Manchester City v Everton - Premier LeagueGetty Images Sport

"Dieses Thema wird in der Branche aktuell hitzig diskutiert": Spannende Entwicklungen auf dem Transfermarkt - Erling Haaland dient als Vorbild

Beim FC Bayern galten Ausstiegsklauseln lange Zeit als absolutes Tabu. Doch in der jüngeren Vergangenheit hat sich dieses Paradigma aufgeweicht. Harry Kane darf die Münchner dem Vernehmen nach im kommenden Sommer für die festgeschriebene Ablösesumme von 65 Millionen Euro verlassen. Angeblich besitzen auch Min-Jae Kim, Dayot Upamecano und Jamal Musiala Ausstiegsklauseln.

  • Die jeweiligen Spieler haben damit wirksame Hebel, um den FC Bayern bei einem verlockenden Angebot - auch gegen den Willen des Klubs - verlassen zu können. Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Fall Lassana Diarra aus dem Jahr 2024 könnten Ausstiegsklauseln aber auch die jeweiligen Klubs schützen. 

    Was ist passiert? Der französische Mittelfeldspieler Diarra kündigte 2014 seinen Vertrag bei Lokomotive Moskau. Anschließend wollte er zu Sporting Charleroi wechseln. Der Transfer scheiterte jedoch, weil der belgische Klub wegen Diarras Kündigung harte Sanktionen der FIFA fürchtete - eine Transfersperre und eine hohe Geldstrafe. Diarra klagte und bekam letztlich recht. 2024 entschied der Europäische Gerichtshof, dass einige FIFA-Transferregeln EU-Recht widersprechen, weil sie die Berufsfreiheit von Profifußballern zu sehr einschränken würden.

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  • WelzmüllerIMAGO / kolbert-press

    Was ist die Football Finance Group?

    "Resultat des Urteils ist, dass Spieler ihre Verträge leichter einseitig kündigen und somit ohne Sperren oder hohe Strafen den Verein wechseln können. Dieses Thema wird in der Branche aktuell hitzig diskutiert", sagt Josef Welzmüller im Interview mit SPOX. "Das Urteil hat den Transfermarkt schon verändert und wird in Zukunft zu noch größeren Veränderungen führen. Klubs müssen Verträge deshalb anders denken - insbesondere Ausstiegsklauseln." 

    Welzmüller (35) kommt aus München und spielte einst lange für die SpVgg Unterhaching, aktuell arbeitet er als Sportdirektor für die Football Finance Group mit Sitz in London. Das Unternehmen sieht sich laut Welzmüller als "Robin Hood des Transfermarkts" und "Konkurrenz zu klassischen Multi-Club-Ownerships".

    "Vereinfacht gesagt schaffen wir Synergien zwischen verschiedenen Klubs bei Transfers und in der Entwicklung von Talenten", sagt Welzmüller. "Partnerklubs können gezielt zusammenarbeiten, ohne an die typischen Restriktionen von MCO-Strukturen gebunden zu sein. Teilnehmende Klubs können also im selben internationalen Wettbewerb spielen." 20 bis 25 Klubs sind laut Welzmülller beteiligt, darunter auch welche aus der Premier League.

  • Erling Haalands Karriereweg als Paradebeispiel

    Seit dem Diarra-Urteil spezialisierte sich die Football Finance Group zudem auf Ausstiegsklauseln. "Sauber kalibrierte Ausstiegsklauseln sind das wirksamste Instrument, um Kündigungen zu regeln", findet Welzmüller. "Deshalb glauben wir, dass der Einbau von Ausstiegsklauseln für Klubs der einzige Weg ist, sich aktiv gegen die Folgen des Urteils zu schützen. Nun könnte man natürlich jedem Spieler eine extrem hohe Ausstiegsklausel geben. Die hätte vor einem Gericht aber keine Relevanz. Ausstiegsklauseln müssen zur Leistungsfähigkeit und Entwicklungskurve eines Spielers passen. Wir haben dafür Bewertungsansätze entwickelt, die sportliche und finanzielle Perspektiven verknüpfen."

    Welzmüller ist "der absoluten Überzeugung, dass eine Ausstiegsklausel in Zukunft fester Bestandteil jedes Vertrags sein wird". Tatsächlich bauen in jüngerer Vergangenheit immer mehr Klubs - wie auch der FC Bayern - Ausstiegsklauseln in die Verträge ihrer Spieler ein. Zu Kündigungen von berühmten Stars mit Verträgen ohne Ausstiegsklausel ist es seit dem Diarra-Urteil aber noch nicht gekommen.

    Für Welzmüller sind Ausstiegsklauseln auch "unabhängig von diesen aktuellen Entwicklungen ein gutes Mittel für die Karriereplanung von Talenten". Als Paradebeispiel nennt er den Karriereweg von Erling Haaland. Der norwegische Torjäger wechselte 2019 für die festgeschriebene Ablösesumme von 20 Millionen Euro von RB Salzburg zu Borussia Dortmund und 2022 für die fixe Ablöse von 60 Millionen Euro zu Manchester City. 

    "Haaland hatte immer relativ niedrige Ausstiegsklauseln und konnte deshalb immer im richtigen Moment zum für ihn passenden Klub wechseln", sagt Welzmüller. "Kein Karriereschritt war für ihn zu groß. So wurde er zu einem der besten Spieler bei einem der besten Klubs der Welt. Ich bezweifle, dass Haaland diese Karriere hingelegt hätte, wenn er mit 16 direkt zu Manchester City gewechselt wäre. Unser Ziel ist es, solche Wege reproduzierbar zu machen."

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