David Beckhams unglaublicher Deal mit Inter Miami: Der Mann, der Lionel Messi in die MLS holte

Nach Jahren der Hoffnung, voller Träume und Gerüchten, die MLS zu einer großen Liga zu machen, kam ein Mann, der alles ändern sollte: David Beckham. Er war es, der die Major League Soccer (MLS) in der Wahrnehmung nach seinem Wechsel 2007 voranbrachte und zu dem Produkt machte, wie wir es heute kennen. Es war passenderweise auch Beckham, der jetzt den siebenfachen Ballon d'Or-Gewinner Lionel Messi davon überzeugte, seine Karriere in der MLS ausklingen zu lassen.

Beckham mit seinem Projekt Inter Miami war der Einzige, dem das gelingen konnte. Kein anderer US-amerikanischer Verein hätte diesen Coup schaffen können. Miami bietet die perfekte Kombination aus Starpower, Glamour, Glitzer, Standort und, ja, auch Geld.

Beckham wird der Name sein, der für den Erfolg in den Schlagzeilen steht, obwohl es nicht nur sein Verdienst ist. Seine Miteigentümer, die Mas-Brüder José und Jorge, haben einen Großteil der Arbeit geleistet. Auch die MLS als Liga tat, was sie tun musste, um den Deal über die Bühne zu bringen. Apple und adidas haben ebenfalls mitgeholfen. Und schließlich muss man Messi zugutehalten, das Risiko in Miami einzugehen. Er hätte es sich auch in seiner zweiten Heimat Barcelona oder in Saudi-Arabien mit 500 Millionen Euro pro Saison gemütlich machen können.

Diese MLS-Revolution, die in der Verpflichtung Messis gipfelt, begann mit Beckham - der einst selbst im Karriereherbst nach Los Angeles ging und seinen eigenen Verein nun so aufbaut, dass er zu einem großen Player auf der Weltbühne wird.

  • David Beckham LA GalaxyGet

    Inter Miami: Beckhams großer Wurf

    Die Jahre, in denen die MLS einige der besten Spieler ihrer Generation anzog, scheinen schon lange her zu sein. Damals kamen unter anderem Thierry Henry, Steven Gerrard, Andrea Pirlo, Zlatan Ibrahimovics und Kaká in die USA, um ihre Karriere ausklingen zu lassen.

    Auf dieser Liste steht nun auch Lionel Messi, der wohl beste Spieler der Geschichte. Es ist nochmal eine andere Art von Wechsel als die, die die USA bisher gesehen haben.

    Im Juli 2007 unterzeichnete Beckham einst selbst einen Fünfjahresvertrag bei LA Galaxy und wurde damit zum bekanntesten Spieler, der seit dem Brasilianer Pelé in der damaligen North American Soccer League (NASL) spielte. Der Wechsel weckte das Interesse am Fußball in den USA und sorgte dafür, dass die Stadien im ganzen Land ausverkauft waren. Die USA wollten einen Blick auf Pelé und später Beckham werfen, den einstigen Star von Manchester United und Real Madrid.

    Die Regularien wurden drastisch geändert, um Beckhams Ankunft zu ermöglichen. Die Einführung sogenannter "Designated Players" (oder seitdem auch 'David-Beckham-Regel' genannt), führte zur Verpflichtung weiterer berühmter Namen - sie erlaubte es den Franchises, drei Spieler außerhalb der eigentlichen Gehaltsobergrenze unter Vertrag zu nehmen.

    "Ich behaupte nicht, dass ich durch meine Ankunft in den USA den Fußball (bzw. Soccer) zum größten Sport in Amerika machen werde", sagte er damals. "Das wäre schwer zu erreichen. Baseball, Basketball, American Football, die gibt es auch schon. Aber ich würde nicht wechseln, wenn ich nicht glauben würde, dass ich etwas bewirken könnte."

