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Arne Maier von Hertha BSC im Interview: "Ich hatte Sorge, den Anschluss zu verpassen"


EXKLUSIV

Am Rande des weitläufigen 9-Loch-Golfplatzes im bayrischen Bad Gögging erschien Hertha-Shootingstar Arne Maier gut gelaunt zum Interview mit Goal und Spox.

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Obwohl ganz Berlin von den außergewöhnlichen Qualitäten des 19-jährigen Mittelfeldspielers schwärmt, gibt sich Maier im Gespräch abgeklärt und komplett entspannt. Negativer Druck? Kennt der U21-Nationalspieler nur aus Erzählungen, wie er erklärt: "Kommt vielleicht später."

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Bei strahlendem Sonnenschein spricht Maier zudem über den Hype um seine Person, den Aufwärtstrend der Berliner, seine Idole und Momente, in denen sein großer Traum von einer Profikarriere zu platzen drohte.

Arne, zusammen mit Ihrem Kumpel Palko haben Sie schon als Kind regelmäßig im Garten der Dardais gekickt. Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung?

Arne Maier: Es war eine sehr schöne Zeit. Wir sind damals auf dieselbe Schule gegangen. Auch heute sind wir noch gute Freunde, aber man merkt in der täglichen Arbeit, dass wir älter geworden sind.

Wie sah Ihre Freundschaft aus?

Maier: Mit 15 war ich zum Beispiel mit Palko und seinen Eltern im Urlaub. Mit ein paar anderen Mitspielern wie Dennis Smarsch oder Nikos Zografakis sind wir nach Ungarn gefahren.

Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Pal Dardai beschreiben?

Maier: Natürlich ist unsere Beziehung sehr gut. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, wir kämen nicht gut miteinander aus, dennoch wird Sportliches und Privates getrennt. Nur weil ich ihn schon länger kenne und mit seinem Sohn befreundet bin, habe ich keine Vorteile. Er behandelt alle Spieler gleich.

Unter Dardais Führung läuft es in der Bundesliga aktuell überragend für Sie. Nach dem guten Saisonstart ist die Euphorie in Berlin riesig. Was macht Ihr Team so besonders?

Maier: Mit Fabian Lustenberger, Per Skjelbred, Salomon Kalou oder Vedad Ibisevic haben wir einige erfahrene Spieler dabei. Mit Leuten wie Maxi Mittelstädt, Jordan Torunarigha, Palko und mir auf der anderen Seite aber auch viele junge. Diese Mischung macht es im Moment aus. Trotz der Altersunterschiede verstehen wir uns alle gut. Das ist der Schlüssel.

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Wie kann man sich die Rollenverteilung im Team vorstellen?

Maier: Es ist nicht so, dass die jungen Spieler nur Spaßvögel sind und die älteren das Sagen haben. Auch einige der Routiniers sind wirklich lustig. Der größte Spaßvogel ist wahrscheinlich Alex Esswein, der inzwischen ja auch schon zu den Älteren gehört. Er ist ein extrem witziger Kerl. Klar ist aber auch: Wenn es ernst wird und mir ein erfahrener Spieler etwas sagt, dann halte ich mich natürlich daran. In solchen Situationen hat man als junger Spieler Respekt.

Nach dem guten Saisonstart stehen Sie aktuell auf Rang fünf. Was ist in dieser Saison möglich?

Maier: Es ist auf jeden Fall mehr möglich als in der vergangenen Saison. Wir haben uns viel vorgenommen und sind sehr gut in die Spielzeit gestartet.

Sie kommen aus der Hertha-Jugendakademie, gelten als das kommende Aushängeschild des Vereins und so ziemlich jeder schwärmt von Ihrem Spiel. Wie erleben Sie diesen Hype?

Maier: Es ist immer ein schönes Gefühl, gelobt zu werden. Doch egal, wie sehr ich derzeit vielleicht gelobt werde – auf dem Platz hilft mir das nicht. Dort bin ich auf mich allein gestellt, muss jedes Mal an meine Grenzen gehen und darf mich nicht ausruhen. Ich möchte aber betonen, dass ich diese Quälerei mag. Ich spiele bei meinem Herzensklub und lebe meinen Traum.

Gibt es auch negativen Druck, der damit einhergeht?

Maier: Noch spüre ich keinen Druck, sondern kann alles genießen. Vielleicht kommt der Druck später in meiner Karriere.

Haben Sie im Zuge des Erfolgs auch Respekt, da Sie wissen, wie schnell es wieder bergab gehen kann?

Maier: Natürlich, im Fußball kann ganz schnell alles vorbei sein. Manchmal ist man an einem Tag noch der gefeierte Held und schon wenig später der Sündenbock.

Schon mit 19 stehen Sie in der Öffentlichkeit. Gibt es überhaupt noch Phasen, in denen Sie einfach ein "normaler" Teenager sein können?

Maier: Wenn ich durch Berlin gehe, werde ich jetzt tatsächlich häufiger erkannt und angesprochen. Anfangs war es noch ungewohnt, doch inzwischen ist es normal. Ich treffe mich trotzdem weiter mit meinen Kumpels und führe ein ganz normales Teenagerleben. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich in der Öffentlichkeit verstecken muss.

Mit 16 haben Sie erstmals mit den Profis trainiert. Wie haben Sie diesen Tag in Erinnerung?

Maier: Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, es war etwas sehr Besonderes für mich. Auch Florian Baak durfte damals das erste Mal mittrainieren und wir waren beide unglaublich nervös. Wir standen ja plötzlich nicht mehr mit Gleichaltrigen, sondern mit gestandenen Bundesligaprofis auf dem Platz. Da waren Legenden wie Champions-League-Sieger Kalou dabei, die ich zuvor nur aus dem Fernsehen kannte.

