Nach Gala gegen BVB: Trainer Thomas Tuchel vom FC Bayern bricht Interview ab

WAS IST PASSIERT? Nach dem 4:0 des FC Bayern München bei Borussia Dortmund hat Thomas Tuchel im Streit mit den Sky-Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann nachgelegt. "Trotz Zerwürfnis in der Mannschaft mit dem Trainer und trotz keiner Weiterentwicklung. Sehr überraschend alles. Wenn Lothar nicht weiß, woran das heute lag, dann weiß es vielleicht Didi. Ich bin super zufrieden mit meiner Mannschaft", sagte Tuchel gleich zu Beginn des Interviews am Tisch mit Moderator Sebastian Hellmann und den Experten Julia Simic und Lothar Matthäus.

Die Antwort des Rekordnationalspielers: "Ich als Experte bin heute auch sehr zufrieden". Woraufhin Tuchel murmelte: "Dann ist ja Ostern und Weihnachten zusammen."

Zuvor hatte Bayerns Trainer Matthäus schon bei der Begrüßung kaum eines Blickes gewürdigt.

Hellmann gelang es zunächst, das Interview in einigermaßen geregelte Bahnen zu lenken. Tuchel erklärte in der Folge auf die Frage, ob die Bayern es "heute der ganzen Welt zeigen" wollten, recht ruhig: "Nein. Wir zeigen es uns selber. Wir spielen für unsere eigenen Maßstäbe, für unsere eigenes Level, das wir erreichen wollen. Ich freu mich sehr für die Mannschaft."

Doch als Hellmann am Ende das Gespräch nochmal auf das Thema der vergangenen Tage, nämlich die Kritik der Sky-Exterten und Ex-Bayern-Spieler Matthäus und Didi Hamann und Tuchels Replik darauf, lenken wollte, hatte Tuchel genug. Hellmann begann: "Sie waren sehr erfolgreich in Mainz. Sie waren erfolgreich in Dortmund, dann bei PSG...", Tuchel unterbrach, "Was wird das jetzt?", und begann, seine Ohrhörer aus dem Ohr zu friemeln. "Ich respektier das alles, ihr könnt sagen, was ihr wollt, ich will da aber nicht Teil der Diskussion sein. Ihr dürfte das benennen wie ihr wollt, keiner ist sauer. Aber jetzt haben wir 4:0 gewonnen, jetzt müsst ihr eine 180-Grad-Wende machen. Viel Spaß!" Sagte es, legte das Mikro auf den Tisch und ging.

In der anschließenden Pressekonferenz hatte sich Tuchel immer noch nicht wirklich beruhigt, sagte mit beißendem Zynismus in der Stimme: "Darf ich Didi und Lothar zitieren? Für eine Mannschaft, in der es keine Weiterentwicklung und ein Zerwürfnis mit dem Trainer gibt, war das heute ganz ok."

WAS IST DER HINTERGRUND? Tuchel war am Freitag auf einer Pressekonferenz auf die andauernde Kritik bezüglich der fehlenden Weiterentwicklung der Bayern unter seiner Führung von Matthäus und Experten-Kollege Didi Hamann angesprochen worden und mit seiner Antwort für großes Gelächter gesorgt. "Ich sehe bei den beiden auch keine Entwicklung. Können wir bitte vorspulen?", sagte er lachend.

WAS WURDE GESAGT? "Coole Antwort, cooler Konter", hatte Matthäus dann vor Spielbeginn gesagt, aber aber auf seinem Standpunkt beharrt: "Ich bin natürlich stets mit dem FC Bayern in Kontakt." Er halte die Augen und Ohren auf und schaue jedes Bayern-Spiel an.

Matthäus weiter: "Und wenn ich die letzten sechs, sieben unter Thomas betrachte, war für mich das Spiel unter Julian Nagelsmann attraktiver und andererseits waren auch einige Niederlagen in Schlüsselspielen dabei. Nicht nur in der letzten Saison, sondern jetzt auch im Pokal in Saarbrücken und im Supercup gegen RB Leipzig."

Ergebnistechnisch würde es derzeit aber passen. Schließlich sind die Bayern sowohl in der Bundesliga - vor dem BVB-Spiel - als auch in der Champions League (neun Punkte aus drei Spielen) noch ungeschlagen, erkannte Matthäus an und betonte: "Aber das wie, dieses Beherrschen des Gegners, diese Leichtigkeit, diese Freude, die ich häufig gesehen habe, habe ich nicht in Istanbul gesehen. Habe ich nicht Kopenhagen gesehen, nicht in Mainz gesehen. Diese Entwicklung ist für mich nicht in diese Richtung gegangen, wie es sich wahrscheinlich viele Bayern-Fans wünschen."

Kurz darauf zeigte sich Tuchel sichtlich angefressen im Interview mit Patrick Wasserziehr. Als dieser den Bayern-Coach auf dessen kurz angebundenen Antworten ansprach, sagte Tuchel: "Ich möchte nicht stören, wenn die Experten [Sky-Runde um Matthäus, Anm. d. Red.] über uns sprechen."

Auf die Frage was er damit meinen würde, wiederholte Tuchel seine Aussage genervt und ergänzte: "Gerne die nächste Frage." Wasserziehr wollte daraufhin wissen, was ihn gestört habe. Tuchel entgegnete: "Nichts. Alles gut. Haben sie noch eine Frage? Dann los geht's!" Anschließend ging er noch auf die Startelf und einzelne Spieler ein.

Auch Hamann hatte im Laufe des Samstags auf Tuchels Seitenhieb reagiert. "Ich fand es sehr witzig und amüsant, was er gestern gesagt hat", erklärte er bei der Sky-Sendung "Guten Morgen Fans!"

"Das gehört halt dazu. Diese Streit- und Diskussionskultur ist etwas, was uns immer ausgezeichnet hat. Das geht durch die sozialen Medien ein Stück weit verloren", ergänzte Hamann: "Deswegen bin ich da der Letzte, der sich da ungerecht behandelt fühlt. Er soll auch mal was sagen und sich verteidigen - und auch seine Mannschaft und den Verein."

DIE BILDER ZUR NEWS:

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