Anastasios Donis, Nice, 01072017Getty Images

A. Donis: Griechisches Blut für den VfB Stuttgart


PORTRAIT

Am Montag durften die Fans des VfB Stuttgart ihren neuen Adonis bewundern. Ob er diesen - zugegebenermaßen relativ flachen - Wortwitz bereits kennt? Womöglich lässt sich Anastasios Donis genau deshalb am liebsten mit seinem Spitznamen Tassos ansprechen. Es ist dennoch eine Metapher, welche irgendwann zum Neuzugang der Schwaben passen könnte.

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Die Kulisse hätte kaum besser sein können zu seiner fußballerischen Jungfernfahrt am Wochenstart: Weiß-blauer Himmel, sommerliche Temperaturen und knapp 4.000 begeisterte Fans freuten sich darauf, ihren Stars beim Trainingsstart endlich wieder beim Kicken zuzusehen. Neugierig waren sie vor allem auf ihren Neuzugang Anastasios Donis. Er soll den Stuttgartern zur neuen Saison frisches Blut einimpfen. Junges, griechisches Blut – ganz im Sinne der Mythologie versteht sich.

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"Anastasios hat bei Juventus Turin eine sehr gute Ausbildung genossen. Mit seiner Spielweise und mit seiner Mentalität passt er gut in unsere Mannschaft", schwärmte Sportvorstand Jan Schindelmeiser bei der Vorstellung des 20-Jährigen. Der Hoffnungsträger selbst freut sich auf die Herausforderung bei seinem neuen Klub: "Ich bin sehr glücklich, heute ist ein sehr wichtiger Tag für mich. Der VfB ist ein großer Klub mit viel Tradition und überragenden Fans. Ich bin froh, hier zu sein und werde alles geben, um dem Team zu helfen und meinen Teil zu einer guten Bundesligasaison beizutragen." Demut und Ehrgeiz, nicht die schlechtesten Charaktereigenschaften im Schwabenland.

In seinen erst 20 Lebensjahren ist der Angreifer jedoch auch schon weit gereist, mit dem Wechsel zum fünfmaligen deutschen Meister schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Sein Vater Georgis Donis wurde als Sohn griechischer Einwanderer in Frankfurt am Main geboren und wurde später selbst erfolgreicher Fußballprofi. Mitte der Neunziger führte ihn sein Weg in die Premier League zu den Blackburn Rovers. Auf der Insel wurde Anastasios 1996 geboren. Ein kleiner Mann mit jeder Menge fußballerischem Talent in den Genen.

Über Italien, die Schweiz und Frankreich ins Ländle

Nach der Karriere des Vaters zog es die Familie zurück nach Griechenland. In der Jugend von Panathinaikos lernte er den Umgang mit dem runden Leder. Mit dem Wechsel zu Juventus begann 2013 schließlich die Reise des quirligen Angreifers. Nach zwei Jahren in der Jugend der Bianconeri ging es auf Leihbasis zu Sassuolo, wiederum ein Jahr später zum FC Lugano in die Schweiz.

Während seiner Zeit in Italien und der Schweiz machte er vor allem mit seiner Effektivität auf sich aufmerksam. Wettbewerbsübergreifend war er durchschnittlich in fast jedem zweiten Spiel an einem Treffer beteiligt, verbuchte 26 Treffer und acht Vorlagen in seinen 77 Einsätzen. Im vergangenen Sommer stand die nächste Leihe an, dieses Mal ging es in die Ligue 1 zu Nizza.

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Bei den Südfranzosen erlebte er unter Trainer Lucien Favre eine herausragende Saison, belegte zwischenzeitlich sogar 13 Spieltage in Folge die Tabellenführung. Donis kam dabei vornehmlich die Jokerrolle zu, hinter Alassane Plea, Mickael Le Bihan und Mario Balotelli war er Stürmer Nummer vier. In seinen 18 Einsätzen kam der meist in der Schlussphase eingewechselte Stürmer immerhin auf fünf Treffer. Die Kaufoption in Höhe von zwei Millionen Euro ließ Nizza indes verstreichen, der 19-Jährige ging über Turin nach Stuttgart.

"Von der Anlage her eher ein Vorbereiter"

Die Schwaben lassen sich die Dienste des griechischen Jung-Nationalspielers immerhin drei Millionen Euro kosten und dürfen sich über einen variablen und technisch hochveranlagten Angreifer freuen. "Er besitzt eine brutale Grundschnelligkeit, ist stark im Dribbling, also im Eins-zu-eins, und schafft damit Überzahlsituationen", verriet Ioannis Amanatidis, bis dato der letzte Grieche im Trikot der Schwaben, gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Er hat den Weg seines Landsmannes genau verfolgt und weiß: "Donis ist von der Anlage her eher ein Vorbereiter denn ein Torschütze".

Doch noch gilt es, die Euphorie um den 20-Jährigen zu dämpfen, zu offensichtlich sind seine physischen Defizite im Vergleich zu den gegnerischen Verteidigern. Auch an seiner Mentalität kam in den vergangenen Jahren einige Male Kritik auf. "Wir wollen nur Spieler bei uns haben, die auch gerne in Lugano spielen. Donis ist einer dieser jungen Spieler, die von Juve viel Geld bekommen und dann im Porsche rumfahren", watschte ihn beispielsweise Angelo Renzetti, Präsident seines Ex-Klubs, nach seiner Zeit im Tessin ab.

Es gibt also noch einiges zu lernen für den jungen Griechen, Bescheidenheit wird im Ländle schließlich groß geschrieben. Doch selbst Adonis stand nie im Verdacht, einen besonders entspannten Lebenswandel zu haben. Wenn A.Donis dann noch an seiner Physis arbeitet, kann er seinem Namensvetter womöglich sogar gerecht werden. Ob er das will oder nicht.

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