/U-17-Weltmeisterschaften sowie neun Copa América-Titel.

    Das einzige Team mit mehr Copa Américas? Argentinien, das seinen 15. Titel im Jahr 2021 mit einem denkwürdigen Sieg in Brasilien holte. Es war Messis erster großer Titel mit der A-Nationalmannschaft und ebnete den Weg für den WM-Erfolg in Katar ein Jahr später.

    In den direkten Aufeinandertreffen sind die beiden Mannschaften ziemlich gleichauf. Brasilien hat 43 der 109 Begegnungen gewonnen, während Argentinien 40 Duelle für sich entscheiden konnte. Bis zum Finale der Copa América im Jahr 2021 gewann Brasilien jedoch die wichtigen Spiele: Seit 1995 gab es für sie sechs Siege in K.-o.-Spielen in Folge.

    Der argentinische Sieg bei der Südamerikameisterschaft im Wohnzimmer des ungeliebten Kontrahenten hat die Rivalität nur noch verstärkt.

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  • Lionel Messi Argentina Brazil Copa America Final 10072021Getty Images

    Lionel Messis Bilanz mit Argentinien gegen Brasilien

    106 Tore in 125 Länderspielen, eine Weltmeisterschaft, eine Copa América, eine olympische Goldmedaille, ein U20-Weltmeistertitel. Messi hat alles erreicht, was man erreichen kann.

    Einer der wenigen Orte, an denen er sich schwer tut, ist Brasilien.

    In 13 Spielen seiner Karriere gegen Brasilien hat Messi fünf Tore erzielt. Eine ordentliche Ausbeute, aber nicht ganz auf seinem üblichen Niveau. Argentinien hat von den Spielen gegen Brasilien mit Messi in der Startelf fünf gewonnen und sechs verloren bei zwei Unentschieden.

    Ein Blick auf Messis fünf Tore gibt jedoch einen besseren Einblick in die tatsächliche Situation. Drei seiner fünf Tore fielen einem Freundschaftsspiel: bei einem Sieg im Juni 2012 in den USA. Dazu gesellt sich ein Treffer bei einem Testkick 2010 in Katar. Sein letztes Tor gegen Brasilien markierte er im Superclásico de los Américas 2019, der in Saudi-Arabien stattfand.

    Messi hat auf südamerikanischem Boden noch nie ein Tor gegen Brasilien erzielt, weder zu Hause in Argentinien noch auswärts. Auch in der WM-Qualifikation hat er noch nie gegen Brasilien getroffen. Die Seleçãoist der einzige Gegner, den er in einem WM-Qualifikationsspiel noch nicht besiegt hat.

  • Casemiro Messi Brazil Argentina Copa America 02072019Getty Images

    Warum hat Lionel Messi mit Argentinien gegen Brasilien so große Probleme?

    Auf diese Frage gibt es eine ziemlich einfache Antwort: Brasilien ist Weltklasse.

    Bei den Brasilianern gibt es nie einen Leistungsabfall, es gibt keine Umbruchphasen oder Generationswechsel. Die Nationalmannschaft verfügt über eine konstante Talentschmiede, die sie dauerhaft an der Spitze des internationalen Fußballs hält.

    Verteidiger wie Thiago Silva und Marquinhos waren nie begeistert, Messi auf der anderen Seite zu sehen, ebenso wenig Nachfolger Éder Militão. Legendäre Außenverteidiger wie Dani Alves und Marcelo machten Argentinien häufig das Leben schwer. Auch ein Mittelfeldspieler wie Casemiro, der schon so lange auf dieser Position spielt, lässt sich nicht einschüchtern.

    Das ist die einfache Antwort: Qualität. Von der Spitze bis zum Schluss ist Brasilien immer eine der talentiertesten Mannschaften der Welt.

    Und Messi ortete einst neben sportlichen noch andere Gründe für die Erfolge Brasiliens: Nach dem Ausscheiden gegen Brasilien im Halbfinale der Copa América 2019 (0:2) beschuldigte er den südamerikanischen Verband CONMBEOL der Korruption zugunsten Brasiliens. Der Vorwurf kam, nachdem er Tage danach beim 2:1-Sieg Argentiniens gegen Chile im Spiel um Platz drei umstritten des Feldes verwiesen worden war und Messi sich weigerte, an den anschließenden Feierlichkeiten teilzunehmen.

    "Wir müssen nicht an dieser Korruption teilhaben", sagte Messi damals. "Sie haben uns während des gesamten Turniers keinen Respekt entgegengebracht. Die Korruption, die Schiedsrichter, die es den Leuten nicht erlauben, den Fußball zu genießen, haben ihn leider ein wenig ruiniert. Ich denke, die Copa ist immer für Brasilien vorgesehen und manipuliert. Ich hoffe, dass der VAR und die Schiedsrichter in diesem Finale nichts zu tun haben und dass Peru mithalten kann, denn sie haben das Team, das dazu in der Lage ist, auch wenn ich es für schwierig halte."

