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"Von einer lebenslangen Liebe getrieben": Wie Cristiano Ronaldo mit Portugal die EM rocken will

Cristiano Ronaldos Karriere in der portugiesischen Nationalmannschaft schien nach der WM 2022 in Katar und dem Viertelfinal-Aus gegen Marokko beendet. Auch sein anschließender Wechsel nach Saudi-Arabien zu Al-Nassr schien darauf hinzudeuten.

Anderthalb Jahre später, an diesem Dienstag, startet Portugal in die EM 2024 gegen Tschechien - mit dabei? Ronaldo. Der mittlerweile 39-Jährige steht nicht nur in Portugals Kader, sondern wird am Dienstag (21 Uhr) in Leipzig gegen Tschechien auch in der Startelf erwartet.

Der Stürmer kann und will es einfach nicht lassen. Möglicherweise denkt er sogar an eine WM-Teilnahme 2026 mit Portugal. Denn dieser Titel fehlt im schließlich noch. Doch zuvor will er auch in Deutschland allen zeigen, dass er es auch mit 39 Jahren noch drauf hat - und nach 2016 seinen zweiten EM-Titel holen.

  • Cristiano Ronaldo Portugal 2022Getty

    Cristiano Ronaldos Traum vom WM-Titel ausgeträumt?

    Als am Abend des 10. Dezember 2022 in Doha (Katar) der Schlusspfiff ertönte, flossen die Tränen. Ronaldo war so aufgelöst, dass er sich nicht einmal dazu durchringen konnte, den portugiesischen Fans zu danken. Der Schmerz war zu groß.

    Die schockierende Niederlage im Viertelfinale der Weltmeisterschaft gegen Marokko bedeutete das Ende eines "Traums". Alle Experten waren sich einig: Das war Ronaldos letztes Länderspiel. Er war 37 Jahre alt und hatte seine Prime eindeutig hinter sich.

    Nachdem man sich fast zwei Jahrzehnte lang auf Ronaldo verlassen hatte, sollte sich Portugal neu erfinden. Auch Ronaldos Nachfolger stand schon bereit: Stürmer Gonçalo Ramos hatte im Achtelfinale gegen die Schweiz direkt einen Hattrick erzielt.

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  • Cristiano Ronaldo Portugal HIC 16:9Getty

    Ist Portugal besser ohne CR7?

    Ronaldo konnte in Katar nicht mehr auf höchstem Niveau mithalten. Er war mit der Absicht angereist, seinen Ruf als Weltklassestürmer nach dem peinlichen Ende seiner zweiten Zeit bei Manchester United wiederherzustellen - doch seine WM 2022 wurde wegen schwacher Leistungen zur Schmach. Trainer Fernando Santos setzte den Superstar in der K.-o.-Phase auf die Bank.

    Es war eine richtige Entscheidung, die den Weltfußball in Aufruhr versetzte. Portugal spielte besser ohne seinen Rekordtorschützen, der in Katar nur ein einziges Mal getroffen hatte.

    Doch Ronaldo hat danach nicht seinen Rücktritt erklärt - auch, weil der neue Trainer der Seleção ihn behalten wollte.

  • Roberto Martinez Cristiano Ronaldo Portugal 2023Getty

    Cristiano Ronaldo "war noch nicht bereit, aufzuhören"

    Der neue Coach Roberto Martinez flog im Januar 2023 direkt nach Saudi-Arabien - um mit dem Superstar der Nation zu sprechen.

    "Er war noch nicht bereit, aufzuhören", verriet der Spanier später. "Er wollte Teil des neuen Zyklus sein, und so war es sehr einfach, ihn in das Trainingslager im März (2023) einzuladen. Danach konnte ich eine fußballerische Entscheidung treffen."

    Für Martinez war es eine klare Sache. Ronaldo erzielte in den beiden Qualifikationsspielen zur EM 2024 gegen Liechtenstein und Luxemburg zwei Treffer. Für Martinez ging es aber nicht nur um die Tore.

    "Er war ein echter Anführer, ein Kapitän und jemand, der eine Erfahrung mitbringt, die kein anderer Spieler im Weltfußball hat", sagte er. "Er hat 200 Länderspiele für sein Land absolviert. So jemanden muss man in der Umkleidekabine haben."

