Denn gegen den Ball glich die Leistung des BVB einer Katastrophe. Mats Hummels und Nico Schlotterbeck, die sich in der Innenverteidigung in den Spielen zuvor eigentlich als sicherer Rückhalt präsentiert hatten, erwischten einen rabenschwarzen Tag. Bei jeweils drei Gegentoren waren sie tatkräftig beteiligt. Mal fehlte es am richtigen Positionsspiel, mal an der Abstimmung, mal gingen kapitale Fehlentscheidungen voraus.
Mit gutem Willen lässt sich das noch auf die Tagesform schieben. Ganz anders verhält sich das auf der rechten und linken Abwehrseite. In Sachen Konstanz kann dort nur von Julian Ryerson die Rede sein, der allerdings für gewöhnlich auch kein Mann für die ganz großen Taten ist.
Gegen die Bayern bekam Marius Wolf den Vorzug vor Ramy Bensebaini, der in Frankfurt in der Woche zuvor einen erschreckenden Auftritt abgeliefert hatte. Doch auch das entpuppte sich nicht als des Rätsels Lösung, um die immer wieder rochierenden Leroy Sané und Kingsley Coman zu stoppen.
Wolf, der immerhin im Spiel nach vorn ein paar gute Aktionen hatte, wusste sich vor allem gegen Sané überhaupt nicht zu helfen. Weil er sich irgendwann gar nicht mehr in den Zweikampf traute, straften ihn die BVB-Fans sogar mit Pfiffen ab. Zur Halbzeit kam Niklas Süle für ihn ins Spiel.
Bezeichnend: Es blieb nicht nur bei dieser Umstellung in der Viererkette. In der Schlussphase rückte Süle von rechts nach innen und Schlotterbeck auf die linke Seite, während Ryerson den Rechtsverteidiger gab. Ein Schritt, der den schon länger kursierenden Verdacht nur stärkt, dass der BVB im Winter einen Außenverteidiger verpflichten will.
Das gilt auch für das defensive Mittelfeld. Dort machte Salih Özcan nicht zum ersten Mal seit seinem BVB-Wechsel eine äußerst schlechte Figur. Der 25-Jährige gewann nicht einen seiner Zweikämpfe, verlor obendrein mehrfach in denkbar ungünstigen Momenten den Ball. Dabei hieß sein Gegenspieler in vielen Fällen nicht der körperlich starke Goretzka, sondern Jamal Musiala.
Özcan hatte Emre Can, der beim Topspiel verletzt fehlte, in den vergangenen Wochen mehr oder weniger den Rang abgelaufen, weil Marcel Sabitzer zwischenzeitlich ebenfalls unpässlich war. Über mehrere Spiele, geschweige denn gegen größere Mannschaften, wusste aber keinen von ihnen so richtig zu überzeugen. Eine beunruhigende Statistik, die dies untermalt: Für einen Ballgewinn brauchte der BVB in der ersten Hälfte im Schnitt 25 Sekunden anstelle der üblichen 13.
Musiala und Co. hatten, sobald sie auch nur ein bisschen aufs Gaspedal drückten, ein denkbar leichtes Spiel, das Dortmunder Zentrum zu überspielen. Erst als der etwas offensiver denkende Nmecha für Özcan aufs Feld kam, war eine gewisse Stabilität zu erkennen.
Darüber hinaus fehlt es weiterhin an den Mitteln, im eigenen Ballbesitz die Verbindung zwischen Defensive und Offensive herzustellen. Dabei hatte sich Terzic im Sommer noch gegen eine Verpflichtung eines solchen Spielertypen (Edson Álvarez) entschieden.
Nun hat Sportdirektor Sebastian Kehl, der dem Vernehmen nach bei Álvarez von Terzic überstimmt wurde - und diese Fehleinschätzung jetzt ausbaden darf, die schwere Aufgabe, im Winter gleich zwei Löcher zu stopfen.