FC Arsenal: Keine Ausreden mehr! Nach den 200 Millionen-Euro-Transfers für Kai Havertz, Declan Rice und Jurrien Timber muss der Premier-League-Titel her

Arsenal war das Überraschungsteam der jüngst abgelaufenen Saison. 2021/22 waren sie noch im Kampf um die Champions League knapp an Tottenham gescheitert und auf dem fünften Platz gelandet. Niemand hatte daher vor einem Jahr gedacht, dass sie 2022/23 um den Titel mitspielen würden.

Doch nach ihrem historisch besten Start in eine Premier-League-Saison brachten sich die Gunners in eine hervorragende Ausgangsposition, um Manchester City zu entthronen - nur um dann, als es darauf ankam, zu versagen.

Nach dem 4:1-Sieg gegen Leeds United im Emirates-Stadion am 1. April hatte Artetas Team noch acht Punkte Vorsprung, aber auch ein Spiel mehr absolviert als City. Doch dann folgten drei Unentschieden in Folge, bevor man auswärts gegen City unter die Räder kam und alle Titelträume zerplatzten. Arsenal stand vor dieser Pleite im direkten Duell 248 Tage an der Tabellenspitze - so lange wie keine andere Mannschaft in der Geschichte der Premier League, die den Titel letztlich nicht gewinnen konnte. Damit geht die PL-Dominanz ManCitys weiter, dasfünf der letzten sechs Titel einheimsen konnten.

Die Nordlondoner tun gerade alles dafür, um diese Dominanz zu durchbrechen. "Bis heute schmerzt es mich sehr, die Premier League nicht gewonnen zu haben, nachdem ich zehn Monate lang gegen City gekämpft hatte", sagte Arteta in einem Interview mit der spanischen Zeitung Marca im Juni. "Aber so ist der Sport. Trotzdem ist es großartig, was wir mit einer so jungen Mannschaft erreicht haben. Das ist mir auch bewusst."

Der spanische Cheftrainer darf sich ruhig auf die positiven Aspekte konzentrieren. Arsenal hat in kurzer Zeit einen weiten Weg zurückgelegt und die Zukunft sieht rosig aus. Doch nun haben sie heftig in neue Spieler investiert - und es gibt keine Ausreden mehr, den Premier-League-Titel 20 Jahre nach den "Invincibles" 2004 nicht wieder zu holen.

  • Kai Havertz(C)GettyImages

    FC Arsenal: Die heilige Dreifaltigkeit

    Der FC Arsenal hat seinen Kader mit der Verpflichtung des deutschen Nationalspielers Kai Havertz verstärkt. Der FC Chelsea stimmte dem Verkauf des 24-Jährigen an den Londoner Rivalen für 70 Millionen Euro zu. Wo und wie Havertz in das Arteta-System passt, ist eine andere Frage.

    Im Westen der Stadt erzielte er denkwürdige Siegtore in den Endspielen der Champions League 2021 und der Klub-Weltmeisterschaft 2022, konnte aber nie wirklich konstant überzeugen.

    Arteta ist jedoch zuversichtlich, dass er einen Rohdiamanten verpflichtet hat. "Kai ist ein Spieler von höchster Qualität", sagte er. "Er ist sehr Vielseitigkeit und ein intelligenter Spieler. Er wird unser Mittelfeld enorm verstärken und unser Spiel abwechslungsreicher machen."

    Havertz wird wahrscheinlich auf der linken Seite in Arsenals Dreier-Mittelfeld spielen, als Ersatz für den zu Bayer Leverkusen gewechselten Granit Xhaka (25 Millionen Euro Ablöse).

    Außerdem ist es fast sicher, dass Declan Rice ab der kommenden Saison hinter Havertz spielen wird. Der West Ham-Star stehtkurz davor, für die britische Rekordsumme von 116 Millionen Euro ins Emirates zu wechseln. Der Engländer wird damit zu einem der Mega-Transfers des Sommers.

    Über 100 Millionen Euro für einen defensiven Mittelfeldspieler auszugeben, der noch nicht in der Champions League gespielt hat, ist ein Risiko. Es bleibt abzuwarten, ob Rice die Mannschaft von Arteta bereichern wird. Berichten zufolge wird Thomas Partey den FC Arsenal im Gegenzug verlassen.

