Pierre-Emerick Aubameyang Borussia Dortmund 12122017Getty Images

Giroud für Aubameyang? Wie sich das BVB-Spiel verändern würde


HINTERGRUND

Es lief die 17. Spielminute der Premier-League-Partie zwischen dem FC Arsenal  und Crystal Palace am 1. Januar 2017, als Olivier Giroud endgültig mit einer großen Mär aufräumen konnte. Bis dahin war der Franzose auf der Insel vergleichsweise wenig wertgeschätzt, von vielen Experten und Fans unterschätzt worden. Giroud galt als technisch limitierter, als eher zweitklassiger Mittelstürmer, als Chancentod. Doch dann segelte die schlechte Flanke von Alexis Sanchez in seinen Rücken. Giroud ließ seinen wuchtigen Körper auf den Boden fallen. Er winkelte sein linkes Bein an und bugsierte den Ball mit der Hacke über die Unterlatte ins Tor. Es war jener Treffer, der später auf der ganzen Welt als DER "Scorpion Kick" im Internet bestaunt werden sollte, der von der FIFA zum Tor des Jahres gekürt wurde.

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Letztlich gewann Arsenal am Neujahrstag mit 2:0. Das Jahr 2017, es hätte für Giroud kaum besser beginnen können. Damals ahnte der Franzose wohl noch nicht, dass er am Ende diesen Jahres nur noch zweite Wahl sein, dass er plötzlich vor einem Wechsel stehen würde.

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Im Zuge des möglichen Transfers von Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund zu den Gunners soll Giroud beim BVB anheuern, heißt es. Für den Fall einer Einigung stehe Giroud bereits in den Startlöchern und würde zunächst bis Saisonende an die Schwarz-Gelben ausgeliehen, berichtete zuletzt der kicker.

Aubameyang zu Arsenal? Wenger: "Noch keine Entscheidung"

Klar ist: Sollten die beiden Stürmer tatsächlich die Seiten wechseln, würde sich die Statik des BVB-Spiels enorm verändern. Giroud und Aubameyang mögen beide Mittelstürmer sein, sie könnten ihre Position aber kaum unterschiedlicher interpretieren.

Sprinter Aubameyang versus Wandspieler Giroud

Mit Aubameyang ist die Offensive der Dortmunder seit Jahren primär auf Tempo ausgerichtet. Der Gabuner ist ein Sprinter, der stets den Weg in die Tiefe sucht und beim BVB von zwei schnellen Flügelstürmern unterstützt wird. Aubameyang ist ein Stürmer, der Raum braucht, um seine Fähigkeiten auszuspielen.

Giroud dagegen mag lieber enge Situationen, er ist ein sogenannter Wandspieler. Während Aubameyang also steil geht, kommt Giroud dem ballführenden Spieler gerne entgegen. Er pflückt die Bälle runter, behauptet sie mit seinem kräftigen Körper, um sie anschließend auf die Flügel zu verteilen, und erst dann wieder den Weg in den Strafraum zu suchen.

Pierre-Emerick Aubameyang Borussia Dortmund 12122017Getty Images Olivier Giroud ArsenalGetty Images

Anders als Aubameyang spielt Giroud körperbetont, er wirft sich in den Zweikampf anstatt seinen Gegenspieler möglichst weiträumig zu umkurven. Giroud hat seine Stärken vor allem mit dem Rücken zum Tor, dann kann er seine Handlungsschnelligkeit und seine insbesondere angesichts seiner Größe von 1,92 Metern sehr wohl ausgezeichnete Technik ausspielen.

Noch weit mehr als Aubameyang ist Giroud ein Strafraumstürmer, ausgestattet mit einem sehr guten Gefühl für den gefährlichen Raum. Vor allem nach Flanken, Ecken oder Freistößen kann er sein Können voll ausspielen, denn gerade das Stellungs- und das Kopfballspiel zählen zu seinen größten Stärken. Er könnte also die beim BVB derzeit fehlende Gefahr nach Standards und Flanken deutlich erhöhen.

Möglicher Giroud-Transfer als Chance für den BVB

Beim 1:1 im jüngsten Bundesligaspiel bei Hertha BSC etwa probierten es die Borussen immer wieder mit hohen Hereingaben. Was in den meisten Fällen allerdings fehlte, war der passende Zielspieler. Christian Pulisic, Jadon Sancho und Andre Schürrle sind eben nicht gerade für ihre körperliche Präsenz oder ihr Kopfballspiel bekannt. Giroud indes wäre für derartige Zuspiele die perfekte Anspielstation. 

Eine mögliche Verpflichtung des Angreifers könnte für den BVB also auch eine Chance darstellen. Eine Chance, das Offensivspiel flexibler und weniger ausrechenbar zu gestalten. Gleichzeitig muss klar sein, dass der inzwischen 31-jährige Giroud seine Klasse bislang nicht derart beeindruckend unter Beweis gestellt hat wie Aubameyang. 

Wie dem Noch-BVB-Stürmer wird auch Giroud gerne nachgesagt, zu viele Chancen liegenzulassen. Und das durchaus zu Recht. Der entscheidende Unterschied: Aubameyang ist dennoch deutlich treffsicherer. 141 Mal netzte er in 212 Spielen für den BVB, alle 116 Minuten schoss er im Schnitt ein Tor. Giroud dagegen traf in 252 Partien für Arsenal "nur" 105 Mal und benötigte dabei 153 Minuten pro Treffer. 

Aubameyang vs. Giroud

Aubameyang und Giroud im Statistik-Vergleich (nur Ligaspiele, Daten von Opta)

Wie sehr sich die beiden Angreifer unterscheiden, zeigt auch die Art und Weise, wie sie ihre Tore erzielen. So kommt Giroud vor allem mit dem linken Fuß oder per Kopf zum Torerfolg, Aubameyang dagegen war mit beiden Füßen stark (aber mit rechts deutlich besser), dafür kam er seltener per Kopf zu einem Treffer (s. Grafik oben).

Statistik-Vergleich: Hier ist Giroud besser als Aubameyang

Gleichzeitig wird beim Blick auf die Statistik deutlich, dass Giroud tendenziell mehr am Spiel teilnimmt (48 Ballaktionen pro 90 Minuten) als Aubameyang (36). Zudem ist Giroud mit 45 Prozent gewonnenen Duellen deutlich zweikampfstärker als sein möglicher Vorgänger (35). Ebenfalls auffällig: Giroud ist bei einem Top-Speed von 33,2 km/h gar nicht so viel langsamer als Aubameyang (34,6) wenn auch vergleichsweise deutlich weniger spritzig.

Mit Giroud bekäme der BVB darüber hinaus einen sicheren Elfmeterschützen. Seit Sommer 2015 traf der Linksfuß bei sechs Versuchen sechs Mal vom Punkt. Aubameyang verwandelte im selben Zeitraum nur 13 seiner 18 Strafstöße.

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