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Geht die wahnsinnige Transfer-Strategie des FC Chelsea tatsächlich auf? Klub-WM-Titel und Noni Maduekes Wechsel zum FC Arsenal als Anzeichen

Chelseas Transfer-Strategie unter den Eigentümern um Todd Boehly war bis zuletzt völlig offensichtlich schlecht und verrückt. Nach dem zweiten Titelgewinn in ebenso vielen Monaten mit einer jungen Mannschaft scheint sich der eine oder andere Experte jedoch geirrt zu haben - der Plan geht in manchen Hinsichten auf, trägt erste Früchte.

Auch finanziell springt erstmals etwas heraus: Noni Madueke wurde für umgerechnet 55 Millionen Euro zum Stadtnachbarn Arsenal abgegeben. Vor zweieinhalb Jahren hatte man den Engländer noch für 35 Millionen Euro von der PSV Eindhoven geholt. Durchgehend überzeugen könnte Madueke nicht, bringt nun jedoch gutes Geld.

Dies ist der neue Masterplan in Aktion. Da endlich greifbare Erfolge auf dem Platz erzielt werden, wird die Vereinsführung davon überzeugt sein, weiterhin unkonventionell viel und teuer einzukaufen.

  • Chelsea FC v Everton FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Hoher Gewinn für Noni Madueke

    Bei den Blues wird Madueke niemand nachtrauern. Einige werden sich vielleicht darüber ärgern, dass er zu einem erbitterten Londoner Rivalen wechselt - doch er war nicht konstant und bringt zudem gutes Geld.

    Seit seinem Wechsel hat der Flügelspieler sein Potenzial immer wieder aufblitzen lassen, aber 20 Tore und neun Vorlagen in 90 Einsätzen reichen eindeutig nicht aus, um zu bleiben.

    Madueke wurde erst in der zweiten Hälfte der Saison 2024/25 zum Stammspieler - doch seine mangelnde Qualität im Abschluss und seine Eigensinnigkeit standen ihm im Weg. Seine beste Leistung zeigte er zweifellos mit einem Hattrick gegen die Wolves im August 2024.

    Arsenal-Fans sind nicht gerade für ihre Vernunft bekannt, aber dennoch spricht es Bände, dass der Hashtag #NoToMadueke in den sozialen Medien im Vorfeld des Transfers trendete.

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  • Chelsea FC v Everton FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Maresca sorgt für Ordnung - Disziplinlosigkeiten nicht gestattet

    Maresca hat es weitgehend geschafft, eine junge, egozentrische Mannschaft unter Kontrolle zu halten. Maduekes Disziplin soll allerdings ein Problem gewesen sein. Auch deshalb wurde er nun verkauft.

    Unter Trainer Mauricio Pochettino in der Saison 2023/24 stand er im Mittelpunkt eines unsportlichen Vorfalls. Als Chelsea einen Elfmeter zugesprochen bekam, schnappte sich Cole Palmer den Ball - doch Madueke und Nicolas Jackson eilten herbei, um Palmer den Ball zu entreißen.

    Am Vorabend seines Hattricks gegen die Wolves in der Saison 2024/25 beging Madueke zudem einen mittlerweile berüchtigten Fauxpas, als er versehentlich auf seinem Instagram-Account schrieb, dass Wolverhampton "ein Scheißort" sei.

    Im Dezember 2024 setzte Maresca den Flügelspieler des Weiteren für ein Spiel gegen Aston Villa auf die Bank. Der Italiener sagte damals: "Noni kann viel mehr. Er kann viel mehr. In dem Moment, in dem er anfängt, Tore zu schießen oder Vorlagen zu geben und glücklich ist, lässt er ein wenig nach. Der Grund, warum er nicht gespielt hat, ist, dass mir seine Trainingsleistung nicht gefallen hat. Er kann viel, viel, viel besser sein."

