Montenegro-Russia suspended Euro 2016Getty Images

Montenegro-Boss Djurdjevac: Wir stehen da wie Barbaren

Der Generalsekretär des Verbandes von Montenegro, Momir Djurdjevac, hat das Verhalten der Anhänger beim EM-Qualifikationsspiel der Montenegriner gegen die Auswahl aus Russland verurteilt. Im Rahmen der Ausschreitungen von Fans war Russlands Nationalkeeper Igor Akinfejew verletzt worden. Erst wurde das Spiel durch den deutschen Schiri Deniz Aytekin unter-, später gänzlich abgebrochen.

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Djurdjevac sagte der Nachrichtenagentur Reuters nach dem Spiel: "Diese Fans singen 'Montenegro wir lieben dich', werfen aber Fackeln, beleidigen Gegner und sorgen jedes Mal, wenn sie auftauchen, für Zwischenfälle. Das ist völlige Heuchelei." 

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Der montenegrinische Funktionär machte sich dabei auch Sorgen um das Ansehen des ganzen Landes: "Wir haben den Eindruck von Barbaren hinterlassen und das ist ein komplettes Desaster", so Djurdjevac, der noch weiter ausholte: "Es scheint, als hätten wir es nicht verdient, eine Nation, eine Fußballmannschaft oder einen Startplatz bei einem wichtigen Turnier zu haben."

UEFA wollte erneuten Skandal verhindern

Mit einer unmissverständlichen Geste bereitete Schiedsrichter Aytekin dem unwürdigen Spuk in Podgorica ein abruptes Ende: In der 67. Minute brach der 36 Jahre alte deutsche Spitzen-Referee das EM-Qualifikationsspiel zwischen Montenegro und Russland beim Stande von 0:0 am Freitagabend ab.

Nachdem der russische Torwart Igor Akinfejew nach wenigen Sekunden Spielzeit von einer Leuchtrakete am Kopf getroffen wurde, unterbrach Aytekin die Partie zunächst für 33 Minuten. Der Schlussmann erlitt Verbrennungen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Es folgte die Fortsetzung des Spiels, doch erneute Würfe von Gegenstände auf das Spielfeld und weitere Scharmützel der Spieler beider Mannschaften führten dann in der zweiten Hälfte zum endgültigen Abbruch durch Aytekin. Vorausgegangen war eine Strafstoßentscheidung Aytekins zugunsten der Russen, für die Roman Schirokow aber verschoss.

Russlands italienischer Coach Fabio Capello berichtete, dass nicht der Unparteiische, sondern der UEFA-Delegierte auf eine Fortsetzung der Partie gedrängt habe. Einen neuerlichen Spielabbruch wie im Oktober vergangenen Jahres bei Serbien-Albanien wollte die UEFA offenbar zunächst vermeiden.

Spiel wird wohl mit 3:0 zugunsten Russlands gewertet

Die Schande von Montenegro schlug auch in den montenegrinischen Medien hohe Wellen. "Beschämender Fußball-Abend" und "Schwarze Nacht in Podgorica", titelte die Tageszeitung Dan. Niedergeschlagen gestand Montenegros Chefcoach Branko Brnovic ein: "Es soll alles zum Teufel gehen." Er entschuldigte sich bei den Gästen für die Vorkommnisse.

Wenn der Bericht von Aytekin und des UEFA-Delegierten vorliegt, wird die Kontroll- und Disziplinarkommission des europäischen Dachverbandes ein Ermittlungsverfahren gegen Montenegros Fußball-Verband einleiten. Das Spiel dürfte mit 0:3 als verloren gewertet werden. Möglicherweise erhält der Verband allerdings noch weitere Sanktionen in Form einer Platzsperre für künftige Heim-Länderspiele.

"Das Spiel wurde nach 20 Sekunden unterbrochen, danach haben wir über eine halbe Stunde an alles gedacht, nur nicht an Fußball. Das Spiel hätte schon nach dem ersten Vorfall beendet werden müssen", sagte Brnovic, der damit dieselbe Meinung wie sein Kollege Capello vertritt. Akinfejew meldete sich inzwischen zu Wort: "Ich möchte mich bei denen bedanken, die mich unterstützt haben. Leider passieren solche Dinge im Fußball, aber ich hoffe, dass so etwas in Montenegro oder in einem anderem Land nicht wieder geschieht."

Umfrage: Ausschreitungen in Montenegro: Wie soll die UEFA reagieren?

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