  • Cristiano Ronaldo Portugal 2024Getty

    "Keine Zweifel" an Cristiano Ronaldos Defensivverhalten

    Portugal hat sich mit einer perfekten Bilanz für die EM 2024 qualifiziert und alle zehn Qualifikationsspiele gewonnen. Nur der Belgier Romelu Lukaku (14) hat mehr Tore erzielt als Ronaldo (10).

    Dennoch bleiben Zweifel an der wahren Stärke Portugals mit Ronaldo, der in Saudi-Arabien nicht gegen viele gute Verteidiger spielt. Portugals Quali-Gruppe war äußerst schwach. Zudem hat die mit-favorisierte Seleção zwei ihrer vier Vorbereitungsspiele verloren: auswärts gegen Slowenien (0:2) und zu Hause gegen Kroatien (1:2).

    Zudem fragt sich die portugiesische Presse, wie sich Ronaldos maues Defensivverhalten auswirken wird. Martinez betont jedoch, dass Ronaldo sehr wohl weiß, was von ihm verlangt wird: "Es ist natürlich wichtig für uns, mit elf Mann anzugreifen und zu verteidigen", erklärte er. "Ronaldo ist ein Spieler, der sehr gut weiß, wie man den Raum im Strafraum ausnutzt. Cristianos Reaktion auf Ballverluste und seine Aufmerksamkeit für die Defensive waren perfekt. Für mich gibt es also keine Zweifel und keine Sorgen."

  • Cristiano Ronaldo Portugal 2024Getty Images

    Cristiano Ronaldo plötzlich demütig - Startelf oder Bankdrücker?

    Ein noch größeres Fragezeichen steht hinter Ronaldos Spielzeit. Martinez hat darauf hingewiesen, dass Ronaldo in dieser Saison viele Spiele bestritten und dabei viele Tore geschossen hat. Doch es wird übersehen, dass das Niveau und die Intensität in Saudi-Arabien deutlich schlechter ist als in den Top-5-Ligen Europas.

    Es wäre daher töricht, einen Spieler, der auf die 40 zugeht, in jedem einzelnen Spiel einzusetzen - insbesondere in der Gruppenphase, wenn Portugal beispielsweise bereits qualifiziert sein sollte. Doch wie wir in Katar und bei Manchester United unter Ralf Rangnick und Erik ten Hag gesehen haben, ist Ronaldo kein Spieler, der sich gerne auf die Bank setzen lässt oder vor Ende eines Spiels aus dem Spiel ausgewechselt wird.

    Ronaldo selbst versicherte jedoch, dass er auch als Reservist keine Anstalten machen würde. "Ich bin 100 Prozent Profi", erklärte er. "Ich werde wie immer bereit sein, unserem Land zu helfen, und die Entscheidungen des Trainers respektieren."

  • Cristiano Ronaldo Portugal 2024Getty

    Cristiano Ronaldo: "Egal ob 2004 oder heute ..."

    Ronaldos Einstellung scheint sich in den letzten zwei Jahren geändert zu haben. Zumindest befindet er sich vor der Europameisterschaft in einer viel besseren Verfassung als vor der Weltmeisterschaft in Katar. Er ist sich bewusst, dass er nicht mehr lange zu spielen hat, und scheint entschlossen zu sein, das Beste daraus zu machen.

    "Wie man in Spanien sagt, ist jedes Jahr, das vergeht, ein Geschenk", sagte er gegenüber dem brasilianischen Sender SporTV, nachdem er am Dienstag im letzten Freundschaftsspiel Portugals gegen Irland (3:0) zwei Tore erzielt hatte. "Nach dem 35. oder 36. Geburtstag zu spielen, ist also schon ein Geschenk. Ich bin jetzt 39 und versuche einfach, jedes Jahr zu genießen."

    Der Stürmer führte aus: "Das Wichtigste ist, dass ich körperlich und geistig fit bin, um der Mannschaft helfen zu können. Und wie jeder bereits weiß, bin ich von einer lebenslangen Liebe zur Nationalmannschaft getrieben. Egal, ob ich 2004 gespielt habe, als ich mein [EM-]Debüt gab, oder ob ich heute spiele, es ist immer ein Gefühl von Stolz und Leidenschaft. Besser geht es nicht."

    Natürlich wird er sich trotzdem nicht mit dem Zweitbesten zufrieden geben. Das liegt einfach nicht in seiner Natur. Ronaldo will immer mehr Tore schießen, mehr Titel gewinnen und mehr Kritiker zum Schweigen bringen.

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