    Zum ersten Mal hörte die Außenwelt von der MLS und schaltete vielleicht sogar ein - teils mitten in der Nacht. In den folgenden Jahren war das Beckham-Modell der Standard, als die Teams darum kämpften, die größten und besten Spieler am Ende ihrer Karriere zu verpflichten. In den folgenden Jahren hat sich die MLS von diesem Modell allerdings entfernt und ist jünger als je zuvor. Aber es gibt immer noch keinen Zweifel daran, wer alles in Gang setzte und die MLS in den Fokus rückte: Beckham.

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  • David Beckham Miami MLS 29012018Getty Images

    Beckhams große Klausel in der MLS

    Die MLS setzte seinerzeit alle Hebel in Bewegung, um Beckham nach LA zu holen. Sie änderte die gesamte Struktur der Liga. Aber das Wichtigste, was die Liga ihm anbot, war eine Klausel in seinem Vertrag - die schließlich zur Gründung von Inter Miami führen sollte.

    Als Beckham 2007 seinen Vertrag bei Galaxy unterzeichnete, erhielt er die Option, ein zukünftiges Expansionsteam für nur 25 Millionen Dollar (damals rund 18,3 Millionen Euro) zu kaufen. Und 2014 gab er seine Absicht bekannt, genau das zu tun. Als das Team, das Inter Miami wurde, sieben Jahren nach dem Kauf am Spielbetrieb teilnahm, war das Expansionsteam bereits mehrere Hundert Millionen Euro wert. Kein schlechtes Geschäft, bei den 18,3 Millionen Euro, die der Engländer damals zahlte.

    Warum gerade der Standort Miami? Für die Liga lag die Verlockung auf der Hand. Nachdem man zuvor mit der "Miami Fusion" (aufgelöst 2002) auf dem Markt gescheitert war, wollte man es in Südflorida noch einmal richtig versuchen. Die Stadt ist zu groß, zu wichtig und kulturell zu vielfältig, um nicht ein Zentrum des US-amerikanischen Fußballs zu werden.

    Und für Beckham lag der Reiz ebenfalls auf der Hand. Denn Miami ist eine Stadt, die auf der Weltbühne mit Städten wie New York und Los Angeles konkurrieren kann. Miami ist zudem seit langem ein Urlaubsziel für viele europäische Topstars. So könnte Beckhams Klub jeden Sommer das heißeste Pflaster der Stadt sein.

    Beckham schloss sich ursprünglich mit dem in Miami ansässigen Geschäftsmann Marcelo Claure zusammen. 2017 stießen Masayoshi Son und die Mas-Brüder Jorge und José zur Gruppe. Im Jahr 2020 gab der Verein sein Debüt und nahm den Spielbetrieb im heutigen "DRV Pink Stadium" auf. 2025 soll der Verein in ein neues Stadion im Miami Freedom Park umziehen - mit dann mehr als 18.000 Plätzen.

    Im Jahr 2021 kauften Beckham und die Mas-Brüder die Anteile von Geschäftsmann Claure und Son auf. Derzeit ist Beckham nach wie vor das Gesicht der Eigentümergruppe und hat, nachdem er aufgrund der Coronavirus-Pandemie einen Großteil des Jahres 2020 verpasst hatte, eine aktivere Rolle bei den Aktivitäten des Teams übernommen. Die schwerreichen Gebrüder Mas, José und Jorge, sind jedoch mehr in das Tagesgeschäft involviert und waren sicherlich die Hauptakteure in der Messi-Saga.

  • Gonzalo Higuain Lionel Messi Miami 2022Twitter

    Inter Miami und Messi: Über Jahre hinweg zueinander gefunden

    Als die Pläne von Inter Miami im Jahr 2018 konkret wurden, gab die MLS ein Video in Auftrag, in dem die größten Stars der Welt Beckham zu seiner guten Arbeit gratulierten. Unter den in dem Video aufgeführten Stars? Messi, der eine kurze, aber wichtige Botschaft für seinen zukünftigen Chef hatte.