Inzwischen sind Sie wichtiger Bestandteil der Mannschaft. An welchen Moment erinnern Sie sich besonders gern zurück?

Maier: Jedes Spiel, in dem ich auf dem Feld stehen darf, ist etwas Besonderes für mich. Es ist eine große Ehre, tatsächlich in der Bundesliga spielen zu dürfen. Hervorstechende Highlights waren der 2:0-Sieg gegen den FC Bayern und der Sieg beim HSV, bei dem ich meine erste Torvorlage liefern konnte.

Arne Maier Robin Haack 2018
Goal-Reporter Robin Haack hat Arne Maier im Teamhotel der U21-Nationalmannschaft zum Interview getroffen

Wie haben Sie das Spiel gegen Bayern im ausverkauften Olympiastadion erlebt?

Maier: Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und unsere Chancen konsequent genutzt. In der Schlussphase haben wir uns auch vom Publikum tragen lassen, sind gelaufen bis zum Umfallen und haben uns in jeden Zweikampf geworfen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, nach diesem Wahnsinnsspiel mit den Fans in der Kurve zu stehen und zu feiern. Das war einfach nur geil.

Gab es in Ihrer Jugend Momente, in denen Sie bangen mussten, den nächsten Schritt zu schaffen?

Maier: Durch meine Verletzungen hatte ich damals schon ein wenig Sorge, den Anschluss zu verpassen.

Aufgrund von Rückenschmerzen, die im Endeffekt durch eine Fehlstellung des Kiefers verursacht worden sind, sind Sie zwischenzeitlich mehr als ein halbes Jahr ausgefallen.

Maier: In dieser Phase wusste ich nicht, was los war. Ich wusste nicht, was mit meinem Körper nicht stimmt. Zwischenzeitlich ging es besser, doch nach ein paar Spielen kamen die Schmerzen zurück. Als ein Spezialist dann herausgefunden hat, woher meine Schmerzen kommen, war ich sehr erleichtert.

Befürchtet man in solchen Momenten, dass der Traum von der Fußballkarriere platzen könnte?

Maier: Auf jeden Fall. Man muss klar sagen, dass Verletzungen der Albtraum eines jeden Fußballers sind. Aktuell bin ich zum Glück beschwerdefrei und kann befreit in die Zukunft schauen.

Heute gehören Sie bei Hertha BSC zum Stammpersonal und den Fanlieblingen. Doch mit 13 Jahren hätten Sie den Klub fast verlassen.

Maier: Damals waren auch andere Klubs an mir interessiert und ich habe zusammen mit meiner Familie überlegt, was das Beste für mich ist. Heute kann ich sagen, dass es auf jeden Fall die richtige Entscheidung war, in Berlin zu bleiben.

Unter anderem sollen Manchester United, Ajax Amsterdam und der FC Bayern an Ihnen interessiert gewesen sein. Wie geht man in so jungen Jahren damit um?

Maier: Natürlich war es auf der einen Seite ein cooles Gefühl, dass so große Klubs Interesse an mir hatten. Andererseits war ich erst 13 Jahre alt, hatte in Berlin meine Schule, meine Familie und meine Freunde, weswegen ich mich damals gegen einen Wechsel entschieden habe.

Kommen wir von der Vergangenheit zur Zukunft: Welche Spieler haben Sie im Kopf, wenn Sie an die Nationalmannschaft der Zukunft denken?

Maier: Zuallererst Kai Havertz. Ich kenne ihn schon seit einigen Jahren, bin gut mit ihm befreundet und habe seine Entwicklung genau verfolgt. Doch es gibt nicht nur Havertz, auch Spieler wie Thilo Kehrer haben viel Potenzial und können in der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle einnehmen.

Was ist mit Arne Maier?

Maier: (lacht) Natürlich will jeder von uns irgendwann für die A-Nationalmannschaft spielen - auch ich. Das ist der Traum.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Good result today... Hope see you soon Bro! #hahohe @herthabsc #livingmydream

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Im Vereinsfußball liegt Ihre Zukunft in Berlin. Anfang des Jahres haben Sie Ihren Vertrag langfristig verlängert. Warum ist die Hertha der ideale Klub für Sie?

Maier: Berlin und Hertha sind meine Heimat, der Trainer vertraut mir, ich bekomme viele Einsätze und darf mich entwickeln und verbessern. Wir spielen ansehnlichen Fußball und stehen in der Tabelle momentan gut da. Bei Hertha sind alle Voraussetzungen gegeben, um erfolgreich zu sein.

Sie sind auf dem Platz schon einigen Spielern begegnet. Wer hat Sie am meisten beeindruckt? 

Maier: Ich habe schon fast alle Spieler im Fernsehen gesehen und genau beobachtet. Wenn man dann aber mit Spielern wie Franck Ribery und Arjen Robben auf dem Platz steht, ist das schon etwas ganz Besonderes.

In einem Interview haben Sie erzählt, dass Julian Draxler eines Ihrer Vorbilder sei. Warum?

Maier: Als Kind habe ich im Fernsehen gesehen, wie er für Schalke im DFB-Pokal gegen Nürnberg getroffen hat und war sofort begeistert. Auf dem Platz hat er eine überragende Qualität und neben dem Platz wirkt er sympathisch und strahlt Lockerheit aus. Er ist ein super Typ, den ich bewundere. Bei mir in der Wohnung hängt sogar ein Trikot von ihm.

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