Nach den rassistischen Äußerungen von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies ist bei Schalke 04 noch keine Ruhe eingekehrt. Am heutigen Dienstag soll der 63-Jährige vom Ehrenrat der Königsblauen befragt werden. Dabei möchte das Gremium offenbar auch betroffene Spieler vorladen.
Erlebe die Bundesliga live auf DAZN. Hol' Dir jetzt Deinen Gratismonat!
Derweil erhält Tönnies Rückendeckung von ehemaligen Begleitern und auch aus der Politik. So stärken Huub Stevens, Otto Rehhagel und auch Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel dem Unternehmer den Rücken. Kritik muss Tönnies hingegen unter anderem vom ehemaligen Bundesliga-Profi Pablo Thiam und den eigenen Fans einstecken. In einer Umfrage sprechen sich fast die Hälfte der Befragten für seinen Rücktritt aus.
Indes äußerte sich Sportvorstand Jochen Schneider zum anhaltenden Vertragspoker mit Torwart Alexander Nübel. Dabei nahm der 48-Jährige den jungen Keeper in Schutz und gab Versäumnisse von S04 zu. Außerdem bemängelt Trainer David Wagner das Fitnesslevel seiner Mannschaft.
Der FC Schalke 04 am Dienstag: Alle wichtigen News und Transfergerüchte rund um S04 erfahrt Ihr hier.
Die S04-News der vergangenen Tage:
- Montag: Tönnies zwischen Rücktritt und Pause?
- Sonntag: Schalke wohl vor Transfer von Frankreich-Juwel
- Samstag: Nübel ist neuer Schalke-Kapitän
- Freitag: Weston McKennie bereit für das Kapitänsamt auf Schalke
Ehrenrat entscheidet vermutlich noch am Dienstag über Clemens Tönnies' Zukunft
Bundesligist Schalke 04 geht davon aus, dass der fünfköpfige Ehrenrat bei seiner Sitzung am Dienstag zu einer Entscheidung über Aufsichtsratschef Clemens Tönnies kommen wird. Es geht um die rassistischen Aussagen des 63 Jahre alten Unternehmers vom vergangenen Donnerstag .
Eine Entscheidung müsse allerdings nicht zwingend in der Sitzung am Dienstag getroffen werden, "es bestünde auch die Möglichkeit, sich zu vertagen", hieß es vonseiten der Königsblauen auf SID-Anfrage. Man gehe aber davon aus, dass es am Dienstag zu einer Entscheidung kommen werde.
Über diese werde der Klub auf der Homepage des Vereins und seinen Social-Media-Kanälen zeitnah nach Ende der Sitzung berichten.
Getty ImagesUmfrage: Hälfte der Deutschen befürwortet Tönnies-Rücktritt beim FC Schalke 04
Knapp die Hälfte der Deutschen befürwortet einen Rücktritt von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies (63) beim Bundesligisten Schalke 04 nach dessen rassistischen Aussagen in der vergangenen Woche. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag von t-online.de hervor. 48,1 Prozent beantworteten die Frage nach einem Tönnies-Rücktritt mit "Ja, auf jeden Fall" oder "Eher ja".
34,8 Prozent beantworteten die Frage "Sollte Clemens Tönnies ihrer Meinung nach wegen umstrittenen Aussagen über Afrikaner als Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke 04 zurücktreten?" mit "Ja, auf jeden Fall." Weitere 13,3 Prozent der Befragten antworteten "Eher ja".
23,5 Prozent sagen "Nein, Tönnies sollte auf keinen Fall zurücktreten" und 13,2 Prozent "Eher nein", 15,2 Prozent antworteten mit "Unentschieden".
Getty ImagesFC Schalke 04: Clemens Tönnies erhält Gegendwind von Fan-Initiative
Gegenwind für Schalke-Boss Clemens Tönnies durch Susanne Franke, Vorstand der Schalker Fan-Initiative : "Ich halte Clemens Tönnies in seiner Rolle für den Verein, in seiner sehr sichtbaren, großen, tragenden Rolle, nicht mehr für tragbar", sagte sie im Interview mit der Deutschen Welle .
