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Renato Sanches: Portugals Schlüssel zum Titel?

Es war der 4. Juli 2004. Ganz Lissabon, nein, ganz Portugal fieberte dem Finale der Europameisterschaft entgegen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes hatte die Nationalmannschaft die Möglichkeit, einen großen Titel zu gewinnen - und das auf eigenem Boden. Es hätte ein Märchen werden können, doch die Elf um Rekordnationalspieler Luis Figo verlor gegen den Sensations-Finalisten Griechenland und dessen deutschen Trainer Otto Rehagel mit 0:1 und das Land musste fortan seine Tränen trocknen.

Nun sind zwölf Jahre vergangen und Portugal, das Spieler wie Figo, Eusebio oder Rui Costa hervorgebracht hat, hat seit der bitteren Pleite kein Finale eines großen Turniers mehr erreicht. Bei der EURO 2016 hat das Team von Nationaltrainer Fernando Santos nun die nächste Chance, sich endlich den langersehnten Titel nach Hause zu holen.


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Die Hoffnungen der portugiesischen Fußball-Fans auf einen Triumph werden dabei nicht mehr nur auf den Schultern von Superstar Cristiano Ronaldo ruhen. Nein, das Land hat einen weiteren Hoffnungsträger für sich auserkoren. Die Rede ist von Renato Sanches. Doch kann der 18-Jährige, der zur kommenden Saison von Benfica zum FC Bayern wechselt, die Erwartungen erfüllen. Und vor allem: Wie stehen die Chancen auf Einsätze für den defensiven Mittelfeldspieler?

Nationaltrainer Fernando Santos ließ sein Team in der EM-Qualifikation vorwiegend in einem offensiven 4-3-3 auflaufen und stellte nur einen defensiven Mittelfeldspieler vor die Abwehr. Mit diesem System holte der 61-Jährige 21 von 24 möglichen Punkten und qualifizierte sich souverän für die EURO 2016. In den Freundschaftsspielen gegen Bulgarien und Belgien im März dieses Jahres stellte er um, auf ein etwas defensiveres 4-4-2 mit zwei Box-to-Box-Spielern vor der Viererkette. 

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Erst im vergangenen Oktober feierte Sanches sein Erstliga-Debüt

Auf welches System er letztlich bei der Europameisterschaft zurückgreifen wird, bleibt abzuwarten. Das 4-4-2-System dürften Sanches' Einsatzchancen allerdings erhöhen. Dass Santos den zugegeben noch unerfahrenen Jungspund als alleinigen Abräumer vor die Abwehr stellt, scheint eher unwahrscheinlich. Mit William Carvalho, Danilo Pereira und Joao Moutinho hat Santos eine Menge Qualität auf der Position des zentralen Mittelfeldspielers und die Möglichkeit, einen international erfahrenen Mitspieler an die Seite des Youngsters zu stellen.

In der EM-Quali vertraute der 61-Jährige Coach zuletzt vor allem auf Danilo Pereira vom FC Porto als alleinigem Sechser, doch verstecken muss sich Sanches vor seinen Mitspielern keinesfalls, im Gegenteil: Durch seinen Körperbau und seine Athletik wirkt der erst 18-Jährige um einiges älter und reifer, als sein Alter vermuten lässt.

Vergleich mit Seedorf

In seinem ersten Profi-Jahr bei Benfica überzeugte er auf Anhieb durch seine starke Physis, enorme Dynamik und ausgeprägte Spielintelligenz. Seine starke konditionelle Verfassung gepaart mit seiner guten Technik lassen ihn knifflige Spielsituationen problemlos lösen. Bei der Nationalmannschaft Portugals auf die Fähigkeiten von Sanches angesprochen hatte Teamkollege William Carvalho zuletzt schnell einen passenden Vergleich zu ihm gefunden - Clarence Seedorf: "Er ist genau wie er. Physische Gewalt, Aggression und herausragende Technik." 

Sein Länderspieldebüt gab der gebürtige Lissaboner im März bei der Pleite gegen Bulgarien und nun folgte die Nominierung für die EM-Endrunde in Frankreich, doch wie die Chancen auf einen Stammplatz oder weitere Einsätze von Sanches stehen, ließ sich sein Trainer nicht entlocken. "Alle Spieler, die hier sind, wurden nach reiflicher Überlegung nominiert. Ich werde keinen einzelnen Namen kommentieren."

Ein Risiko würde der 61-Jährige mit Renato Sanches jedoch keinesfalls eingehen. Trotz seiner 18 Jahre reifte der Youngster in seiner ersten Saison bei Benfica zum absoluten Führungsspieler und Leistungsträger. Mit seinen Qualitäten könnte er zu einem der besten Mittelfeldspieler der EM werden und Portugal endlich zum erhofften Titelgewinn führen.

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