Klaas-Jan Huntelaar FC Schalke 04 13052017getty Images

Huntelaar-Abschied: Der letzte Beutezug des Hunters


HINTERGRUND

Was für einen Jäger der Wald ist, war für Klaas-Jan Huntelaar in den letzten sieben Jahren der Rasen in der Gelsenkirchener Veltins-Arena. In den Strafräumen gefürchtet, ging er auf Schalke regelmäßig auf Beutezug und erlegte in 239 Spielen für Königsblau bereits das ein oder andere Opfer. So erzielte er für den Ruhrpottklub in dieser Zeit wettbewerbsübergreifend 126 Treffer und somit zu den erfolgreichsten Torjägern der Vereinsgeschichte.

Die Analyse: Last-Minute-Ausgleich für den HSV gegen Schalke 04

Am Samstag trat der Niederländer zum vorerst letzten Mal in seinem langjährigen Wohnzimmer an. Ausgerechnet gegen den Hamburger SV, gegen den Huntelaar in zuvor zehn Spielen elf Mal treffen konnte – mehr als gegen jeden anderen Bundesliga-Klub. Dass der Mittelstürmer auch mit 33 Jahren noch brandgefährlich ist, stellte er vor allem nach rund einer halben Stunde unter Beweis, als er nach Flanke von Thilo Kehrer per Kopf den Pfosten traf. "Dass der nicht reingeht, durfte nicht sein. Doch das ist Fußball", erklärte er nach der Partie.

Artikel wird unten fortgesetzt

Zu schön wäre es gewesen, hätte sich Huntelaar in seinem letzten Heimspiel noch ein letztes Mal in die Torschützenliste eintragen könnten. "Jeder Schalker hätte es ihm gegönnt", brachte es auch Vorstandsboss Clemens Tönnies bei der emotionalen Abschiedszeremonie zu Ehren des Goalgetters auf den Punkt. Denn nicht nur Tönnies fiel es sichtlich schwer, sich vom Angreifer zu verabschieden, auch die vielen Schalke-Fans waren gerührt – spätestens, als die ein Highlight-Video mit den besten Huntelaar-Szenen im S04-Trikot sahen.

Kollektive Gänsehaut

Der Großteil der rund 60.000 Zuschauer hatte Gänsehaut, als die schönsten Tore des Hunters auf dem Videowürfel zu sehen waren. Bei Huntelaar selbst reichte es sogar für feuchte Augen, ohne aber in Tränen auszubrechen. "Meine Tränen sind schon aufgebraucht", erklärte er nach dem Spiel in der Mixed-Zone. Denn die Begegnung gegen den HSV war nur der Abschluss der hochemotionalen Woche für den vierfachen Familienvater: "Ich muss zugeben, dass es auf dem Platz noch am besten war. Schon die komplette letzte Woche war sehr emotional für mich."

GFX Quote Klaas-Jan Huntelaar

Diese Emotionalität merkte man Huntelaar auch an, als er sich nach Video-Grußbotschaften von ehemaligen Mitspielern wie Raul, Jefferson Farfan oder Jermaine Jones das Mikrofon schnappte und erstmals selbst das Wort ergriff. "Schalke ist mein Verein, der geht unter die Haut und das geht nie wieder weg", rief er der Menge zu und hielt sich anschließend die Hand aufs Herz. Die Anhänger tobten und stimmten immer wieder "Huntelaar"-Sprechchöre an.

Mit dem Jubel für den abwandernden Stürmer verschwand gleichzeitig auch die Enttäuschung über die schwache Saison und das Remis gegen den Abstiegskandidaten aus Hamburg. "Es ist toll, denn genau dafür habe ich sieben Jahre auf Schalke gearbeitet", zeigte sich der Niederländer von der Begeisterung der Anhänger gerührt: "Das schönste an Schalke ist die Nähe zu den Fans. Sie sind sozusagen der Chef im Verein, daher ist es toll, dass sie meine Verdienste anerkennen."

"Im Endeffekt überwiegt der Stolz"

Huntelaar selbst tröstet die Euphorie über seine Person allerdings nicht komplett über die missratene Spielzeit hinweg: "Ich bin traurig, da wir das erste Mal in meinen sieben Jahren auf Schalke den Europapokal verpasst haben. Natürlich bin ich auch über meinen Abschied traurig, doch im Endeffekt überwiegt der Stolz auf diese Zeit", erklärte der Hunter auf letzten Beutezug in der Veltins-Arena.

Wie genau es für den 33-Jährigen weitergeht ist noch offen. "Natürlich haben ein paar Vereine angefragt, doch ich weiß noch nicht, was passiert", verriet er. Obwohl man Königsblau mit Guido Burgstaller einen treffsicheren Nachfolger in den eigenen Reihen hat, wird der Großteil der treuen Fans den Top-Stürmer vermissen. Nicht nur, weil er mit 82 Bundesligatreffern der zweiterfolgreichste Knappe der Geschichte ist – auch, weil sich Huntelaar immer voll mit dem Verein identifiziert hat.

Komplett mit Schalke abschließen wird Huntelaar also nie. Mit Clemens Tönnies wird auch zumindest ein Schalker weiterhin Kontakt zum Torjäger pflegen. Denn der Vorstandsboss und Huntelaar teilen seit geraumer Zeit ein gemeinsames Hobby - wie soll es anders sein - die Jagd. 

Folge Schalke-Reporter Robin Haack auf  

Werbung