YAN COUTO BORUSSIA DORTMUNDGetty Images

Der neue Nico Schulz? Ein Modell könnte Yan Couto beim BVB Hoffnung machen

Es war schon ziemlich nachvollziehbar wie vielsagend, was Yan Couto kürzlich im Rahmen der Klub-WM im Gespräch mit dem brasilianischen Pay-TV-Sender SporTV von sich gab. Der 23-Jährige, seit einem Jahr in Diensten von Borussia Dortmund unterwegs, hat eine äußerst komplizierte erste Saison hinter sich. Sportlich wie persönlich.

  • Yan Couto: "Deshalb gehen Brasilianer nicht mehr nach Deutschland"

    "Ich habe vier Jahre in Spanien gespielt. Ich habe mich an die Sprache, den Fußball und die Menschen gewöhnt", sagte Couto. "Ich habe nicht erwartet, dass der Wechsel nach Deutschland so anders sein würde. Sowohl in persönlicher Hinsicht als auch im Umgang mit der Kälte und den Menschen, die sich mehr abschotten. Es ist nicht einfach, es macht einen großen Unterschied."

    Er habe sich in den insgesamt drei Jahren, die er von Manchester City zum FC Girona ausgeliehen war (2020/21 und 2022 bis 2024) "schon sehr an Spanien gewöhnt". Dort leben weiterhin seine Eltern, er dagegen "komme nach Deutschland und lebe allein". Couto schlussfolgerte: "Es war eine sehr schwierige Zeit in meiner Karriere. Es ist nicht einfach, deshalb gehen viele Brasilianer nicht mehr nach Deutschland. Es ist eine Herausforderung für mich, ich muss damit umgehen."

    So sieht es aus, sollte ihn der BVB nicht vorzeitig verkaufen. Doch Couto, über dessen genaue Vertragslaufzeit sich der Verein ausschweigt - bis 2029 oder 2030 dürfte der Kontrakt jedoch laufen -, wird sich vermutlich noch eine Weile der Herausforderung stellen müssen.

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    Yan Couto ist der zweitteuerste Rechtsverteidiger der Bundesligageschichte

    Im vergangenen Jahr ist er daran grandios gescheitert. Das scheint er offensichtlich kaum anders zu bewerten, was schon einmal ein gutes Zeichen für die mögliche Verbesserung der Situation ist. "Ich wusste, dass die erste Saison nicht einfach wird und ich wusste auch, dass ich nicht gleich meine beste Version zeigen würde. Ich habe viel gelernt, auch aus meinen Fehlern", sagte er noch in den USA.

    Von denen gab es reichlich, beinahe in jedem seiner bis dato 35 Einsätze, von denen er nur zwölf von Beginn an bestreiten durfte. Die Bandbreite von Coutos Unzulänglichkeiten reichte von technischen Fehlern über äußerst schwaches Stellungsspiel bis zu einer Zweikampfquote von knapp unter 50 Prozent gewonnener Duelle. Gegen die Physis seiner Gegenspieler war er einige Male schlicht chancenlos.

    Man muss sich aufgrund der Eindrücke der vergangenen zwölf Monate daher schon verwundert die Frage stellen, was die Dortmunder Verantwortlichen genau in ihm gesehen haben, um eine solche Summe Geld zu rechtfertigen. Mit fünf Millionen Euro Leihgebühr und 20 Millionen an Ablösesumme ist Couto nach Bayerns Sacha Boey (30 Millionen Euro) der zweitteuerste Rechtsverteidiger, der je in die Bundesliga gewechselt ist. Mit dem bisherigen Gesamtpaket aus Leistung und Preis wandelt er momentan eher auf Spuren eines Flops wie Nico Schulz.

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    Kaufpflicht für Yan Couto griff zu absurd frühem Zeitpunkt

    Noch skurriler: Die nach "nicht so ganz einfachen" (Sportdirektor Sebastian Kehl) Gesprächen mit City vereinbarte Kaufpflicht griff bereits zu einem absurd frühen Zeitpunkt. Couto hatte da gerade einmal sieben Partien bestritten und 331 Minuten lang das Dortmunder Trikot getragen.

    Wie so vieles in der vergangenen BVB-Saison lief dann auch bei Couto auf Anhieb wenig in die richtige Richtung. Ex-Coach Nuri Sahin hatte ihn eigentlich als technisch versierten rechten Schienenspieler vorgesehen, der im Ballvortrag situativ auch ins Zentrum rücken und dort Überzahl herstellen kann. Am Ende hatte Couto unterschrieben, Sahin seine Idee aber nicht umgesetzt und stattdessen eine Viererkette spielen lassen.