Sie könne allerdings nicht für jedes Mitglied der Schalker Fan-Initiative sprechen, genauso wenig für 'die Fans', "weil ich nicht gerne verallgemeinere".
Franke weiter: "Ein ganz großer Teil der Leute, die uns kontaktieren, teilen unsere Einschätzung, nämlich erstens: Es ist de facto eine massiv rassistische Aussage. Zweitens: Das, was Entschuldigung genannt wird, ist nicht ausreichend und ist gar keine." Die Schalker Fan-Initiative erhielt 2017 vom DFB den Julius-Hirsch-Preis für ihr jahrelanges Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung.

FC Schalke 04: Trainer David Wagner kritisiert Fitness seiner Spieler
Vor dem Saisonstart im DFB-Pokal am Samstag gegen Drochtersen/Assel (15.30 Uhr im LIVE-TICKER) hat Schalke-Trainer David Wagner die Fitness seiner Spieler bemängelt. Zum Ende des Trainingslagers in Mittersill verriet der 47-Jährige: "Ehrlich: Wir pfeifen personell aus dem letzten Loch."
So sei die Mannschaft "noch nicht auf einem Fitnesslevel". Vor allem die Spieler, die aufgrund von Einsätzen für ihre Nationalmannschaften verspätet zur Mannschaft stießen, würden dabei hinterherhängen. Das Ziel sei nun, "die Jungs, die später eingestiegen sind, stabil zu bekommen." Unter anderem verpassten Salif Sane (Afrika-Cup), Weston McKennie (Gold-Cup) und Alexander Nübel (U21-EM) einen Großteil der Vorbereitung, weshalb Wagner auch vielen U23-Spielern eine Chance im Trainingslager gab.
Insgesamt zieht der Teamchef jedoch ein positives Fazit. "Das Trainingslager war insgesamt wirklich gut", erklärte Wagner und führte fort: "Die Mannschaft bekommt immer mehr das Gefühl dafür, wie wir das in der anstehenden Spielzeit angehen wollen."
Getty ImagesSchalke 04: Ehrenrat möchte wohl betroffene Spieler zu Tönnies-Aussagen befragen
Am Dienstag muss sich Clemens Tönnies vor Schalkes Ehrenrat für seine rassistischen Aussagen verantworten. Wie die Bild -Zeitung berichtet, möchte das Gremium zusätzlich auch ehemalige und aktuelle Spieler mit ausländischen Wurzeln zu dem Skandal befragen.
So sollen Gerald Asamoah, Thilo Kehrer, Naldo, Salif Sane und Suat Serdar darüber aussagen, ob sie bereits Diskriminierung durch den Aufsichtsratsvorsitzenden erfahren haben. Asamoah hatte bereits via Instagram auf die rassistischen Aussagen des Fleischfabrikanten reagiert und sich dabei betroffen gezeigt .
Der ehemalige Nationalspieler schrieb: "Ich bin ehrlich gesagt etwas sprachlos. Ich arbeite schon lange mit Clemens Tönnies zusammen und wir sind auch schon lange eng befreundet. Mir gegenüber hat er sich nie rassistisch verhalten. Seine Äußerung hat mich sehr überrascht, geschockt und auch verletzt."
BongartsFC Schalke: Ex-Profi Pablo Thiam kritisiert Tönnies' Entschuldigung als "halbherzig"
Der ehemalige Bayern-, Wolfsburg- und Köln-Profi Pablo Thiam hat sich zum Eklat um die rassistischen Äußerungen von Schalke-Boss Clemens Tönnies beim "Tag des Handwerks" zu Wort gemeldet. Dabei kritisierte der 45-Jährige die Entschuldigung des Aufsichtsratschef als "halbherzig".
Im Interview mit der Welt erklärte Thiam: "Er sollte es nicht bei allgemeinen Floskeln belassen, sondern sich bei denen entschuldigen, die er durch seine Aussagen beleidigt hat." Tönnies' Rede "konterkariert die Arbeit von vielen Menschen, die versuchen, miteinander ins Gespräch zu kommen, und die sich gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen", findet der Integrationsbeauftragte des VfL Wolfsburg.
