"Wir haben uns am Dienstag getroffen und am Mittwoch und Donnerstag mit dem Manager von Thomas Tuchel verhandelt", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Sport1-Doppelpass über den Verlauf der Verhandlungen mit dem neuen Bayern-Trainer. Doch wer ist das genau, Tuchels Manager?
Der Manager von Thomas Tuchel heißt Olaf Meinking. Der Hamburger kommt nicht aus dem Fußballgeschäft und verdient sein Geld als Anwalt und Kanzlei-Inhaber. Neben dem gebürtigen Krumbacher vertritt er lediglich zwei weitere Menschen aus dem Fußball: Tuchels langjährige Begleiter Zsolt Löw und Arno Michels.
Von dem bevorstehenden Wechsel auf Bayerns Trainerbank hatte Fabrizio Romano am vergangenen Donnerstag um kurz nach 21 Uhr zuerst berichtet. Hinterher wurde entsprechend spekuliert, wie die brisante Information zu dem Transfer-Experten aus Italien durchgedrungen ist.
Obiges Zitat von Salihamidzic geht wie folgt weiter: "Als wir dann am Donnerstagabend relativ klar waren, mussten wir erfahren, dass es von einer dritten Person geleaked wurde - sicherlich von der anderen Seite." Wen der 45-Jährige mit der "anderen Seite" meinte, ist die große Frage. Naheliegender Verdacht: Irgendjemand aus Tuchels Umfeld könnte es gewesen sein, womöglich, um den Druck auf die Bayern zu erhöhen, die Verhandlungen schnell - und zu etwas besseren Konditionen - abzuschließen.
FC Bayern: Wer plauderte den Trainerwechsel aus?
Im Sport1-Doppelpass dementierte Bild-Reporter Tobias Altschäffl am Sonntag, dass er die Info über Nagelsmanns bevorstehende Entlassung von Pini Zahavi oder dessen Mitarbeitern erhalten habe. Zahavi hat in der Vergangenheit Meinking bei der Vermittling Tuchels zu seinen Ex-Klubs PSG und Chelsea unterstützt. Wenn es nicht Zahavi und die Seinen waren - wer war dann die von Salihamidzic zitierte "andere Seite"?
Der Bild sagte Salihamidzic, dass er damit weder Tuchel noch Meinking gemeint hatte und sprach von einer externen Person. Auffällig ist zumindest: Die zwei letzten von Meinkings insgesamt 49 "Gefällt mir"-Angaben auf dessen Twitter-Profil gelten neben dem Begrüßungstweet des FC Bayern einem Tweet von Fabrizio Romano, in dem er den Vollzug der Verpflichtung vermeldet.
Womöglich ein Zufall.
Doch wie kamen Meinking und Tuchel überhaupt zusammen? Dem Vernehmen nach haben sich die beiden einst auf einem Konzert von Meinkings Klienten Clueso - mit dem Sänger pflegt der neue FCB-Coach seither eine Freundschaft - kennengelernt. Bald darauf wurden sie Geschäftspartner.
Anschließend versuchte Meinking, der durch seine Arbeit mit Bands wie Fettes Brot oder Silbermond auch als Image-Experte gilt, seinen neuen Schützling 2015 bei einem Verein unterzubringen. Damals ganz vorne in der Verlosung: der Hamburger SV.
Nach gemeinsamen Reisen nach Katar und Mallorca folgte allerdings die Absage an den HSV, weil sich eine andere, größere Türe öffnete. Tuchel trat die Nachfolge von Jürgen Klopp beim BVB an. Ein Deal, der Meinking sofort um Welten bekannter machte. "Die mediale Gewalt war mir nicht bewusst. Bei vertraulichen Gesprächen musste man nicht mitschreiben, denn am nächsten Tag stand alles in der Zeitung", sagte er einmal.
Nach zwei Jahren trennten sich die Wege von Tuchel und Borussia Dortmund jedoch. Auf die zweitbeste Saison der Vereinsgeschichte folgte Platz drei und der Triumph im DFB-Pokal. Differenzen mit der Vereinsführung um Hans-Joachim Watzke verhinderten eine weitere Zusammenarbeit.
Thomas Tuchel verriet seine BVB-Entlassung selbst
Die Trennung gab allerdings nicht der Verein zuerst bekannt, sondern Tuchel selbst. Am 30. Mai setzte der damals 43-Jährige um 10.38 Uhr auf seinem frisch angelegten Twitter-Account "@TTuchelofficial" seine erste Nachricht ab. Rund zwei Stunden später um 12.47 Uhr gab er seine Entlassung bekannt und nahm dem BVB somit die Kommunikationshoheit. Es ist nur schwer vorstellbar, dass es sich dabei um eine Kurzschlusshandlung handelte. Vielmehr war es ein strategischer Schachzug aus Meinkings Feder.
Keine 24 Stunden später hatte der dann auch verifizierte Account 22.000 Follower. Am Tag danach bedankte sich Tuchel für die positive Resonanz. "Ich bin überwältigt von den ganzen Reaktionen. Vielen Dank für eure Nachrichten und euren Zuspruch. Das tut gut. Bleibe am Ball! TT", schrieb er.
Es folgten bekanntlich eine Unterschrift bei Paris Saint-Germain und beim FC Chelsea, ehe Tuchel nun in München angekommen ist. Die schnelle Entscheidung der FCB-Führung sei laut The Athletic auch auf Druck der Tuchel-Seite getroffen worden. Schließlich gab es dem Vernehmen nach auch Interesse von Real Madrid und Tottenham Hotspur.
Tuchel erklärte dahingehend nur: "Das ist nicht die Art der Kommunikation - das passt weder zu mir noch zu meinem Management."