    In diesem Konstrukt, zusammen mit den immer schwächeren Leistungen der Mannschaft, hatte Couto erhebliche Probleme, weil er viel mit Defensivaufgaben beschäftigt war. Dass die Arbeit gegen den Ball nicht zu seinen Vorzügen gehört, weiß man nun - hatte man aber schon erahnen können, als der BVB das Leihgeschäft öffentlich machte.

  • Yan Couto: Nur ein Assist - im ersten Saisonspiel

    In der damaligen Mitteilung schwärmte Kehl davon, Couto würde "außergewöhnliche Dynamik mit Intensität" paaren, sowie "technische Finesse und Dribbelstärke" mitbringen. "Yan liebt Eins-gegen-Eins-Duelle, kann präzise Flanken schlagen und hat einen ausgeprägten Offensivdrang", hieß es da. Kein Wort von etwaigen defensiven Vorzügen.

    Vorne jedoch blieb Couto auch blass. Bisweilen merkte man ihm eine unnatürliche Verbissenheit an, es unbedingt richtig machen zu wollen, was seine Fehler mit dem Ball eher nur erhöhte. So steht bei ihm bis heute eine einzige Torvorlage zu Buche - im allerersten Pflichtspiel der Saison gegen Viertligist Phoenix Lübeck.

    Couto verletzte sich zudem zweimal früh im Jahr, fiel dadurch kumuliert etwas mehr als einen Monat aus und verpasste sieben Pflichtspiele. Hinzu kamen am Ende insgesamt drei Trainer. Und parallel dazu war eben weiterhin alles neu und noch ungewohnt für ihn.

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    Ein Mittelfeld mit Yan Couto: Modell der Zukunft?

    Er wäre längst nicht der erste teure Neuzugang des BVB, der Anlaufzeit benötigt. Blickt man nur auf die sportliche Komponente, ist es allerdings nicht leicht zu glauben, dass einzig eine weiter vorangeschrittene Integration einen fundamentalen Leistungsumschwung mit sich bringt. Denn wie man gewisse Spielsituationen auf dem Platz verteidigt, hängt ja nicht mehrheitlich davon ab, wie lange man für einen Verein spielt und ob man in der Tabelle auf Platz drei oder zwölf steht.

    Abhilfe könnte nun Niko Kovacs zumindest momentan noch bevorzugte Systematik schaffen. Dortmunds Trainer setzte Couto zuletzt immer häufiger deutlich weiter vorne im Mittelfeld ein. Bei seinem 19-minütigen Auftritt gegen CF Monterrey agierte der Brasilianer gar als Linksaußen, zuvor einige Male schon als rechter Achter.

    Das scheint bei Couto, sollte er nicht als klassischer Rechtsverteidiger gebraucht werden, das Modell der Zukunft zu sein. Er muss deutlich offensiver und näher zum Tor agieren, mehr in den Kombinationsfluss eingebunden werden und seine Dynamik ins Spiel bringen. Dann dürften die Chancen größer sein, dass Couto jene Vorzüge zur Schau stellt, mit denen Kehl ihn im vergangenen August angepriesen hatte.

  • VfL Bochum 1848 v Borussia Dortmund - BundesligaGetty Images Sport

    Rückkehr zur Viererkette wäre schlechte Nachricht für Yan Couto

    Andererseits erscheint fraglich, ob der BVB unter Kovac bei der Dreierkette in Ballbesitz bleibt. Die Kaderstruktur gibt dies eigentlich nicht her, zumal gerade die rechte Bahn mit Niklas Süle, Julian Ryerson und eben Couto fußballerisch nicht viel mehr als gehobenes Mittelmaß verkörpert. Zudem konnte die Mannschaft ihre defensiven Schwächen in dieser Konstellation auch nicht ausmerzen, was die Auftritte bei der Klub-WM noch einmal eindrücklich zur Schau stellten.

    Sollte die Borussia zur Viererkette zurückkehren, wäre das für Couto und sein Profil keine gute Nachricht. Schon Sahin sagte früh in der Saison, dass der Neuzugang mehr leisten muss. Für Coutos zweite Saison gilt das nun noch eindringlicher.