"Ich kann nicht glauben, dass er erst 17 Jahre alt ist": Ein 57-Millionen-Euro-Teenager begeistert England - und weckt wohl das Interesse des FC Liverpool

Archie Gray entspringt einer Dynastie von Leeds-United-Spielern. Er ist der vierte Gray in drei Generationen, der für den Traditionsverein aufläuft. Sein Großonkel Eddie ist eine Legende an der Elland Road, auch sein Großvater Frank und sein Vater Andy schnürten für Leeds die Stiefel.

Gray gab kürzlich in einem Interview mit seinem Großonkel Eddie auf dem YouTube-Kanal von Leeds zu: "Ich musste dem [Familiennamen] immer gerecht werden. Aber mein Großvater, du (Eddie) und vor allem mein Vater waren sehr gut zu mir."

Der 17-Jährige erklärte: "Ich hatte auch Glück mit den Spielern, die ich beobachten konnte, den Spielern, mit denen ich aufgewachsen bin und den Trainern, die ich hatte. Aber ja, mein Vater sorgt dafür, dass ich viel laufe - sogar schon vor der Saisonvorbereitung", und fuhr fort: "Ich versuche immer, so fit wie möglich zu sein, wenn ich zurückkomme. Weil ich denke, dass ich damit dem Trainer und seinem Team signalisiere, dass ich bereit bin ... Ich bin bereit!"

Ungeachtet seines beeindruckenden Engagements war schon früh klar, dass der Spieler, der als Achtjähriger in die Leeds-Akademie wechselte, ein ganz besonderes Talent war. Im Alter von 15 Jahren spielte er bereits für die U19-Auswahl und wurde vom ehemaligen Sportdirektor Víctor Orta als zukünftiger Star gepriesen.

"Ich weiß noch, wie ich Kun Agüero zum ersten Mal sah und sagte: 'Wer ist das?'", erklärte der Spanier gegenüber La Media Inglesa. "Das ist mir nur ein paar Mal passiert, aber bei Archie habe ich das gleiche Gefühl."

Trainer-Ikone Marcelo Bielsa war ebenso angetan von Gray, der in der Saison 2021/22 fünfmal im Profikader stand, als er noch seinen Schulabschluss machte.

"Bielsa wollte, dass ich jeden Tag trainiere", sagte Gray dem Guardian. "In manchen Wochen war ich zwei Tage pro Woche in der Schule, in anderen drei Tage. Der Verein und die Schule mussten sich einigen, aber ich habe meine Prüfungen bestanden, also hat es gut funktioniert."

Unter Bielsa kam er zu keinem Einsatz, aber allein sein Nominierung für den Kader für das Premier-League-Spiel gegen Arsenal Mitte Dezember 2021 sorgte in England für Schlagzeilen.

Die Verpflichtung des deutschen Trainers Daniel Farke erwies sich als Schlüsselmoment in Grays noch junger Karriere. Der Ex-Coach von Borussia Mönchengladbach kam im Juli 2023 an der Elland Road und stellte den Teenager gleich im ersten Spiel der Championship-Saison 2023/24 gegen Cardiff in die Startformation.

Farke gab später zu, dass er sich nicht ganz sicher war, wie Gray mit den Anforderungen der ersten Mannschaft in einem so jungen Alter zurechtkommen würde - aber diese Zweifel sind längst ausgeräumt.

"Man kann nicht wirklich vorhersagen, wie sich sein Körper entwickeln wird, wie er mit der Belastung umgehen kann, vor allem in der Championship, einer so harten, physischen Liga", sagte der 47-Jährige der Yorkshire Post. "Aber er macht sich hervorragend. Meine Bedenken, die ich zu Beginn der Saison hatte, haben sich verflüchtigt."

Farke setzte Gray zunächst im Mittelfeld ein, mittlerweile kommt er aber meistens als Rechtsverteidiger zum Einsatz. Ende Februar an der Stamford Bridge wurde er wieder auf seiner bevorzugten Position eingesetzt und wurde zum Mann des Spiels gewählt, obwohl Leeds mit 2:3 gegen Chelsea unterlag.

"Ich kann nicht glauben, dass er erst 17 Jahre alt ist", schwärmte der ehemalige Arsenal-Rechtsverteidiger Lee Dixon beim Sender ITV. "Er wirkt einfach, als hätte er schon 300 Spiele gemacht!"