    Arsenal wird seine Sommerausgaben allerdings noch weiter in die Höhe treiben. Ajax-Verteidiger Jurrien Timber wird demnächst wohl für 51 Millionen Euro kommen und die Ausgaben auf über 230 Millionen Euro erhöhen. Und wir dachten, dass nur der FC Chelsea so etwas machen würde ...

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  • Arteta Arsenal 2022-23Getty

    FC Arsenal: Ein Jahr Erfahrung im Premier-League-Titelrennen

    "Wenn wir die volle Mannschaft zur Verfügung hatten, waren wir konstant", sagte Arteta gegenüber der Marca im Hinblick auf die gescheiterte Titelverteidigung. "Sobald Probleme auftraten, waren wir nicht mehr konstant. Und dann war unser Rivale die beste Mannschaft der Welt, der beste Kader der Welt, der beste Trainer der Welt ... Wir hatten keine andere Wahl, als es zu akzeptieren und dem Meister die Hand zu reichen."

    Es stimmt, dass Arsenal Pech mit Verletzungen hatte. Innenverteidiger William Saliba zog sich im März eine Rückenverletzung zu, die sein Saisonaus bedeutete. Rob Holding war kein würdiger Ersatz für ihn. Gabriel Jesus, Eddie Nketiah, Oleksandr Zinchenko, Tomiyasu und Elneny fielen ebenfalls über weite Strecken der Saison aus, sodass der Kader der Gunners bis an seine Grenzen belastet wurde - und darüber hinaus. Auch der Mangel an Erfahrung in der Kabine war wohl ein entscheidender Faktor gegen die Gunners.

    Arteta versuchte mit der Verpflichtung der früheren City-Spieler Jesus und Zinchenko im vergangenen Sommer, eine Siegermentalität aufzubauen.

    Spieler wie Saka, Gabriel Martinelli, Partey, Xhaka und Gabriel Magalhaes ließen auf der Zielgeraden aber nach, vor allem bei der 1:4-Niederlage gegen ManCity im Etihad Stadium.

    Doch in der kommenden Saison werden sie daraus gelernt haben - und noch motivierter sein, den Titel nun zu holen. "Die Zeit ist auf unserer Seite. Viele Spieler in unserer Mannschaft sind jung", sagte Saka Ende Mai in einem Gespräch mit Gunners-Legende Ian Wright. "Wir sind hungrig und viele von uns haben bei Arsenal noch keine Titel gewonnen. Wir wollen Großes erreichen. Wenn man sich anschaut, wie wir miteinander sprechen, merkt man: Wir wollen gewinnen - und zwar gerade mit Arsenal."

  • Sebastian Coates Zinchenko Arsenal Sporting CP 2022-23Getty Images

    FC Arsenal: Champions League statt Donnerstagabend

    Arsenals Erfolg in der Premier League war umso bemerkenswerter, weil das Team bis Mitte März in der Europa League spielen mussten. Das bedeutete, dass man nach den europäischen Strapazen am Donnerstag nur zwei volle Tage Zeit hatte, um sich für Spiele in der Premier League zu erholen. Vor den EL-Spielen hatten die Gunners dadurch natürlich etwas mehr Zeit.

    In der ersten Saisonhälfte meisterte Artetas Mannschaft den streng getakteten Spielplan mit Bravour, doch als man im Achtelfinale auf Sporting CP traf, begannen die Kräfte zu schwinden. Im Hinspiel im José-Alvalade-Stadion erkämpften sich die Gunners ein 2:2-Unentschieden, doch im Emirates-Stadion reichte es nicht zum Weiterkommen.

    Nach 120 Minuten des Rückspiels stand es 1:1, sodass ein Elfmeterschießen über den Einzug ins Viertelfinale entscheiden musste. Sporting behielt die Nerven und gewann vom Punkt mit 5:3.

    2023/24 kehren die Gunners nach sechs Jahren Abwesenheit endlich in die Champions League zurück. Nun müssen sie am Dienstag und Mittwoch antreten. Das verschafft ihnen immerhin ein bisschen mehr Zeit bis zum nächsten PL-Spiel am Wochenende.