Dabei hält Thiam die Aussagen vor allem im aktuellen politischen Klima für gefährlich. "Wir haben doch sowieso schon eine recht explosive Stimmung im Land, und da sollte ein Mensch wie Clemens Tönnies, der in so einer verantwortungsvollen Position ist, sich doch vorher überlegen, was er sagt", so der Deutsch-Guineer.

FC Schalke 04: Rückendeckung für Clemens Tönnies durch Huub Stevens, Otto Rehhagel und Sigmar Gabriel
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies vom Bundesligisten Schalke hat im Zuge seiner rassistischen Aussagen über Afrikaner Unterstützung aus dem Sport und der Politik erfahren. "Ich habe ihn stets als ehrlichen und sehr sozial engagierten Menschen kennengelernt. Als einen, dem nur wichtig ist, wie sich ein Mensch verhält und nicht, woher er kommt", sagte Trainer-Ikone Otto Rehhagel den Funke-Medien, "ihm tut seine Aussage leid – zu Recht, denn sie war falsch und unpassend. Diese ernst gemeinte Entschuldigung nehme ich Clemens ab."
Auch Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens stellte sich demonstrativ hinter den Schalke-Boss: "Wer ihn kennt, wer seit langem mit ihm zusammenarbeitet, der weiß, dass Clemens die Menschen mag wie sie sind – völlig unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ihm geht es stets um den Charakter eines Menschen – nie um die Farbe seiner Haut." Er nehme Tönnies dessen Entschuldigung ab: "Ich habe Vertrauen in ihn, dass ihm so etwas nicht noch einmal passiert."
Fleischfabrikant Tönnies hatte am Donnerstag vergangener Woche bei der Festveranstaltung zum "Tag des Handwerks" in Paderborn eine Rede zum Thema "Unternehmertum mit Verantwortung - Wege in die Zukunft der Lebensmittelerzeugung" gehalten. Der Schalke-Boss empfahl dabei die Finanzierung von Kraftwerken in Afrika und sagte: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren." Es folgte vergangenen Freitag eine öffentliche Entschuldigung von Tönnies .
Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel meinte zwar, "der Spruch" sei "garantiert daneben" gewesen. Er will allerdings den milliardenschweren Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück allerdings nicht zum Rassisten stempeln. Das sei "absoluter Quatsch. Wer ihn kennt, weiß, dass das nun wirklich nicht stimmt", so der ehemalige Wirtschaftsminister: "Vor allem aber verniedlicht dieser Vergleich die wirklichen Rassisten."
Getty ImagesSchalke-Vorstand Jochen Schneider: "Nübel war ganz lange bereit, seinen Vertrag auf Schalke zu verlängern"
Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider hat Torwart Alexander Nübel im Bezug auf seine ausstehende Vertragsverlängerung in Schutz genommen und dabei Fehler des Vereins offengelegt. Der Bild -Zeitung sagte der Ex-Leipziger: "Dem Jungen kann man keinen Vorwurf machen."
Weiter erklärte Schneider, dass es vor allem an Schalke liegt, dass Nübel seinen 2020 auslaufenden Vertrag noch nicht verlängert hat. "Er war ganz lange bereit, seinen Vertrag auf Schalke zu verlängern. Der Verein hat es in der letzten Saison nicht getan – aus welchen Gründen auch immer", so der 48-Jährige und führte fort: "Das ist kein Vorwurf an irgendjemanden, sondern die Realität."
Nübel wechselte 2015 vom SC Paderborn nach Schalke und etablierte sich in der vergangenen als Stammtorhüter der Königsblauen. Sollte der U21-Nationalspieler seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern, könnte er Schalke im nächsten Jahr ablösefrei verlassen. Als Interessenten werden unter anderem der BVB , der FC Bayern und Atletico Madrid gehandelt.



