Die Zeit ist reif und das Timing perfekt: Luka Modric sollte zu Lionel Messi zu Inter Miami wechseln

Luka Modric lernt gerade erstmals seit gut einem Jahrzehnt die Bänke der spanischen Stadien und des Santiago Bernabéu kennen. In nur vier der ersten zehn Spiele Real Madrids stand der mittlerweile 38-jährige Ballon-d'Or-Gewinner von 2018 in der Startelf: Gegen die verhältnismäßig kleinen Namen von Getafe, Osasuna, Union Berlin sowie immerhin gegen Atlético Madrid im Derbi madrileño durfte er beginnen.

Ein unglaublich abliefernder Jude Bellingham hat ihm den Stammplatz abgenommen und Modric ist unzufrieden: "Er ist nicht glücklich. Das ist offensichtlich", erklärte Trainer Carlo Ancelotti und reagierte auch auf aufkeimende Wechselgerüchte: "Ich denke nicht, dass er darüber nachdenkt. Wir glauben, dass er sehr wichtig ist und er weiß das auch."

In den Gazetten taucht auch der Name Inter Miami auf - ein erstes Treffen soll es bereits gegeben haben. Das MLS-Team hat es jüngst verpasst, sich für die Playoffs zu qualifizieren. Während Lionel Messi eine hartnäckige Verletzung auskurierte, verloren die Herons an Form und das Rennen um die Postseason. Nachdem Miami am 21. Oktober das letzte Spiel der Saison bestritten bestreitet, werden Lionel Messi, Sergio Busquets und Jordi Alba bis Ende Februar kein weiteres Pflichtspiel bestreiten.

Es überrascht daher nicht, dass die Transfergerüchte bereits begonnen haben. Miami plant seinen nächsten Angriff auf dem Transfermarkt, um 2024 um den MLS-Titel mitspielen zu können. Während es zweifellos einige Neuzugänge aus den USA geben wird, vor allem über den SuperDraft der MLS, werden alle Augen darauf gerichtet sein, welche Superstars aus aller Welt nach Südflorida gelockt werden können.

Luis Suárez zum Beispiel wird nach wie vor mit einem Wiedersehen mit seinen drei ehemaligen Teamkollegen aus Barcelona in Verbindung gebracht. Im vergangenen Sommer wurde dem Stürmer ein Wechsel von seinem Arbeitgeber Grêmio verwehrt. Sein Vertrag läuft jedoch Ende des Jahres aus und ein Wechsel nach Miami scheint möglich.

Modric aber ist das heißere Thema.

  • Luka Modric Real Madrid 2023-24Getty Images

    Die Prophezeiung Carlo Ancelottis erfüllt sich

    Der Rückgang der Einsatzzeiten Modrics hat sich bereits seit längerem abgezeichnet. Nachdem der Kroate in der Saison 2020/21 noch in fast jedem Spiel aufgelaufen war, ging seine Spielzeit anschließend stetig zurück. Obwohl er in Reals Champions-League-Saison 2021/22 zu den Leistungsträgern gehörte, kam er in LaLiga mit nur 25 Einsätzen seltener zum Zug.

    Im vergangenen Jahr wurde es dann noch enger für ihn. Modric erhielt nur auf 19 Einsätze in der spanischen Liga, obwohl er in den europäischen K.-o.-Runden Stammspieler war. Es spricht Bände, dass er nur die Hälfte aller Spiele bestreiten durfte, obwohl die Blancos im Titelrennen mit dem FC Barcelona kämpften.

    Ancelotti selbst gab im Januar 2023 zu, dass sich sein alternder Mittelfeldspieler auf eine Zukunft mit weniger Spielpraxis einstellen müsse: "Sie (Modric und Toni Kroos) wissen, dass es in dieser Mannschaft viel Qualität gibt. Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Ich habe mit ihnen zu Beginn der Saison darüber gesprochen."

    Im Fall von Modrić hat der Trainer die Ankündigung wahr gemacht. Der Ex-Tottenham-Spieler stand 2023/24 wettbewerbsübergreifend nur viermal in der Startelf - darunter immerhin doch im Madrider Derby gegen Atlético, dem bisher wichtigsten Spiel der Saison. Sein Einfluss in dieser Partie war jedoch überschaubar. Als er schon zur Halbzeit vom Feld musste und erst Joselu, dann auch noch Aurélien Tchouaméni und Brahim Diaz kamen, war Real deutlich gefährlicher.

    Dennoch verteidigte sich der Kroate und betonte auf einer Pressekonferenz jüngst, dass er immer noch seinen Beitrag leisten könne: "Es ist sicherlich eine neue Situation für mich, nicht mehr so viel zu spielen wie früher und wie ich es gerne würde. Ich will immer spielen, mich am besten fühlen und mich darauf vorbereiten, mein Bestes zu geben."