    Auch Aaron Ramsdale freut sich auf die Gelegenheit, sich mit den Besten zu messen. "Wir wollen in der nächsten Saison in der Champions League antreten, und jedes Jahr besser zu werden", sagte der Arsenal-Torhüter kürzlich dem Telegraph. "Jetzt werden wir eine neue Art von Druck dazubekommen."

  • Saka Martinelli Odegaard Arsenal 2022-23Getty Images

    FC Arsenal: Die Schlüsselspieler verlängerten

    Arsenal hat alle notwendigen Schritte unternommen, um den Kern des aktuellen Kaders auch in den kommenden Jahren zusammenzuhalten.

    Innenverteidiger Gabriel war der erste, der sich im Oktober letzten Jahres langfristig an den Verein band. Der Brasilianer unterschrieb bis 2027.

    Auch sein Landsmann und Flügelstürmer Gabriel Martinelli stimmte im Februar einer Verlängerung bis 2027 zu, während Torhüter Ramsdale im Mai einen Dreijahresvertrag akzeptierte. Dann zog auch Flügelspieler Bukayo Saka mit einem neuen Vierjahresvertrag nach.

    Am Donnerstag folgte Flügelstürmer Reiss Nelson per "Langzeitvertrag", bis am Freitag eine der wichtigsten Verlängerungen bekanntgegeben wurde: Das Arbeitspapier von Innenverteidiger Saliba wäre 2024 ausgelaufen - hätte er nicht ein neues unterzeichnet, hätten die Gunners ihn noch in diesem Sommer abgeben müssen, um zu kassieren. Doch der Franzose bleibt nun ebenfalls per "Langzeitvertrag" und wird ein zentraler Baustein der Defensive sein. Als er am Ende der abgelaufenen Saison verletzt ausfiel, brach das Team zum Teil ein.

    Auch Arsenal-Kapitän Martin Ödegaard steht Berichten zufolge vor Gesprächen über einen neuen Vertrag. Der Norweger hat noch einen Kontrakt bis 2025 und die Gunners haben eine Option auf eine einjährige Verlängerung, wollen sich aber seine Dienste bis 2030 sichern. Und der Norweger ist von Artetas langfristiger Vision überzeugt.

    "Es gibt keine Grenzen für das, was wir erreichen können. Niemand kann mir etwas anderes erzählen", sagte Ödegaard zu Beginn des Jahres gegenüber der Players' Tribune. "Ich bin sehr stolz darauf, Kapitän dieses Vereins zu sein und ich habe das Gefühl, dass ich noch sehr lange hier sein werde."

    Das Vertrauen der Gunners in diese Spieler wird jedoch nur dann gerechtfertigt, wenn sie in den nächsten Jahren die ersten Titel eingefahren.

  • BalogunGetty Images

    FC Arsenal: Bleibt oder geht Folarin Balogun?

    Arsenal hat in der vergangenen Saison in 38 Premier-League-Spielen beeindruckende 88 Tore erzielt, nur sechs weniger als Spitzenreiter City. Und das, obwohl das Team keinen gelernten Mittelstürmer hat. Jesus traf immerhin elfmal, aber die Nordlondoner mussten sich während seines verletzungsbedingten Ausfalls zwischen November und März auf ihre übrigen Angreifer verlassen.

    Ödegaard und Martinelli waren mit jeweils 15 Treffern die besten Torschützen, während Saka 14 Treffer erzielte und Xhaka mit sieben Treffern eine respektable Karrierebestleistung aufstellte. Doch Arsenal braucht mehr Torgefahr, um den Rückstand auf City aufzuholen und um in der Champions League weit zu kommen.

    Arteta hat mit Stürmer Folarin Balogun bereits eine Option zur Verfügung. Der 22-Jährige wurde in der vergangenen Saison in die Ligue 1 zu Stade Reims ausgeliehen, wo er unter Trainer-Talent Will Still aufblühte und jegliche Erwartungen übertraf. Dass Remis ihn holte, war einer der besten Transfers der Saison 2022/23.