    Ebenfalls im Dezember 2024 wurde Madueke gegen Fulham komplett aus dem Kader gestrichen. Maresca nannte dies eine "technische Entscheidung". Danach holte sich Madueke seinen Stammplatz zurück - doch als unverkäuflich betrachtet wurde er nicht.

    Anfang Juni 2025 wurde dann berichtet, dass Madueke ein Verkaufskandidat sei. Die Verantwortlichen sahen, dass die angestrebte Entwicklung ins Stocken geriet.

    Maresca verkündete: "Ich habe in einer der letzten Pressekonferenzen gesagt, dass es für den Verein und den Trainer schwierig ist, wenn Spieler gehen wollen. Noni hat sich entschieden zu gehen, niemand hat Noni gesagt, dass er gehen muss. Wenn er glücklich ist, sind wir glücklich."

  • noni-madueke(C)Getty Images

    Die neue Chelsea-Strategie

    Dieser Deal ist für Chelsea finanziell, sportlich und disziplinarisch absolut sinnvoll und ist vielleicht eines der ersten Anzeichen dafür, dass die bisher verwirrende Transferstrategie ... tatsächlich funktioniert?!

    In den letzten Jahren hat sich Chelsea von der Politik der Roman-Abramovich-Ära, viel Geld für große, etablierte Namen auszugeben, entfernt und stattdessen vielversprechende Talente verpflichtet. Diese gehörten teilweise jedoch nicht zu den besten der Welt - und kosteten deutlich mehr als ihr Marktwert.

    Durch Maduekes Verkauf werden zudem die Gehaltskosten gesenkt - und nach all den teuren Sommer-Neuzugängen wird die Transferbilanz aufgebessert. Zur Erinnerung: Chelsea verpasste einigen Spielern zum Teil Verträge mit einer Laufzeit von acht Jahren, um die Profit- und Nachhaltigkeitsregeln (PSR) der Premier League zu umgehen bzw. aufzuteilen. Der Verkauf unerwünschter Spieler mit Gewinn ist ein weiterer wichtiger Aspekt der neuen Strategie.

    Zweifellos besteht die Möglichkeit, dass Madueke bei Arsenal aufblüht und sein Potenzial entfaltet. Doch bei Chelsea hat er das nicht geschafft.

  • Chelsea FC v Paris Saint-Germain: Final - FIFA Club World Cup 2025Getty Images Sport

    Unerwartetes Ausrufezeichen bei der Klub-WM

    Natürlich muss dieser neuer Ansatz mit greifbaren Erfolgen untermauert werden. Chelseas Anspruch ist es, sich jedes Jahr für die Champions League zu qualifizieren und dort weit zu kommen - koste es, was es wolle.

    In den drei turbulenten Spielzeiten seit der Übernahme durch Todd Boehly und Clearlake Capital war diese Strategie für die Fans Anlass zu Besorgnis und Frustration. Doch am Ende der Saison 2024/25 gibt es Anzeichen dafür, dass Chelsea auf dem besten Weg ist, sich wieder als eine der besten Mannschaften Europas zu etablieren.

    Der erste Schritt war die Qualifikation für die Champions League, die trotz der Schwierigkeiten des Vereins in der zweiten Saisonhälfte mit komfortablem Vorsprung gesichert wurde. Dann folgte ein Titel – wenn auch in Form der Conference League, deren Gewinn allgemein erwartet worden war und in der der Verein bis zum Finale kaum ernsthaft gefordert wurde.

    Doch es sollte noch besser kommen: Chelsea schockte so ziemlich alle, als man die Klub-WM gewann und im Finale den haushohen Favoriten Paris Saint-Germain mit 3:0 besiegte. Dabei nahm Chelsea rund 100 Millionen Euro Preisgeld ein und präsentierte sich als Topmannschaft.

    Es war passend, dass Cole Palmer – das Aushängeschild des Projekts, dessen Marktwert sich seit seiner Verpflichtung von Manchester City im Jahr 2023 für 45 Millionen Euro wahrscheinlich vervierfacht hat – der Held im MetLife Stadium war und unter der glühenden Sonne New Jerseys mit zwei Toren und einer Vorlage gegen das mächtige PSG glänzte.

