Obwohl er Arsenal in seinen ersten vier Spielzeiten zum Gewinn von drei FA-Cups verhalf, brachte Özil seine Kritiker nie ganz zum Schweigen. Selbst der ehemalige Arsenal-Mittelfeldspieler Cesc Fabregas stellte seinen Charakter in Frage. "Ich will Mesut Özil nichts wegnehmen, er hat [bei Real Madrid] Spitzenfußball gespielt, aber wenn man einen kleinen Schritt zurückmacht muss man sich ein bisschen mehr zeigen, weil man nicht mehr die gleiche Qualität um sich herum hat", sagte der Spanier zu BT Sport. "Der Verein kauft dich, um der eigentliche Anführer zu sein - aber ich glaube nicht, dass er das in sich hat."
Aber vielleicht haben Fabregas und andere Kritiker auch etwas von Özil erwartet, was er nicht ist. Man könnte sicherlich argumentieren, dass er ein Opfer eines Spiels war, das sich verändert hat. Von offensiven Mittelfeldspielern wird heute erwartet, dass sie weitaus mehr Einsatz zeigen.
Özil wäre in den 1990er-Jahren ein Superstar gewesen. Damals florierten die Trequartistas, die klassischen Zehner. Aber nun wurde seine manchmal etwas lasche Herangehensweise mit Misstrauen - und in einigen Fällen sogar mit Verachtung - betrachtet. Immer wieder war Özil derjenige, der zum Sündenbock für schlechte Mannschaftsleistungen gemacht wurde, und das nicht nur bei Arsenal. Özil mag Deutschland zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 verholfen haben, aber sein Wert für die Mannschaft war spätestens beim darauffolgenden Turnier in Russland Gegenstand einer öffentlichen Debatte.
Die Kritik aus einigen Kreisen im Zuge der Erdogan-Foto-Affäre hatte - bei aller berechtigten Kritik an Özils Sturheit - auch einen beunruhigenden rassistischen Unterton, und das zu einer Zeit, in der die diplomatischen Beziehungen Deutschlands zur Türkei - dem Land, aus dem Özils Eltern stammen - kurz vor dem völligen Zusammenbruch standen.
Als Özil nach dem schockierenden Ausscheiden der Nationalmannschaft in der Vorrunde der WM in Russland aus der Nationalmannschaft zurücktrat, schimpfte er über den DFB und die Art und Weise, wie er dort gesehen wurde: "Ich bin Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ich bin ein Migrant, wenn wir verlieren."
Ein Großteil der Kontroverse drehte sich um Özils Beziehungen zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, mit dem er zusammen mit Ilkay Gündogan für ein Foto posiert hatte. Letzterer entschied sich, sein Verhalten zu erklären, aber Özil schwieg bis zur Ankündigung seines Rücktritts aus der Nationalelf.
Özil warf dem damaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel indirekt sogar Rassismus vor, der damalige DFB-Direktor Oliver Bierhoff, der Özil während der WM noch verteidigt hatte, sah in ihm - oder der Debatte um das Foto - einen Grund für das Scheitern der DFB-Elf in Russland.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus betonte jedoch, dass die Kritik an Özil nichts mit Politik zu tun habe. Er und viele andere seien der Meinung, dass es dem Spieler keinen Spaß mehr mache, Deutschland zu vertreten. "Ich denke, seine Zeit in der Nationalmannschaft ist vorbei", sagte er ESPN. "Und das nicht wegen irgendeines Bildes oder einer politischen Entscheidung - das spielt keine Rolle, es ist mir egal. Ich sehe den Fußballer Mesut Özil und [bei der WM] hat er nicht so gespielt wie vorher."
Eine Meinung, die von vielen bei Arsenal geteilt wurde.