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  • Jude Bellingham Real Madrid 2023-24

    Jude Bellingham macht aus Luka Modric einen Bankdrücker

    Natürlich gibt es einen guten Grund, warum Modric nicht mehr Stammspieler ist. Jude Bellingham war von Beginn an eine Topverpflichtung, aber nur wenige hätten voraussehen können, welche Wirkung er in Madrid bisher erzielt. Zehn Tore und drei Vorlagen bis Mitte Oktober sind Weltklasse - und dabei ist der Engländer 18 Jahre jünger als Modrić.

    Die beiden sind eindeutig zwei unterschiedliche Spielertypen. Modric steht für Action, seine massiven Waden treiben seine schlanke Statur über das Spielfeld. Er lebt von scharfen , angedrehten Pässen und seiner Beweglichkeit. Bellingham hingegen ist die furchtlose Kraft mit den strahlenden Augen. Er rennt und dribbelt. Alles ist direkt und zielgerichtet. Es gibt nur sehr wenige Fußballer, die eine solche Mischung aus Können und Tatendrang besitzen. Es ist eigentlich unmöglich, einen Zehner, der Tore schießt mit einem Box-to-Box-Zauberer zu vergleichen.

    Aber in diesem Madrider System, das ein rautenförmiges Mittelfeld vorsieht, kämpfen beide um denselben Platz - die "Spitze" des Quartetts. Und obwohl Modrić seine Momente hatte, ist Bellingham nicht wegzudenken. Als die beiden gegen Atlético Madrid dann sogar zusammen aufliefen, erwies sich das fast als nachteilig - denn die Blancos waren auf der rechten Seite des Spielfelds ungeschützt, weil Bellingham dazu neigte, nach vorne zu stürmen. Modrić hatte mit seinen schwächer werdenden Beinen und Lungen Schwierigkeiten, diese Lücken zu schließen.

    Der WM-Finalist von 2018 ist nach wie vor zu versiert und zu gut, als dass man ihn einfach außen vor lassen könnte. Vielmehr hat er jetzt das Pech, dass Bellingham direkt einschlägt und das auch noch auf seiner Position - in einem Alter und mit einem Potenzial, das seinesgleichen sucht.

  • Toni Kroos Real Madrid 2023-24Getty Images

    Dauerpartner Toni Kroos ist weiterhin gefragt

    Modric ist nicht der einzige altgediente Mittelfeldspieler in Madrid, dessen Karriere sich dem Ende zuneigt. Toni Kroos, ein ebenso wichtiger Teil der Mannschaft, die von 2015 bis 2022 vier Champions-League-Titel gewann, ist 33 Jahre alt. Der Vertrag des Deutschen wird im Sommer 2024 ebenfalls erneut auslaufen.

    Obwohl er fünf Jahre jünger ist als Modrić, haben beide 17 Spielzeiten im Profifußball auf höchstem Niveau absolviert. Hinzu kommt, dass Kroos deutlich weniger athletisch ist und nicht mit der gleichen Unerbittlichkeit wie der Kroate zu Werke geht.

    Während Modrić über weite Strecken der Saison nur von der Bank aus zusah, hat Kroos im Vergleich zu seinen 391 Minuten immerhin 538 Minuten bekommen und war die erste Option von der Bank. Während Kroos sich warm lief, schaute Modrić ihm zu und durfte erst ein paar Minuten später ran.

    Der vielleicht offensichtlichste Grund für seine Vorzugsbehandlung ist die Tatsache, dass er nicht mit Bellingham um Einsatzminuten konkurriert. Kroos muss sich mit Eduardo Camavinga und Aurelien Tchouameni um Spielzeit streiten - auf dieses Duo kann Ancelotti deutlich leichter verzichten als auf Bellingham, dem alles gelingt.

    Real ist ein Verein, der rücksichtslos vorgeht. Ancelotti ist zwar loyal, aber nicht für seine Sentimentalität oder seine Hingabe zur Fußballromantik bekannt. Der Trainer hat ein Umfeld geschaffen, in dem derjenige spielt, der am besten zu den einzelnen Wettbewerben passt - sonst droht die Bank angesichts des wohl besten Mittelfelds der letzten Jahrzehnte.

    Die Tatsache, dass er kürzlich den formschwachen, aber hoch eingeschätzten Rodrygo für den alternden Joselu auf die Bank beorderte, ist ein Beweis dafür, dass Ancelotti wenig Skrupel hat, seinen Superstars die Laune zu verhageln. Modric mag angesichts seines Rufs und des Ballon d'Or 2018 ein Sonderfall sein, aber für seinen Trainer ist er in dieser Hinsicht nur ein Spieler wie jeder andere.

