Gewinner und Verlierer beim FC Bayern: Tuchel zeigt, dass er kein Goretzka-Fan ist

Aus persönlicher Sicht ist Benjamin Pavard eigentlich ein Verlierer der Vorbereitung: Nach der zurückliegenden Saison teilte er den Verantwortlichen mit, dass er seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern und den FC Bayern verlassen will. Konkrete Angebote von interessierten Klubs trudelten seitdem aber nicht ein, also spielt Pavard etwas überraschend immer noch in München.

Tuchel beorderte Pavard in allen fünf Testspielen in die Startelf, viermal durfte der 27-jährige Franzose sogar in seiner Lieblingsrolle als Innenverteidiger spielen - trotz der großen Konkurrenz mit Matthijs de Ligt, Min-Jae Kim und Dayot Upamecano. Pavards unklare Zukunft ist Tuchel ziemlich egal: "Die Geschichte ist für mich nicht so klar, wie sie erzählt wird. Wir haben klar kommuniziert, dass wir ihn wie einen Spieler mit einem Zehnjahresvertrag behandeln. Es gibt keinen Grund, ihn unter Druck zu setzen."

Frans Krätzig galt im Zuge seiner Nachwuchsspieler-Laufbahn beim FC Bayern nie als großer Hoffnungsträger oder gar als sogenanntes Supertalent. Überraschend nahm ihn Tuchel dennoch mit auf die Marketingreise nach Asien. Es sollte sich lohnen: Der 20-jährige Linksverteidiger gefiel bei seinen Einsätzen mit mutigen Aktionen und erzielte beim 4:3-Sieg gegen den FC Liverpool ein Traumtor.

Die Anzahl seiner Instagram-Follower eskalierte daraufhin, außerdem sollen sich gleich mehrere Klubs beim FC Bayern nach einer möglichen Leihe erkundigt haben. Krätzigs Vertrag gilt noch bis 2025, eingeplant war er in der kommenden Saison eigentlich für die viertklassige Reserve. Das könnte sich nach seiner starken Vorbereitung geändert haben.

Mehrmals betonte Tuchel im Laufe der Vorbereitung, dass er gerne noch einen defensivstarken Sechser in seinem Kader hätte. Bei den Bossen hat diese Thematik aber anscheinend keine Priorität, der Fokus liegt auf den Transfers von Harry Kane, Kyle Walker sowie eines neuen Keepers. Schon beim Trainingslager am Tegernsee sagte Uli Hoeneß diesbezüglich: "Die Diskussion um die Sechs stellt sich mir gar nicht, weil ich glaube, dass Laimer ein Transfer ist, an dem wir sehr, sehr, sehr viel Spaß haben werden."

Ohne seinen Wunschtransfer vertraute Tuchel bei allen fünf Testspielen im defensiven Mittelfeld auf den ablösefreien Neuzugang von RB Leipzig - und der dankte es mit solide-guten Auftritten. Die Krönung war sein Treffer beim 4:2-Sieg gegen die AS Monaco. Beim Supercup gegen Leipzig dürfte Laimer an Joshua Kimmichs Seite gesetzt sein.

Dass Jamal Musiala in der neuen Saison unverzichtbar sein dürfte, war eigentlich schon vor der Vorbereitung klar. Mit starken Leistungen zementierte er bei den Testspielen aber seine Rolle als hoffnungsvollster Offensivspieler des FC Bayern. Gegen Monaco glänzte er mit tollen Dribblings, einem Tor und einem Assist.

Während ganz München auf die Verpflichtung von Harry Kane wartet und Eric Maxim Choupo-Moting seine Kniegelenksbeschwerden auskuriert, mauserte sich Mathys Tel vorerst zum Stammstürmer. In vier der fünf Testspiele durfte der 18-jährige Franzose im 4-2-3-1-System an vorderster Front beginnen.

"Er empfiehlt sich und gibt Gas im Training. Er ist noch superjung und muss noch viel lernen, aber er ist Teil der Gruppe, kämpft um seinen Platz und macht das gut", lobte Tuchel. Einziger Wermutstropfen: Trotz zahlreicher teils gut herausgespielter Torchancen gelangen Tel zu wenige Treffer. Auf einen Fünferpack beim 27:0-Sieg gegen den FC Rottach-Egern folgte nur noch ein weiteres Tor.

Dass Tuchel kein Goretzka-Fan ist, zeigte er im Laufe dieser Vorbereitung überdeutlich: Konsequent ließ er auf der Doppelsechs das Duo Kimmich/Laimer sich einspielen. Einzig gegen Monaco durfte Goretzka beginnen - als Ersatz für Kimmich, der aus Gründen der Belastungssteuerung gar nicht im Kader stand.

Spekuliert wird weiterhin über einen möglichen Abgang Goretzkas noch in dieser Transferperiode, Manchester United gilt als Interessent. Der 28-Jährige selbst will davon aber nichts wissen: "Ich kann nur sagen: Ich liebe den Verein, ich liebe die Stadt, ich liebe die Fans. Ich möchte einfach weitermachen. Da gibt es keine Gedanken, den Verein zu verlassen."

Was für Goretzka im zentralen Mittelfeld gilt, das gilt auch für Ryan Gravenberch - mit dem Unterschied, dass er kein Führungs- und deutscher Nationalspieler ist und deshalb weniger über ihn diskutiert wird. Der 21-jährige Niederländer hat aktuell keine Aussichten auf einen Stammplatz

Das Quartett bestehend aus Manuel Neuer, Raphaël Guerreiro, Thomas Müller und Eric Maxim Choupo-Moting verpasste große Teile oder gar die ganze Vorbereitung - wodurch alle vier ganz automatisch ins Hintertreffen geraten sind.

Die größten Sorgen bereitet Kapitän Neuer: Nach einer weiteren Operation ist seine Rückkehr ungewisser denn je. Vermutlich bekommt er in den nächsten Tagen einen hochklassigen Konkurrenten. Auf Guerreiros Parade-Positionen haben sich unterdessen vorerst Alphonso Davies sowie Kimmich/Laimer festgespielt.

Einzig Müller und Choupo-Moting könnten mit Blick auf die Sturm-Problematik aus dem Stand wichtig werden. Dann nämlich, wenn sich die Suche nach einem neuen Torjäger weiter hinzieht und Tuchels Vertrauen in Tel noch nicht für Pflichtspiele ausreicht. Gegen Monaco fehlten sie aber beide noch im Kader.