    "Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch", sagte Messi in dem Video. "Ich wollte dir alles Gute für dieses neue Projekt, für diese neue Rolle wünschen, die du übernehmen wirst. Wer weiß, vielleicht kannst du mich in ein paar Jahren anrufen."

    Diese Botschaft war nur der Anfang eines jahrelangen Prozesses, der die beiden Seiten miteinander verbindet. In den fünf Jahren, die seit diesem kurzen Video vergangen sind, haben Beckham und Co. sich intensiv mit dem Thema Superstars beschäftigt - und vor allem mit Messi - dem Spieler, den sie am meisten begehrten.

    Letztes Jahr bestätigte Jorge Mas gegenüber dem Miami Herald: "Leo Messi ist immer noch einer der besten Spieler der Welt, seine Fähigkeiten haben nicht abgenommen. Ich denke, und David hat eine Beziehung zu ihm, wenn er Paris Saint-Germain verlässt, würden wir Lionel Messi gerne als Spieler bei Inter Miami sehen. Kann das passieren? Wir werden es versuchen. Ich bin im Grunde meines Herzens ein Optimist. Könnte ich mir das vorstellen? Es ist eine Möglichkeit."

    Messi machte derweil keinen Hehl aus seinem Wunsch, eines Tages in Amerika spielen zu wollen. "Ich habe immer gesagt, dass ich gerne die Erfahrung machen würde, in den Vereinigten Staaten zu leben, in dieser Liga zu spielen und dort zu leben", sagte der Argentinier im Jahr 2020 gegenüber La Sexta.

    Als sein Vertrag bei PSG nun auslief, wurde aus dem jahrelangen Flirt schließlich etwas Ernstes. Die Mas-Brüder und Beckham trugen entscheidend dazu bei, den Deal unter Dach und Fach zu bringen.

  •  David Beckham and Jorge Mas MiamiGetty

    Miamis entscheidender Move für Messi

    Der Flirt dauerte mehrere Jahre an. Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar wurde es dann erstmals richtig heiß. Während Messi Argentinien zum Ruhm führte, traf sich Jorge Mas regelmäßig mit der Entourage des Superstars, um den Grundstein für einen möglichen Wechsel zu legen.

    Es war nicht das erste Mal, dass Mas sich mit Messis Vertrauten traf. Er hatte 2021 schon einmal versucht, einen Deal zu arrangieren, als Messi Barcelona verließ. Doch Messi wollte in Europa bleiben und ging so schließlich zu PSG. Inter sah das nicht als Ablehnung, sondern als Aufschiebung an.

    Als Messis Vertrag bei PSG auslief, war klar, dass er gleich mehrere Möglichkeiten hatte. Barcelona war eine davon. Eine märchenhafte Rückkehr zu dem Verein, der seine zweite Heimat geworden war. Saudi-Arabien war eine andere und sicherlich die finanziell beste. Und dann war da noch Miami: Ein Verein, der eine einzigartige Mischung bieten konnte. Komfort abseits des Spielfelds und natürlich auch viel Geld - aber deutlich weniger als in Europa.

    Im April wurde Beckham mit Messi in Paris fotografiert, als dieser das Trainingsgelände, das Camp des Loges von PSG besuchte. Beckham beendete seine Karriere einst selbst bei PSG - viele hielten dieses Treffen daher für einen Zufall. Wie sich herausstellte, war es jedoch ein Hinweis auf Messis Zukunft.

    Laut Fox Sports wurden Inter Miami und die MLS von Messis Entscheidung letztlich überrumpelt. Sie wussten, dass es möglich war - aber es war Messi selbst, der letztlich alles enthüllte. Er erklärte seine Wechselabsicht noch bevor er über der gepunkteten Linie unterschrieb.

    Doch auch wenn Messi bisher noch keinen offiziellen MLS-Vertrag unterschrieben hat, haben alle Beteiligten bereits von seiner Verpflichtung profitiert - darunter natürlich auch Beckham.