  • Luka Modric Lionel MessiGetty

    Lockrufe von Inter Miami aus der MLS

    Die MLS ist nicht mehr nur eine Liga für diejenigen, die in Europa nicht weiterkommen. Die US-amerikanische Fußballlandschaft hat sich in den letzten 15 Jahren dramatisch verändert. Auch die Liga selbst ist weitaus wettbewerbsfähiger als sie es früher war. Man muss sich nur die großen Summen ansehen, die für MLS-Stars ausgegeben werden - und ihren anschließenden Erfolg in Europa -, um zu sehen, dass diese Liga ein ordentliches Niveau bietet. Mit Thiago Almada von Atlanta United hat die Liga zum Beispiel einen der besten Nachwuchsspieler der Welt.

    Wie ein gewisser Argentinier und seine Freunde aus Katalonien gezeigt haben, zieht die MLS jetzt wieder große Namen an, die ihre Karrieren ausklingen lassen wollen. Und Modric ist sicherlich ein Spieler, der dafür perfekt in Frage kommt.

    In der Tat könnte er die ideale Verpflichtung für Miami sein. Der Weltstar hat genug Reputation, um Trikots zu verkaufen, und genug Qualität, um das Team sofort zu verbessern - theoretisch passt er in das Team, das dringend einen dritten Mittelfeldspieler von Qualität braucht.

    Ein Trio aus Busquets, dem Teenager Benjamin Cremaschi und Modrić wäre eine interessante, dynamische Hausnummer in der Eastern Conference. Der Erfolg ist zwar nicht garantiert - in der MLS gibt es viele Mannschaften, die Miami haushoch überlegen waren -, aber Inters Tendenz ist auch ohne Modric sportlich absolut positiv.

    Das Ganze hat natürlich auch einen romantischen Aspekt. Busquets und Modrić waren einst große Rivalen auf dem Fußballplatz - so dass es spannend wäre, sie im selben Mittelfeld agieren zu sehen. Sollte sich auch Suárez tatsächlich anschließen, wäre ein Team aus vier ehemaligen Barça-Spielern und einem der Ex-Real-Star total attraktiv.

  • Luka Modric Ballon d'OrGetty

    Luka Modrić zu Inter Miami? So könnte es klappen

    Ein solcher Transfer, auch schon im Januar, ist gewiss nicht unmöglich. Modric hat bei Real Großes geleistet und sich das Recht erspielt, zu gehen, wann immer er will. Die Fans werden das wahrscheinlich akzeptieren, während Ancelottis bisherige Auswahlentscheidungen darauf hindeuten, dass er auf dem Spielfeld kein großer Verlust sein wäre. Angesichts der vielen Spiele in der zweiten Saisonhälfte ist es aber nachvollziehbar, dass der Italiener Modric gerne noch bis zum Sommer in seinen Reihen hätte.

    Natürlich gibt es auch Auswirkungen außerhalb des Spielfelds zu bedenken. Bellingham selbst hat einen großen Teil seines frühen Erfolgs der Tatsache zugeschrieben, dass er jeden Tag mit Modric und Kroos trainieren kann. Auch Modrics Einfluss auf die Chemie der Mannschaft muss bedacht werden. Außerdem hat er in dieser Saison noch Chancen auf nationale und europäische Titel, die ihn zum besten Mittelfeldspieler seiner Generation machen könnten.

    Aber wie viel bringt ihm das, wenn er dabei keine große Rolle dabei spielt? An welchem Punkt ist es an der Zeit, das alte Projekt aufzugeben und ein neues zu beginnen?

    Wenn Modrić seinen Verein am Ende der Saison Richtung Miami verließe, wie es Messi, Busquets und Co. im letzten Sommer getan haben, könnte er nur noch eine halbe Spielzeit in der MLS absolvieren.

    Anders dagegen die Situation im Winter: MLS-Vereine können ab dem 31. Januar Spieler verpflichten, während die Saison selbst Ende Februar beginnt. Selbst falls der Kroate nicht sofort nach Jahresbeginn wechseln würde, hätte er noch fast einen Monat Zeit, sich einzugewöhnen.

    Modric könnte also zu seinen eigenen Bedingungen gehen - zu einem Zeitpunkt, der für alle Beteiligten günstig ist. Er hat die Chance, ein Kapitel abzuschließen und ein neues zu beginnen, ohne viel Aufsehen zu erregen - möglicherweise die perfekten Bedingungen für eine Vereinslegende, die vermeiden möchte, in den letzten sechs Monaten in Spanien noch mehr Ersatzbänke kennenzulernen.