GERMANY ONLY: JULIAN BRANDT BORUSSIA DORTMUND BUNDESLIGA 05122020imago images / Jan Hübner

Der BVB und das Haaland-Loch: Auch das Brandt-Experiment in Frankfurt funktioniert nicht


HINTERGRUND

Für viele bei Borussia Dortmund ist Erling Haaland der "Heiland" - umso schmerzlicher wird er im Augenblick vermisst. "Den brauchen wir!", sagte Torwart Roman Bürki über den norwegischen Tor-Giganten und sprach damit allen Verantwortlichen aus der Seele.

Nach dem 1:1 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt redete beim BVB keiner um den heißen Brei herum. Zu deutlich wurde in den 90 Minuten zuvor die Abhängigkeit vom Topstürmer. Das vermeintlich machbare Bundesligaprogramm bis Weihnachten birgt durch den Ausfall von Haaland doch ernsthafte Stolpergefahr. 

BVB-Trainer Lucien Favre: Man weiß, wie wichtig Erling ist"

"Ja, natürlich" fehle Haaland sehr, musste auch Trainer Lucien Favre zugeben: "Man weiß, wie wichtig Erling ist. Es ist klar, dass uns vorne im Zentrum seine Läufe in die Tiefe fehlen." Das Experiment mit Julian Brandt als falscher Neun gegen die Eintracht versprach genauso wenig nachhaltigen Erfolg wie die Doppelspitze Thorgan Hazard und Marco Reus mittwochs zuvor in der Champions League gegen Lazio Rom.

In der ersten Halbzeit entwickelte der ersatzgeschwächte BVB nahezu keine Durchschlagskraft, ohne Wandspieler im Sturmzentrum gingen die Bälle zu leicht verloren. Auch die Turbodribbler auf den Außenbahnen hingen so weitgehend in der Luft.

Ein Stürmer mache "viel Bewegung und Läufe in die Tiefe und das gibt mehr Platz für die anderen", analysierte Favre, warum der mit einem Muskelfaserriss pausierende Haaland auch seine Mitspieler besser mache.

GERMANY ONLY: LUCIEN FAVRE JULIAN BRANDT BORUSSIA DORTMUNDimago images / Laci Perenyi

Bürki war deshalb "froh, dass wir noch so einen kleinen Mouki haben". Das dachte sich auch Favre, als er dem erst vor zwei Wochen 16 Jahre alt gewordenen gelernten Mittelstürmer Youssoufa Moukoko zur Pause den Vorzug gegenüber Kapitän Marco Reus gab.

Der BVB hat "nicht so viele wie Haaland"

Und auch wenn der jüngste Bundesligaspieler noch lange kein Haaland ist, veränderte er gleich die Statik im Spiel der Borussia. Moukoko musste zwar gegen die robuste und ausgebuffte Eintracht-Abwehr ein ums andere Mal auch Lehrgeld zahlen, doch er beschäftigte sie eben - und schaffte so Räume für die nun groß aufspielenden Außen Jadon Sancho und Giovanni Reyna, der die Führung von Daichi Kamada (9.) per Traumtor ausglich (56.).

Der BVB müsse mit Moukoko noch "Geduld" haben, betonte Emre Can, aber es gäbe in der Mannschaft halt "nicht so viele, wenn Haaland ausfällt" - und genau damit legte er den Finger in die Wunde. In einer Saison mit derart vielen englischen Wochen könnte ein fehlender, ansatzweise gleichwertiger Ersatz teuer werden.

Denn Haaland, der 10 der 22 Bundesliga-Tore der Westfalen erzielte, wird auch noch die drei verbleibenden Bundesligaspiele in diesem Jahr verpassen. Ohne den Großmeister im Angriff wirken die Aufgaben gegen Stuttgart, Bremen und Union Berlin eine Nummer größer - und weitere Ausrutscher sollte der BVB im Titelrennen trotz des 3:3 der Bayern gegen Leipzig bei vier Punkten Rückstand tunlichst vermeiden.

Auch wenn viele Spieler am Limit sind. "Es tut manchmal weh, auch während der Spiele, aber wir müssen einfach durchbeißen", gab Can die Marschroute vor. Und so soll auch ohne Haaland am Dienstag mit einem Sieg bei Zenit St. Petersburg erstmal der Gruppensieg in der Königsklasse eingefahren werden.

Werbung