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Borussia Dortmund - BVB-Thesen zum Sieg in Hoffenheim: Dauer-Baustelle und unwürdige Passivität

Borussia Dortmund hat dank eines 3:2-Sieges bei der TSG Hoffenheim den Rückstand auf den FC Bayern vorerst auf drei Punkte verkürzt. Die Leistung in Sinsheim hinterließ jedoch mal wieder einige Fragezeichen. Dafür gab es auch einen Hoffnungsschimmer. Drei Thesen zum BVB-Sieg.

BVB einer Spitzenmannschaft nicht würdig

Zwei Torschüsse, drei Treffer - so lautete die vielsagende Statistik des BVB. Die auf den ersten Blick verwirrende Zahlenverteilung ist mit der einfachen Tatsache zu erklären, dass Dortmunds drittes Tor von Hoffenheims David Raum erzielt und somit nicht als offizieller Torschuss gewertet wurde. Den Spielverlauf beschreibt die Statistik trotzdem ziemlich treffend.

Denn der BVB stellte nach der frühen Führung durch Erling Haaland (6.) das Fußballspielen über weite Strecken ein. "Wir sind sehr gut reingekommen. Wir hatten gute zehn, 15 Minuten", sagte Trainer Marco Rose nach Abpfiff. Bis zur erneuten Führung hatte nur noch die TSG gespielt, Dortmund wurde aus unerklärlichen Gründen völlig passiv.

"Wir hatten große Probleme bis zur Pause. Am Ende haben wir den Sieg, der schmeichelhaft für uns war, nach Hause gekämpft", konstatierte Rose und bezeichnete den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Kramaric kurz vor der Halbzeit als "verdient". Auch nach den Treffern zum 2:1 und 3:1, die alles andere als in der Luft gelegen hatten, bekam die Borussia die Gastgeber nicht in den Griff. Letztlich war es "ein Sieg der Effektivität", wie Kapitän Marco Reus richtigerweise feststellte. Der xGoals-Wert betrug am Ende lediglich 1,34.

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Dortmund: Mit mageren zwei Torschüssen drei Tore erzielt

Neben den zwei Torschüssen verbuchte der BVB nur zwei weitere Abschlüsse - so wenige wie noch nie in dieser Bundesligasaison. Nach vorne gelang auch dank der weitestgehend disziplinierten Grundordnung der Hausherren sehr wenig, solche Tage gibt es. Doch auch mit dem glücklichen Zwei-Tore-Polster im Rücken schaffte es der BVB nicht, die Kontrolle zu übernehmen, geschweige denn Ruhe in die Partie zu bekommen. Nach Ruttens Anschluss konnte sich Dortmund ausschließlich bei Rudys fehlendem Torjägerinstinkt bedanken, dass am Ende kein 3:3 auf der Anzeigetafel stand.

Wenn es nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Wochen nun allem Anschein nach auch schon innerhalb eines Spiels derart an Konstanz fehlt, muss sich Rose mit Blick auf die hochgesteckten Ziele dringend etwas einfallen lassen. Solche Auftritte sind einer Spitzenmannschaft nicht würdig. Schon gar nicht mit dem Anspruch, den Bayern die Meisterschaft streitig zu machen. Auch wenn der Abstand nun zumindest bis Sonntag, wenn die Bayern bei der Hertha gastieren (ab 17.30 Uhr im LIVE-TICKER), drei Zähler beträgt.

Nach dem blamablen Pokal-Aus beim FC St. Pauli lässt sich immerhin auf der neuen, alten Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor aufbauen. Zumindest wenn man den Worten von Manuel Akanji Glauben schenken mag: "Wir müssen es hinbekommen, dass wir auch an nicht so guten Tagen vorne die Chancen nutzen und als Mannschaft auftreten. Das haben wir miteinander besprochen. Es wird nicht von heute auf morgen gehen, aber heute war das schon ein guter Schritt."

BVB: Die Dauer-Baustelle hinten rechts

Dass Thomas Meunier, der kurzfristig mit einer Muskelverletzung ausgefallen war, mal schmerzlichst vermisst wird, hätten in dieser Saison die wenigsten für möglich gehalten. Seine Vertretung Marius Wolf erwischte aber einen mehr als gebrauchten Tag.