Dixon hat Recht: Grays Gelassenheit in diesem Alter ist verblüffend.

Er ist völlig furchtlos im Ballbesitz, immer darauf bedacht, seinen Mitspielern zu helfen, indem er Pässe in engen Räumen und heiklen Situationen annimmt. Er ist so sicher mit dem Ball am Fuß, dass er sich aus diesen Situationen herausmanövrieren kann. Es war zuletzt beeindruckend zu sehen, wie er Chelsea-Star Moisés Caicedo bei der knappen 2:3-Niederlage in London umkurvte. Dank Grays Ballgewinn erzielte Leeds im Anschluss das zwischenzeitliche Führungstor.

Farke führt Grays Selbstbewusstsein auf seinen demütigen Charakter zurück: "Ich habe während meiner gesamten Karriere mit fantastischen jungen Spielern gearbeitet, daher möchte ich ihn nicht vergleichen. Aber es ist fantastisch, was er leistet", sagte er zu Sky Sports. "Wenn man so jung ist und so viel Lob bekommt, ist es nicht immer leicht, damit umzugehen, aber er ist so geerdet und so offen dafür, sich weiterzuentwickeln und jeden Tag hart zu arbeiten." Der Trainer führte aus: "Die Erfahrung in seiner Familie hilft ihm sehr, und ich muss der Familie Gray ein großes Kompliment machen. Sie machen das richtig gut mit ihm."

In Anbetracht von Farkes glühender Empfehlung wird es nicht überraschen, dass Gray sich bewusst ist, dass er noch eine Menge lernen muss - zumal er in dieser Saison praktisch zwei Positionen erlernt hat.

"Der Trainer hat mir sehr geholfen", sagte er auf der offiziellen Website seines Klubs, nachdem er im Januar 2024 einen neuen Vertrag unterschrieben hatte, "vor allem beim Stellungsspiel und den kleinen Dingen: mit welchem Fuß ich passen und mit welchem Fuß ich den annehmen soll. Und auf der Rechtsverteidigerposition hat er mir sehr geholfen. Ich denke, mein Spiel hat sich sehr verbessert."

Gray ist außerdem davon überzeugt, dass er als Rechtsverteidiger wichtige Erkenntnisse für andere Positionen finden wird: "So kann ich das Spiel noch besser verstehen, wenn ich wieder ins Mittelfeld zurückkehre", erklärte er dem Guardian.

Einige Leeds-Fans sehen in Gray Ähnlichkeiten zu Gary McAllister, dem schottischen Mittelfeldspieler, der 1992 maßgeblich am letzten englischen Meistertitel des Klubs beteiligt war. Auch zu Trent Alexander-Arnold wurden schon Vergleiche gezogen, da sich beide im Mittelfeld ebenso wohl fühlen wie auf der defensiven Außenbahn.

Bei der Diskussion über sein Spiel hat Gray jedoch bereits auf einen anderen Spieler verwiesen, der als Jugendlicher den Durchbruch bei Leeds schaffte: "Man sieht Spieler wie James Milner, die jedes Spiel auf einer anderen Position spielen", sagte er dem Guardian. "Wenn ich auch nur annähernd so gut werde wie er, wäre das unglaublich."

"Ich denke, meine beste Position ist die eines offensiven Mittelfeldspielers, aber da sich das Spiel verändert, muss man immer anpassungsfähiger sein", sagte Gray.

Wenn es nach den Peacocks geht, dann hoffentlich mit dem Aufstieg in die Premier League! Leeds steht nach neun Siegen in Folge auf dem zweiten Platz der Championship-Tabelle. Grays abgefälschter Treffer verhalf der Mannschaft zuletzt zu einem 3:1-Sieg gegen Tabellenführer Leicester City.

Im Moment konzentriert sich Gray darauf, seinem Kindheitsverein zu helfen, auf Anhieb wieder in die erste Liga aufzusteigen.

Was auch immer zwischen jetzt und dem Ende der Saison passiert - es ist schwer vorstellbar, dass Gray im Sommer 2024 irgendwohin geht, angesichts seines bis 2028 laufenden Vertrags und seiner Verbundenheit zu Leeds.

An Ehrgeiz mangelt es ihm gewiss nicht. Vor kurzem verriet er, dass er drei Träume hat: die Champions League zu gewinnen, Kapitän der englischen Nationalmannschaft zu sein und den Ballon d'Or zu gewinnen. Am liebsten als Spieler von Leeds United.