  • Cole PalmerGetty

    Palmer: "Alle haben viel Sch**** geredet"

    Chelseas Superstar Palmer ist überzeugt, dass sich die Blues nach Jahren der Suche wieder auf dem richtigen Weg befinden: "Es ist eine großartige Saison – umso besser, weil uns vor dem Spiel alle angezweifelt haben", sagte er und lobte Maresca: "Der Trainer hat einen tollen Matchplan aufgestellt. Er wusste, wo die Lücken sein würden. Er hat mir so viel Freiraum wie möglich gelassen, und ich musste mich einfach mit ein paar Toren revanchieren."

    Palmer führte lobend aus: "Er baut etwas Besonderes auf, etwas Großes. Die ganze Saison über haben alle viel Sch**** über uns geredet, aber ich habe das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

  • Joao Felix ChelseaGetty Images

    Die offensichtlichen Nachteile des irren Plans

    Perfekt ist Chelseas Transfer-Strategie natürlich nicht. Wegen zu hoher Ausgaben und zu geringen Einnahmen musste man bei der UEFA zuletzt rund 30 Millionen Euro blechen.

    Auch menschlich ist der Umgang mit einigen Spielern fragwürdig: Eine Reihe junger Spieler wie Cesare Casadei, Mathis Amougou und der brasilianische Flügelspieler Angelo wurden wie Ware behandelt, gekauft und schnell wieder verkauft, ohne jemals eine faire Chance zu bekommen.

    Es ist ein Modell, das fast auf Zufall basiert: Der Verein hat allein im letzten Sommer mehr als 110 Millionen Euro für Spieler wie Joao Felix, Kiernan Dewsbury-Hall, Renato Veiga und Omari Kellyman verschwendet – keiner von ihnen hat an der Stamford Bridge Eindruck hinterlassen, und alle außer dem Letztgenannten werden mit ziemlicher Sicherheit ein Jahr später wieder verkauft werden. Bei all den teuren Spielern müssen einfach ein paar dabei sein, die bei Chelsea abliefern - Geld spielt ohnehin keine Rolle, solang die UEFA keine besonders harte Maßnahme ergreift.

    Ob sie dort überhaupt die Gewinnschwelle erreichen können, bleibt abzuwarten. Der Verkauf von Madueke ist zumindest ein Beispiel für die potenziellen Vorteile dieses Vorgehens.

  • Chelsea FC v Paris Saint-Germain: Final - FIFA Club World Cup 2025Getty Images Sport

    Wird Chelsea nun die neue Macht in Europa - und England?

    Hat Chelsea aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt? Das begehrte Duo Liam Delap (zuvor bei Ipswich) und Ex-BVB-Spieler Jamie Gittens verfügt über ein enormes Potenzial. Joao Pedro hat bei der Klub-Weltmeisterschaft mit seiner sofortigen Durchschlagskraft bewiesen, dass er die enorme Ablösesumme von 64 Millionen Euro letztendlich wert sein könnte.

    Gleichzeitig gibt es zahlreiche unerwünschte Spieler: darunter Felix, Raheem Sterling und Djordje Petrovic, deren Verkauf sowohl Gewinne einbringen als auch die Gehaltskosten weiter senken würde.

    Der unerwartete Triumph bei der Klub-Weltmeisterschaft hat die Welt aufhorchen lassen: Chelsea ist zurück. Maresca hat immer betont, dass der Verein "dem Zeitplan voraus" sei.

    Mit der Qualifikation für die Champions League, zwei weiteren Trophäen in der Vitrine und entbehrlichen Talenten wie Madueke, die für beträchtliche Summen verkauft werden können, ist das Projekt von Boehly und Clearlake so nah am Erfolg wie nie zuvor. Es bleibt spannend, ob Chelsea den Erfolg der Klub-WM auch in der Champions League bestätigen kann - und um den Premier-League-Titel mitspielen wird.