  • David Beckham 2022Getty Images

    Der Preis steigt

    Im Februar veröffentlichte Forbesdie jährliche Wert-Schätzung aller MLS-Teams. Der LAFC, der gerade den MLS-Cup gewonnen hatte, war der erste amerikanische Verein, der mehr als eine Milliarde Dollar (930 Millionen Euro) wert war. Inter Miami hingegen lag mit einer Bewertung von rund 550 Millionen Euro auf Platz elf der wertvollsten Teams der Liga.

    Nun, mit Messi an Bord ist der Wert von vielen Beteiligten gestiegen. Die MLS, ihre Vereine, der Apple-TV-Deal... alles ist mehr wert als noch vor einer Woche. Und kein Verein hat mehr davon profitiert als Inter Miami, das jetzt mit Messi an Board sicherlich über die Milliarden-Dollar-Marke gesprungen ist.

    Der Klub hat Millionen von Followern in den sozialen Medien hinzugewonnen, was ihn zu einem der am meisten gefolgten Klubs im amerikanischen Sport macht. Die Preise für Eintrittskarten verdoppeln, verdreifachen oder vervierfachen sich in der gesamten Liga. Der Argentinier ist noch nicht einmal angekommen - aber der Messi-Effekt ist bereits sehr, sehr deutlich spürbar-

    Beckham hat derweil am meisten profitiert. Er hat einen Wechsel zu LA Galaxy und einen Kaufpreis von rund 18 Millionen Euro in einen Klub verwandelt, der jetzt wahrscheinlich mehr als das Vierzigfache davon wert ist. Beckham war ein großartiger Spieler, aber ist nun ein noch besserer Geschäftsmann.

  • David Beckham Inter MiamiGetty Images

    Was erwartet uns nun?

    Als Inter Miami gegründet wurde, erwartete man von dem Verein, dass er die MLS in eine neue Ära führen würde. In den ersten Jahren des Bestehens war das allerdings noch nicht der Fall - weder auf, noch neben dem Spielfeld. Der Klub erzielte schlicht keine guten Resultate und außerhalb des Spielfelds wurde er wegen Regel-Verstößen bei der Kaderzusammenstellung bestraft, was den Erfolg auf dem Spielfeld noch weiter erschwerte.

    Jetzt aber hat der Klub Messi. Die erwartete neue Ära könnte damit nun wirklich beginnen. Die Kombination aus Messi, Beckham und Miami wird sicherlich für Spieler aus aller Welt verlockend sein - auch wenn die MLS-Regeln den Verein daran hindern, so verrückte Dinge zu tun, wie sie es eigentlich gerne täten. Luis Suárez, Neymar, Antoine Griezmann, Sergio Busquets, Jordi Alba, Ángel Di María... viele große Namen wurden bereits gehandelt.

    Die Ankunft von Messi hat Miamis Platz als Global Player gefestigt. Sie hat auch Beckham geholfen, seinen Traum zu verwirklichen, die internationale Strahlkraft der MLS aufzubauen. Als er 2007 den Vertrag unterzeichnete, war dies genau der Moment, den er sich erträumt hatte. Das war sein erklärtes Ziel: die besten Spieler der Welt in seinen Verein zu locken und etwas nach seinem Ideal aufzubauen, das die Zeit überdauern könnte.

    Beckham wird hoffen, dass dies erst der Anfang ist. Das Ziel ist es, Messi als Startschuss zu nutzen, nicht als Zieleinlauf. Beckhams Klub ist wichtiger und anerkannter als je zuvor. Aber die Herausforderung in den Jahren nach Messi wird darin bestehen, die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten.

    Wie auch immer: Beckham hat bekommen, was er wollte - zumindest bisher. Zum zweiten Mal in seinem Leben hat Beckham den US-amerikanischen Fußball in seinen Grundfesten erschüttert, und nichts wird mehr so sein, wie es einmal war.

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