Während sich die meisten ihrer Kollegen bereits im Sommerurlaub befinden, stehen für 26 deutsche Fußballer noch anstrengende Tage bevor. Sie wurden von Bundestrainer Hansi Flick für die Testspiele gegen die Ukraine (12. Juni), Polen (16. Juni) und Kolumbien (20. Juni) nominiert. In diesen können sie sich für einen Platz im Kader für die die EM 2024 im eigenen Land empfehlen.
Nicht im Kader des DFB-Teams stehen mit Serge Gnabry (verletzt) und Mario Götze (Belastungssteuerung) zwei Spieler, mit denen man eigentlich gerechnet hatte. Auch ein Spieler von Vizemeister Borussia Dortmund fehlt etwas überraschend - Niklas Süle.
Deutschland spielt ohne Niklas Süle gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien. GOAL liefert den Grund für die Nicht-Berücksichtigung des Dortmunders.
DFB-Team: Warum ist Niklas Süle nicht dabei?
Niklas Süle hat nach seinen schwachen Leistungen bei der WM 2022 in Katar bei Bundestrainer Flick einen schweren Stand. In den Vorrundenspielen gegen Japan und Spanien war der Abwehrspieler jeweils an einem Gegentor beteiligt und wurde deswegen von den beiden Weltmeistern von 2014 und TV-Experten Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger hart kritisiert.
Bereits bei den beiden Testspielen im März gegen Peru und Belgien wurde Süle von Flick nicht berücksichtigt. Die erneute Nicht-Berufung des BVB-Verteidigers für die drei anstehenden Länderspiele im Juni darf als klarer Fingerzeig von Flick verstanden werden, dass er in Zukunft bessere Leistungen von ihm erwartet.
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DAS IST DER DEUTSCHE KADER FÜR DIE TESTSPIELE IM JUNI
- Tor: Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt), Bernd Leno (FC Fulham)
- Abwehr: Matthias Ginter (SC Freiburg), Robin Gosens (Inter Mailand), Benjamin Henrichs (RB Leipzig), Thilo Kehrer (West Ham United), Lukas Klostermann (RB Leipzig), David Raum (RB Leipzig), Antonio Rüdiger (Real Madrid), Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund), Malick Thiaw (AC Mailand), Marius Wolf (Borussia Dortmund)
- Mittelfeld/Angriff: Julian Brandt (Borussia Dortmund), Emre Can (Borussia Dortmund), Niclas Füllkrug (Werder Bremen), Leon Goretzka (Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (FC Chelsea), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach), Joshua Kimmich (Bayern München), Jamal Musiala (Bayern München), Leroy Sane (Bayern München), Kevin Schade (FC Brentford), Timo Werner (RB Leipzig), Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)
Niklas Süle im Steckbrief
Name | Niklas Süle |
Alter | 27 |
Geburtsdatum | 3. September 1995 |
Geburtsort | Frankfurt am Main |
Nationalität | Deutschland |
Verein | Borussia Dortmund |
Länderspiele | 45 |
Warum ist Niklas Süle nicht im Kader der Nationalmannschaft? Die Erklärung von Hansi Flick
Hansi Flick hat Nationalspieler Niklas Süle deutlich kritisiert und dem Dortmunder vorgeworfen, seine Möglichkeiten nicht auszuschöpfen. "Für mich könnte Niki einer der besten Innenverteidiger sein, die es gibt. Sein Potenzial ist riesig", sagte der Bundestrainer der FAZ (Mittwochausgabe). "Aber ich finde, er lässt noch einiges liegen."
Flick verzichtet bei den anstehenden Länderspielen gegen die Ukraine am 12. Juni in Bremen, vier Tage später in Polen und am 20. Juni gegen Kolumbien in Gelsenkirchen auf den 27-Jährigen. "Ich will, dass er von seiner Einstellung, von seiner Mentalität einen Schritt nach vorne macht", sagte er über seinen früheren Schützling beim FC Bayern.

Auf einen anderen ehemaligen Spieler aus Münchner Zeiten lässt er nichts kommen. Joshua Kimmich biete als defensiver Mittelfeldmann "genau das, was wir auf dieser Position benötigen", sagte er und attackierte dessen Kritiker: "Vor einem halben Jahr war Jo ein Weltklasse-Sechser, und jetzt stellen wir ihn infrage?"
Beim Länderspiel-Dreierpack will Flick eine Dreierkette mit "einem Sechser davor" testen, was er nicht als Defensivsystem missverstanden wissen will. Seine Elf werde "immer mindestens sechs Spieler haben, die in erster Linie offensiv denken", versprach der 58-Jährige.
Wichtig sei mit Blick auf die Heim-EM 2024, "dass wir jetzt schnell eine Stabilität entwickeln", betonte der Bundestrainer. Dabei gelte es, "auch ergebnisorientierter" zu denken.
