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Christian Günter: Aufstieg? "Das wäre ein absoluter Traum"

Der SC Freiburg hat nach dem Abstieg in die 2. Liga im vergangenen Jahr weiterhin große Chancen, den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Die Konkurrenz ist mit RB Leipzig, FC Nürnberg & Co. allerdings groß.

Christian Günter sprach mit Goal im exklusiven Interview über die Aufstiegsambitionen der Breisgauer, die Rolle seines Trainers, die Chancen des DFB-Teams bei der anstehenden EM in Frankreich und über Bundestrainer Joachim Löw.

Schaut man auf die aktuelle Tabellensituation, ist in Sachen Aufstieg eigentlich noch alles offen. Wie gut sehen Sie Ihre Chancen, mit Freiburg nächste Saison in der Bundeliga zu kicken?

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Christian Günter: Ich glaube, wir haben eine gute Vorrunde gespielt. Natürlich sind die Chancen absolut da, aber es ist natürlich auch ein offenes Rennen. Es sind einige Mannschaften, die noch um den Aufstieg spielen. Aber es wäre ein absoluter Traum, wenn wir wieder aufsteigen.

Welche Teams sind dabei Ihre größten Konkurrenten?

Günter: Gerade Nürnberg, die in letzter Zeit wirklich sehr gut rausgekommen sind - aber auch St. Pauli. Bochum spielt vielleicht auch noch eine Rolle mit. Es sind schon einige Mannschaften, die da noch ihre Chance haben. Da müssen wir dagegen halten und versuchen möglichst viele Spiele zu gewinnen.

Worauf kommt es dann letztendlich an, den Aufstieg klarzumachen?

Günter: Dass wir einfach konstant sind, viele Spiele gewinnen und einfach die Leistung auf den Platz bringen. Dann wird man am Ende sehen, was dabei rauskommt.

Was macht das Team derzeit so stark?

Günter: Wir hatten eine schwierige Vorbereitung, viele Verletzte und haben es in den ersten Spielen des Jahres gegen Bochum und Düsseldorf nicht gut gemacht. Jetzt drängen die Kollegen aber wieder zurück auf den Platz und wir haben ja auch noch drei neue Spieler dazu bekommen.  Die Konkurrenzsituation ist wieder voll da, und der Trainer hat die Qual der Wahl. Das hat uns noch besser gemacht.

Welche Rolle spielt der Trainer?

Günter: Ein Trainer spielt in jeder Mannschaft eine große Rolle. Ich glaube, er hat bisher auch eine sehr, sehr gute Arbeit hier im Verein geleistet, auch dieses Jahr wieder. Es war nach dem Abstieg schon so, dass einige Spieler gegangen sind und viele neue Spieler gekommen sind. Das ist natürlich auch für den Trainer nicht einfach, immer wieder von vorne anzufangen. Ich glaube, dass macht der Herr Streich wirklich sehr, sehr gut. Natürlich spielt er auch eine große Rolle, aber wie die gesamte Mannschaft auch. Ich glaube, jeder muss einfach alles reinhauen und alles geben – in jedem Spiel und in jedem Training 100 Prozent geben und dann können wir das Ganze auch zusammen schaffen.

GFX Christian Günter SC FreiburgGoal

Wie sehen Sie Ihre persönliche Rolle?

Günter: In der Vorrunde habe ich so gut wie alle Spiele gemacht, dann habe ich mich leider verletzt. Jetzt bin ich wieder auf einem guten Weg. Natürlich will ich der Mannschaft helfen. Ich will auch ein Stück weit vorneweg gehen, weil ich jetzt auch schon eine Zeit lang hier bin. Ich habe eine gewisse Erfahrung, die ich mit einbringen will. Ich glaube, es geht bei uns nicht um den Einzelnen, sondern einfach um die gesamte Mannschaft. Wenn wir zusammenstehen, das ganze Trainerteam, der ganze Verein und die Mannschaft, dann können wir unser größtes Ziel erreichen. Darauf arbeiten wir hin.

Angenommen, Leipzig lässt keine Punkte mehr liegen – Würden Sie sich am Ende mit dem zweiten Tabellenplatz zufrieden geben oder ist das Ziel klar, die Meisterschaft zu gewinnen?

Günter: Das Ziel von uns ist natürlich, dass wir vorne dabeibleiben und um den Aufstieg mitspielen. Klar will man immer Erster werden, das ist das Ziel des Fußballs. Ob es dann hinterher der erste oder der zweite Platz ist – ich glaube, wenn wir am Ende der Saison Zweiter werden, dann sind wir überglücklich, und das wäre ein toller Erfolg für uns und den Verein.

Wie enttäuscht wären Sie, sollten Sie mit Freiburg den Aufstieg nicht schaffen?

Günter: Dann wären wir sehr enttäuscht, weil ich glaube, dass Ziel hat jeder, dass wir wieder in die 1. Liga kommen. Das hängt aber auch von vielen Faktoren ab. Wenn am Ende jeder alles gegeben hat , kann man auch damit umgehen, sollten wir es nicht schaffen. Anders wäre es, wenn man sich dann hinterher wirklich selbst Vorwürfe machen muss, dass man nicht alles dafür getan hat. Aber natürlich wäre eine gewisse Enttäuschung da. Das ist allerdings noch weit weg und ich hoffe, dass wir es schaffen.

Können Sie sich nach einem verpassten Aufstieg einen Wechsel vorstellen? Vielleicht sogar ins Ausland?