    Der damalige brasilianische Trainer Tite schlug nach dem brasilianischen Triumph zurück. "Man muss ein bisschen mehr Respekt haben und vorsichtig sein", sagte Tite. "Wir haben gegen Argentinien sauber gespielt. Messi wurde gegen Chile zu Unrecht des Feldes verwiesen. Es war eine Gelbe Karte. Aber seid rücksichtsvoller."

    Das hat der Rivalität, die aufgrund des Niveaus auf dem Spielfeld so heiß ist wie keine andere in Südamerika, nur noch mehr Würze verliehen.

  • Lionel Messi Copa America 2021 trophy ArgentinaGetty

    Lionel Messi im Maracanã: Niederlage gegen Deutschland und Sieg gegen Brasilien

    Vor der Weltmeisterschaft in Katar war das Maracanã der Ort von Messis größtem internationalen Triumph. Aber es war zuvor auch der Ort seiner größten Enttäuschung - daran dürfte sich gerade Deutschland gut erinnern.

    Das legendäre Stadion war der Austragungsort des WM-Finales 2014. Wir alle wissen, wie es ausging: Messi und Argentinien wurde das Herz gebrochen, und Mario Götze ging in die Geschichte ein, als Deutschland die Trophäe dank eines 1:0-Siegs in der Verlängerung in die Höhe stemmte.

    Sieben Jahre später war Messi dann an selber Stelle an der Reihe, als ein Tor Ángel Di Marías Argentinien den Triumph über Copa-América-Gastgeber Brasilien brachte.

    Messi erklärte den Zusammenhang zwischen 2014 und 2021 aus seiner persönlichen Sicht vor dem Finale gegen Brasilien: "Zufälle gibt es nicht. Gott hat dieses Turnier hierher gebracht, damit wir hier im Maracanã für alle Argentinier gewinnen. Lasst uns also mit Selbstvertrauen und kühlem Kopf da rausgehen und diese Trophäe gewinnen."

    Nun kehrt er zurück an den Schauplatz seiner größten Niederlage und eines seiner größten Triumphe.

  • Bruno Guimarães Brazil Lionel Messi Argentina(C)Getty Images

    Brasilien gegen Argentinien: Die Ausgangslage

    Mit Blick auf das Spiel am Mittwoch ist es ziemlich sicher, dass wir Brasilien und Argentinien bei der Weltmeisterschaft 2026 sehen werden. Brasilien hat das Turnier noch nie verpasst, und Argentinien hat seit 1970 an jeder Weltmeisterschaft teilgenommen.

    Es gibt also keinen Grund zur Sorge, vor allem nicht für Argentinien. Nach fünf Spielen haben Messi und Co. zwölf Punkte auf dem Konto - ihre makellose Serie endete letzte Woche gegen den Zweitplatzierten Uruguay. Die Mannschaft von Trainer Marcelo Bielsa war das erste Team, das seit dem WM-Finale in Frankreich ein Tor gegen den Weltmeister erzielte, und - noch besser - das erste Team, das Argentinien seit Saudi-Arabien im ersten Spiel in Katar besiegte.

    Für Brasilien hingegen verlief die Qualifikation gelinde gesagt holprig. Derzeit liegt die Mannschaft von Trainer Fernando Diniz mit nur sieben Punkten aus fünf Spielen auf dem fünften Platz. Nach einem Unentschieden gegen Venezuela und einer Niederlage gegen Uruguay begann die Länderspielpause nun auch noch mit einer 1:2-Niederlage gegen Kolumbien.

    Daher ist die Lage für die Seleçãoetwas angespannt, denn sie ist es nicht gewohnt, im Tabellenmittelfeld zu stehen. Aber es ist noch viel Zeit und Raum für Fehler, denn sechs der zehn Mannschaften sind automatisch qualifiziert, während die siebte noch eine Chance über die Playoffs hat.

  • Lionel Messi Argentina 2023Getty

    Lionel Messi: "Jetzt gehen wir auf ein schwieriges Terrain"

    Trotz der Niederlage gegen Uruguay und der Mammutaufgabe in Brasilien bleibt Messi relativ gelassen.

    "Wir haben schon lange nicht mehr verloren, und es bestand immer die Möglichkeit, dass das passiert", sagte Messi. "Jetzt müssen wir reagieren. Wir wussten von Anfang an, dass die Qualifikationsspiele sehr schwierig sind und dass wir jeden Moment verlieren können. Und jetzt geht es auf schwieriges Terrain, das Maracanã. Gegen eine Mannschaft, die in letzter Zeit nicht gut gespielt hat."

    Der achtfache Ballon-d'Or-Sieger fuhr fort: "Die Brasilianer stellen hohe Ansprüche an die Nationalmannschaft, es wird also ein großer Test für uns sein. Spiele gegen Brasilien sind immer etwas Besonderes. Wir wollen weiter wachsen, uns verbessern und wieder auf die Siegerstraße zurückkehren, das ist das Wichtigste."

    Für Messi ist es an einem geschichtsträchtigen Ort die Chance, einen Makel in seiner Bilanz auszulöschen.