Den im März gestarteten Weg mit jungen Spielern will Flick "weitergehen". Zwar brauche es bis zur EURO "eine gewisse personelle Stabilität, aber wenn wir nicht zufrieden sind, müssen wir Alternativen ausprobieren". (SID)
Warum ist Niklas Süle bei Deutschland nicht dabei? Der Vorbericht zum Spiel gegen Kolumbien
Hansi Flick genoss den Zuspruch der Fans in vollen Zügen. Nach knapp zweistündiger Bahnfahrt von Frankfurt nach Essen schrieb der angeschlagene Bundestrainer in der Abendhitze geduldig Autogramme, die öffentliche Kritik sei beim Anhang "überhaupt kein Thema", registrierte er bei der Ankunft am Atlantic Congress Hotel zufrieden. Die Menschen "sind freundlich und nett, ich spüre da überhaupt nichts von dem, was medial wiedergegeben wird".
Dort steht Flick nach einer Reihe von Enttäuschungen im Feuer. Zum Abschluss einer völlig missratenen Länderspiel-Saison muss er am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) gegen Kolumbien das Vertrauen der Bosse rechtfertigen. Trotz der erneuerten Jobgarantie von Rudi Völler und des Treueschwurs von Bernd Neuendorf: In Gelsenkirchen zählt nur ein Sieg, wenn Flick die immer lauteren Zweifel an seiner Mission zerstreuen will.
Doch schon am Montagmittag konnte Flick das Krisengerede bei der frechen Frage des kleinen Paul für einen Moment vergessen. "Ich mag den Job als Bundestrainer", sagte er am Frankfurter DFB-Campus lächelnd zu dem jungen Fan, der wissen wollte, ob er nicht lieber wieder den FC Bayern coachen würde. Aber nein, versicherte Flick, "mir macht es sehr viel Spaß, es ist alles wunderbar".
Was gerade passiere, "gehört zum Fußball und zum Leben dazu", führte er aus und rief Gast Paul in der ersten Reihe der Medienrunde zu: "Ich gehe kompromisslos meinen Weg, damit auch du jubeln kannst" bei der Heim-EM in einem Jahr. Dass es zum Titel reichen wird, konnte und wollte er nicht versprechen. "Ich bin kein Hellseher. Wir werden uns so vorbereiten, dass es möglich ist - alles andere ist Wunschdenken."
Erst recht angesichts der jüngsten Vorstellungen. "Wir sind noch relativ weit davon entfernt, unser Potenzial voll auszuschöpfen", sagte Routinier Ilkay Gündogan, der in seiner Geburtsstadt wie der gegen Polen starke Malick Thiaw von Beginn an auflaufen wird. Flick weiß: Kolumbien "ist für unseren Weg und unsere Entwicklung sehr wichtig". Er betonte: Die Mannschaft ist gefragt! Die Vorzeichen sind jedem bekannt. Es geht wirklich ums Ergebnis."
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Doch was, wenn es wieder schief geht? Wenn der erhoffte Sieg wie gegen die Ukraine (3:3) und in Polen (0:1) auf Schalke ausbleibt? Auch dann, betonte DFB-Direktor Völler, bleibe Flick Bundestrainer: "Ja, natürlich." Präsident Bernd Neuendorf hält es ohnehin für "völlig übertrieben, den Untergang des Abendlandes auszurufen".
Sicher, die EM-Euphorie sei noch nicht voll entflammt. Die Stadien allerdings, betonte der DFB-Boss, "sind ausverkauft". Die Arena in Gelsenkirchen aber noch nicht, am Montag waren 45.000 der rund 51.000 Tickets vergeben.
Die VIP-Tribüne ist dagegen voll besetzt - auch mit zahlreichen Mitgliedern der neu gegründeten "DFB All-Stars", dem Klub ehemaliger Nationalspieler und -spielerinnen, angeführt von Lothar Matthäus. Sie alle werden ganz genau hinschauen. "Der Bundestrainer muss jetzt liefern", schrieb Chefkritiker Matthäus in seiner Sky-Kolumne.
Flick versicherte stur: "Ich sehe, dass wir uns entwickeln. Wir sind überzeugt von unserem Weg." Dieser sieht ein letztes Mal Experimente vor, beim Personal und abermals mit der defensiven Dreierkette. Flick will "einen Fokus auf die Offensive legen", weil ihm im Angriff noch "ein Tick Vertrauen und Entschlossenheit fehlt". Dennoch stand Niclas Füllkrug beim Training nicht in der vermeintlich ersten Elf.
Die Stammformation fürs Turnier soll erst ab September bei den Duellen mit Japan und Vize-Weltmeister Frankreich eingespielt werden. Dann, berichtete Flick, "wird alles ganz anders ausschauen. Da sehen wir mit Sicherheit eine Mannschaft, die bei der EM 2024 den Erfolg holen soll, den wir uns alle wünschen." Auch Paul. (SID)