Olympique Lyon war vor einigen Jahren noch der Dominator des französischen Fußballs. Angeführt vom langjährigen Präsidenten Jean-Michel Aulas reihte der Klub Meistertitel um Meistertitel in der Ligue 1 aneinander. Von PSG war damals noch überhaupt keine Rede. Lyon gab auch im Frauenfußball (europaweit) den Ton an.
Im Dezember des vergangenen Jahres verkaufte Aulas den Verein allerdings an die Eagle Football Holdings von John Textor. Der US-Amerikaner ist seitdem dabei, die Finanzen des Vereins umzustrukturieren. So gab er unter anderem eine Mehrheit der Anteile an der Frauenabteilung an die Investorin Michele Kang ab. Insgesamt 300 Millionen US-Dollar will er mit solchen Verkäufen "physische Vermögenswerte" erlösen und das Geld dann in das Kerngeschäft, die Fußballprofis, investieren.
Das ist bisher noch nicht gelungen. Nachdem im Transferfenster eine Reihe wichtiger Spieler (Castello Lukeba nach Leipzig, Bradley Barcola zu PSG) verkauft wurde, erlebte Trainer Laurent Blanc einen katastrophalen Start und wurde im September entlassen. Nach der 1:4-Niederlage gegen PSG in seinem vorletzten Spiel wurde die Mannschaft von den Ultras des Vereins von der Tribüne aus gnadenlos niedergemacht.
Auch unter Blancs Nachfolger Fabio Grosso ist es nicht besser geworden. Die Gones sind immer noch sieglos und stehen mit sechs Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz am Tabellenende der Ligue 1, obwohl sie Spieler wie den früheren Bayern-Profi Corentin Tolisso, Dejan Lovren, Alexandre Lacazette und Toptalent Rayan Cherki in ihren Reihen haben.
Die Fans machen ihrem Frust weiter Luft und enthüllten kürzlich Spruchbänder, auf denen Textor aufgefordert wurde, sich "auf den Fußball zu konzentrieren". Da haben sie auch recht. Denn falls Lyon in die Ligue 2 absteigt, wird der Verein wirtschaftlich nicht mehr zu gebrauchen sein.