    In 37 Ligaspielen traf der Stürmer 21-mal und lag damit acht Tore hinter dem Gewinner des Goldenen Schuhs, Kylian Mbappé von PSG.

    Natürlich wird nun mit Spannung beobachtet, ob Balogun bei einem Topklub wie Arsenal noch größere Leistungen vollbringen kann. Bei Arsenal hat er noch einen Vertrag bis 2025, aber die Spekulationen um seine Zukunft reißen nicht ab.

    "Er hat etwas Besonderes, deshalb haben wir ihm einen langfristigen Vertrag gegeben und glauben an ihn", sagte Arteta im Februar über den Engländer. Der Arsenal-Boss versprach, dass sich der Klub am Ende der Saison mit dem talentierten jungen Stürmer zusammensetzen werde, um "das nächste Kapitel seiner Karriere zu planen".

    Wie Balogun nach dem Gewinn der CONCACAF Nations League mit der Nationalmannschaft der Vereinigten Staaten bestätigte, wurde dieser Plan noch nicht konkretisiert. "Was ich sagen kann, ist, dass ich definitiv nicht mehr ausgeliehen werde", sagte er. "Ich bin mir nicht sicher, wie die Gespräche verlaufen werden, ich weiß nicht, was passieren wird."

    Balogun hat sich im Mai für die USA und gegen England entschieden, was seinen Bekanntheitsgrad in der ganzen Welt erhöht hat. Sollte sich Arsenal zu einem Verkauf entschließen, wird es ihm an Möglichkeiten nicht mangeln: Die AC Mailand, Inter, Juventus und Marseille gehören zu den Vereinen, die mit Balogun in Verbindung gebracht werden.

    Es wäre eine Schande für Arteta, ihm nicht zumindest die Chance zu geben, im Emirates zu zeigen, was er leisten kann - gerade, weil hinter Gabriel Jesus ein konstanter Knipser fehlt. Eddie Nketiah wurde den Erwartungen nicht gerecht.

  • Romeo Lavia Southampton 2022-23Getty Images

    FC Arsenal: Noch mehr Neuverpflichtungen?

    Es sieht so aus, als ob Arsenal nach Rice und Timber weiterhin auf Shoppingtour gehen wird. Nach der Qualifikation für die Champions League und der Begrenzung der Gehaltskosten steht der Verein finanziell gut da.

    Angesichts der Abgänge von Partey und Xhaka könnte es für Arsenal notwendig sein, mindestens einen weiteren Mittelfeldspieler ins Visier zu nehmen, um genügend Tiefe im Kader zu haben.

    Eine Option ist Romeo Lavia von Southampton. Der 19-Jährige wird nach dem Abstieg des Vereins in die Championship sicher gehen. Der Belgier könnte allerdings bis zu 50 Millionen Euro kosten - und der FC Liverpool ist bereits an ihm dran.

    Gabri Veiga von Celta Vigo wird als Alternative für die Gunners gehandelt. Bayer Leverkusens Flügelspieler Moussa Diaby soll ebenfalls auf dem Radar der Gunners sein.

    In der Abwehr könnte Arsenal sein Interesse an Rechtsverteidiger Ivan Fresneda von Real Valladolid wieder aufleben lassen. Hier soll auch der BVB interessiertsein.

    Jüngsten Berichten zufolge könnte Arteta außerdem versuchen, die kürzliche Bayern-Leihgabe João Cancelo von Titelrivale ManCity zu verpflichten. Dass Arsenal auf jeder Position nach den besten Spielern der Welt schaut, zeigt, wie ambitioniert die Vereinsführung ist.

    Doch wer viel Geld ausgibt, muss auch Kritik einstecken können. Mit so einem Kader muss schlicht der Titel her. Ein Versagen in der Champions League ist ebenfalls nicht gestattet - auch wenn es sich um die erste CL-Saison seit Ewigkeiten handelt.

    Steht Arsenal also an der Schwelle zu einer neuen glorreichen Ära? Oder werden die Gunners als die größten Titel-Sprücheklopfer der Premier League in die Geschichte eingehen? Wir alle dürfen bald gespannt zusehen.