Nahezu alle gefährlichen Aktionen der TSG liefen bis zu dessen Auswechslung über Wolfs Seite. Der 26-Jährige verlor seine Gegenspieler immer wieder aus den Augen. David Raum, der sich mit seinen gefährlichen Flanken bereits für die Nationalmannschaft empfohlen hat, bekam meist nur Geleitschutz. Dem völlig freistehenden Kramaric schaute er bei dessen Volleyschuss zum 1:1 aus sicherer Entfernung nur zu.

Obwohl der Großteil von Hoffenheims Angriffen über seine Seite kamen, führte Wolf in 56 Minuten einen mickrigen Zweikampf. Dazu vernachlässigte er das Offensivspiel gänzlich, schlug nicht eine Flanke. Erst mit der Hereinnahme von Dan-Axel Zagadou und der Umstellung auf eine Fünferkette gewann die rechte Abwehrseite des BVB etwas an Stabilität.

MARIUS WOLF BORUSSIA DORTMUND BUNDESLIGA 22012022Getty Images

BVB auf rechts: Meunier wird tatsächlich vermisst, weil Wolf schwach spielt

Wolf zeigte jene Probleme auf, mit denen Dortmund seit dem Abgang von Achraf Hakimi 2020 zu kämpfen hat. Die fehlende Durchschlagskraft konnte Meunier immerhin in seiner zweiten Saison in Teilen kompensieren. Zuletzt traf er sogar doppelt beim 5:1-Sieg gegen Freiburg. Spiele, in denen er kaum für Gefahr sorgt, überwiegen aber weiterhin.

Auch defensiv ist der Belgier nicht der sicherste Rückhalt, hat immer wieder seine Aktien in vermeidbaren Gegentoren. Wolf präsentierte sich hingegen als ein noch größerer Unsicherheitsfaktor. Rose bleibt also nichts anderes übrig, als auf eine baldige Rückkehr von Meunier zu hoffen. Zumal mit Mateu Morey seine dritte Option für hinten rechts noch bis Saisonende mit einem Kreuzbandriss fehlt.

Eine dauerhafte Lösung, die Erfolg verspricht, gibt es im aktuellen BVB-Kader demnach aktuell wohl nicht. Es handelt sich vielmehr um eine Dauer-Baustelle, die womöglich nur mit einem Transfer zu schließen ist - und dazu wird es vor dem Sommer höchstwahrscheinlich nicht mehr kommen.

Malen ein Hoffnungsschimmer - und nun doppelt wichtig?

Genau drei gute Angriffe brachten dem BVB den Sieg gegen Hoffenheim - und alle drei stammten aus der Feder von Donyell Malen. Der Neuzugang, der nominell auf dem linken Flügel agierte, zeigte eine seiner besten Leistungen, bereitete jeden Treffer seines Teams vor. Es waren seine Torbeteiligungen neun, zehn und elf.

In den drei Szenen machte er deutlich, warum der BVB für ihn im Sommer 30 Millionen Euro an die PSV Eindhoven überwiesen hatte. Beim 1:0 stellte der Niederländer seine Technik, beim 2:1 seine Übersicht und beim 3:1 seine Schnelligkeit sowie sein Können in Dribblings unter Beweis. Eben genau das, wofür er ins Ruhrgebiet geholt wurde.

Malen ist gewiss kein Torjäger, dafür wurde er auch nicht verpflichtet. Seine Aufgabe ist es, Gegenspieler auf sich zu ziehen und Mitspielern so Platz zu schaffen und in Szene zu setzen. Trotzdem hat er in dieser Saison schon sechsmal gezeigt, dass er durchaus über Qualitäten im Abschluss verfügt.

Bei einem Haaland-Ausfall wird es auf Malen ankommen

Mit seinen Fähigkeiten kann er für die Offensive nicht minder wichtig sein als beispielsweise Marco Reus oder auch Erling Haaland. Die Torgefahr von letzterem muss Malen möglicherweise in den kommenden Wochen mitunter kompensieren. Haaland hatte sich ohne Fremdeinwirkung verletzt, ob und wie lange er ausfallen wird, ist noch unklar.

Eine Bürde, an der Malen noch in der Hinrunde gescheitert war. Einige Monate später hat der 23-Jährige aber anscheinend seine Rolle gefunden. Nämlich nicht als Haaland-Ersatz, sondern als Schlüsselspieler außerhalb und innerhalb des Strafraums.

Sollten sich die Befürchtungen um Haaland dann wirklich bestätigen, hat Rose schließlich weitere Optionen für die Sturmspitze. Neben Youssoufa Moukoko kann auch Thorgan Hazard diese Aufgabe erfüllen. Und beide können von einem Malen in dieser Form profitieren.

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