Günter: Das sind Zukunftssachen, mit denen ich mich jetzt eigentlich überhaupt gar nicht beschäftigen will. Wenn man solche Sachen jetzt schon im Kopf hat, dann wird das nichts. Es sollte sich jeder jetzt genau darauf konzentrieren und fokussieren, dass man am Wochenende die Leistung auf den Platz bringt.

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Gab es bisher schon Anfragen von Klubs aus dem Oberhaus?

Günter: Das sind Dinge, die will ich in der Öffentlichkeit nicht besprechen. Das ist etwas, was mein Berater macht und da rede ich nicht gerne drüber.

Sie haben immerhin schon Erfahrungen in der Bundesliga gesammelt. Am 33. Spieltag der letzten Saison haben Sie die Bayern geschlagen. Ausgerechnet am letzten Spieltag verloren Sie beim direkten Konkurrenten Hannover 96 und sind abgestiegen. Denken Sie manchmal an den Augenblick zurück, in dem Sie wussten, dass es in Liga zwei geht?

Günter: Also ich muss ehrlich sagen, nein. Jetzt gar nicht mehr. Am Anfang war es natürlich schwer. In der Woche, nachdem wir abgestiegen sind, ging es einem natürlich nicht gut. Aber das ist ja auch das Gute am Sport. Dadurch bilden sich auch wieder neue Herausforderungen und die ist, dass man jetzt wieder aufsteigt und da konzentriert man sich auch voll drauf. Da schaut man dann nicht mehr auf die Vergangenheit.

Ihr allererstes Bundesliga-Spiel hingegen liegt schon etwas länger zurück. Wissen Sie noch, wann und gegen wen Sie Ihr Bundesligadebüt gegeben haben?

Günter: Das Datum kann ich nicht mehr genau sagen, aber es war gegen Greuther Fürth. Ich wurde eingewechselt.

Schließlich waren Sie zu dem Zeitpunkt erst 19 und haben in der Regionalliga gekickt. Was war das für ein Gefühl, erstmals Bundesligaluft zu schnappen?

Günter: Es war natürlich sehr, sehr schön. Da hat sich ein Traum erfüllt, worauf man auch wirklich die ganze Jugendzeit hingearbeitet hat. Das war für mich ein sehr schönes Gefühl und auch ein Stück weit Belohnung für das alles, was man investiert hat – auch für die ganze Familie und die ganzen Freunde, die auch viel zurückgesteckt haben. Ich glaub, es war ein einmaliges Gefühl, was man nie mehr vergessen wird.

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Sie sind nicht nur in der Bundesliga aufgelaufen, sondern kamen auch schon in der Nationalmannschaft zum Einsatz. Wie sehen Sie ihre Chancen, auch mal bei einem großen Turnier für das eigene Land spielen zu dürfen?

Günter: Ja, das ist auch eine Sache, die man eigentlich nicht so in der eigenen Hand hat. Das Einzige, was man machen kann, ist Woche für Woche alles auf dem Platz zu zeigen und sein Bestes zu geben. Ob man dann noch mal irgendwann eingeladen wird oder mal bei einem großen Turnier dabei ist, hängt natürlich auch von einem selbst ab. Deswegen ist es etwas, mit dem ich mich in der jetzigen Phase überhaupt nicht beschäftige. Ich glaube, es ist von jedem Spieler der Traum, nochmal ein Länderspiel zu machen - das ist aber alles weit weg. Ich möchte hier im Verein Erfolg haben und was dann in naher Zukunft kommt, davon lässt man sich ein Stück weit überraschen.

Ihr ehemaliger Teamkollege Matthias Ginter war die letzten Spiele in der DFB-Elf gesetzt. Bei den Borussen spielt er eine wichtige Rolle. Haben Sie noch Kontakt zu ihm?

Günter: Ja, wir haben ab und zu noch Kontakt. Wir schreiben und telefonieren auch mal und ich habe noch einen guten Draht zu ihm.

Im Hinblick auf die EM in Frankreich: Wie sehr drücken Sie ihm persönlich die Daumen, dass er nominiert wird?

Günter: Natürlich sehr. Ich glaube, der Matze hat sich das alles hart erarbeitet und hat sich das auch verdient. Ich wünsche ihm, dass er bei der EM dabei ist.

Wie sehen Sie generell die Chancen, dass das Team von Joachim Löw nun auch den EM-Titel holt?

Günter: Die Chancen sind absolut da. Wenn man als Weltmeister zwei Jahre später in die EM geht, dann ist man natürlich auch Favorit. Aber es ist auch so, dass Frankreich und Spanien ebenfalls  gute Mannschaften haben. Trotzdem schätze ich die Chancen für Deutschland sehr gut ein, weil sie einfach auch ein sehr gutes Team sind. Wenn sich niemand mehr verletzt, haben sie wirklich gute Chancen.

Sie haben Joachim Löw beim Freundschaftsspiel gegen Polen etwas näher kennengelernt. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Günter: Ich habe ihn nur vier oder fünf Tage kennengelernt. Ich glaube, ich kann jetzt nicht so viel über den Herrn Löw sagen. Er ist sehr sympathisch und hat vom Fußball eine sehr große Ahnung, das hat man schon gemerkt. Dass er ein guter Trainer ist, hat man da ebenfalls schon gesehen. Man sieht es  ja auch anhand der Ergebnisse in den letzten Jahren, dass er eine sehr gute Arbeit macht. Ich denke, dass auch die Spieler sehr mit ihm zufrieden sind. Was er die letzten Jahre dann auch mit dem Weltmeistertitel erreicht hat, ist absolut verdient.

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