Ousmane Dembele form GFXGetty/GOAL

18 Tore in 10 Spielen! Ein einstiger 135-Millionen-Euro-Flop vom FC Barcelona ist der gefährlichste Stürmer Europas

1, 2, 0, 1, 2, 1, 1, 3, 3, 2, 2. Das ist kein Code und keine Telefonnummer. Vielmehr sind es die absurden Zahlen hinter dem Lauf des aktuell heißesten Stürmer Europas. Die Zahlen sind die Torausbeute von PSG-Stürmer Ousmane Dembélé in den vergangenen zehn Spielen.

Satte 18 Pflichtspieltreffer markierte der ehemalige Angreifer des BVB in diesen Partien seit Mitte Dezember. Eine Ausbeute, mit der kein anderer Spieler aktuell mithalten kann und die ihn im Jahr 2025 zum unangefochtenen Torjäger Nummer eins macht.

Dembélés Explosion, anders ist diese Serie kaum zu bezeichnen, ist umso bemerkenswerter, wenn man berücksichtigt, dass ihm in der gesamten Vorsaison nur sechs Tore gelungen waren und er von Trainer Luis Enrique vor einigen Monaten noch für das wichtige Spiel gegen Arsenal aus dem Kader gestrichen wurde.

Hinter dem aktuellen Aufschwung und der ungekannten Effektivität stecken ein Positionswechsel und mittlerweile grenzenloses Selbstvertrauen.

  • Ousmane Dembele Luis Enrique PSG 2024-25Getty

    PSG: Luis Enrique streicht Ousmane Dembélé gegen Arsenal aus dem Kader

    Dembélé kehrte im Juli nach einer miserablen EM 2024 mit Frankreichs Nationalmannschaft nach Paris zurück. Bei der Endrunde in Deutschland gelang ihm kein Treffer, im Halbfinale war für den Top-Favoriten gegen Spanien Endstation.

    Bei PSG sortierte sich die Offensive nach dem Abgang von Superstar und Dembélé-Kumpel Kylian Mbappe zu Real Madrid neu. Dembélé betrieb durchaus Eigenwerbung und schlug in den ersten acht Saisonspielen achtmal zu.

    Es folgte aber ein Rückfall in alte Zeiten. Zeiten, in denen es mehr um die Einstellung und das Verhalten des 27-Jährigen ging, als um dessen herausragenden Fähigkeiten als Spieler. Zeiten, in denen er sich unter anderem beim BVB einen 135-Millionen-Euro-Transfer zum FC Barcelona erstreikte und in denen er bei Barca anschließend die hohen Erwartungen enttäuschte.

    Der Rückfall ereignete sich Ende September als ihn Trainer Luis Enrique nicht in den Kader für das Champions-League-Spiel gegen Englands Vizemeister FC Arsenal (0:1) berief. Beide hatten sich nach dem 3:1-Sieg gegen Dembélés Ex-Klub Stade Rennes, bei dem der Dribbelkünstler einige haarsträubende Szenen hatte, mächtig gezofft.

    Der Coach begründete die Nichtberücksichtigung damit, dass Dembélé "seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen" sei. Enrique legt seit jeher als Trainer großen Wert auf Disziplin. "Wenn jemand die Erwartungen der Mannschaft nicht erfüllt oder respektiert, bedeutet das, dass er nicht bereit ist zu spielen", erklärte Enrique mit Blick auf Dembélé: "Ich habe die beste Entscheidung für die Mannschaft getroffen, und deshalb habe ich hier unterschrieben: Um eine Mannschaft zu schaffen, die eine starke Identität und viel Charakter hat".

    Angesichts seiner Vorgeschichte war es durchaus überraschend, dass Dembélé mit viel Charakter auf die Ausbootung reagierte auch weitere Rückschläge, darunter eine umstrittene Rote Karte bei der enttäuschenden 0:1-Niederlage von PSG in der Champions League gegen den FC Bayern, überwand.

    Der 3:1-Sieg in der Ligue 1 gegen Lyon am 15. Dezember markierte dann den endgültigen Wendepunkt. Dembélé erzielte den Führungstreffer, krönte damit eine überragende Leistung und startete seine Torserie. Sein Selbstvertrauen ist seitdem ungebrochen.

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  • dembeleGetty Images

    Ousmane Dembélé schreibt bei PSG Geschichte

    Dembélés Lauf spülte ihn sogar schon in die Geschichtsbücher seines Klubs. So schnürte er in der Königsklasse beim 4:1 in Stuttgart einen Dreierpack und ließ prompt gegen Brest in der Liga (5:2) drei weitere Treffer folgen.

    Nie zuvor war es einem Spieler von Paris Saint-Germain gelungen, Dreierpacks in aufeinanderfolgenden Spieler aufzulegen. Und das, obwohl der Serienmeister allein in den vergangenen Jahren Weltklassestürmer wie Mbappé, Lionel Messi, Neymar, Edinson Cavani und Zlatan Ibrahimovic in seinen Reihen hatte.

    So schlägt auch Luis Enrique mittlerweile andere Töne an als noch im Herbst: "Ousmane kann der Spieler werden, der er sein will. Wenn er vor dem Tor selbstbewusst bleibt, ist er unschlagbar. Er kann aus jeder Position ein Tor erzielen, auch mit dem Kopf. Er ist ein phänomenaler Spieler."

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    Ousmane Dembélé spielt bei PSG plötzlich im Sturmzentrum

    Der plötzliche Aufschwung Dembélés ist kein Zufall. Enrique tüftelte nach Mbappés Abgang an der idealen Besetzung seiner Offensive. Goncalo Ramos, eigentlich für die Rolle des Stoßstürmers vorgesehen, kämpft seit Monaten um Form und Fitness. 95-Millionen-Mann Randal Kolo Muani knüpfte in Paris nie an seine Frankfurter Leistungen an, gehörte länger nicht zum Kader und wurde mittlerweile an Juventus abgegeben.

    Also beorderte der ehemalige spanische Nationaltrainer seinen Rechtsaußen Dembélé in das Angriffszentrum. Ein genialer Schachzug, wie sich herausstellen sollte. Denn der 27-Jährige findet sich in seiner Rolle mehr als nur gut zurecht. "Ich bin die Nummer neun und ich muss Tore schießen", sagte Dembélé vor wenigen Tagen lapidar zu seiner neuen Rolle.

    Viele seiner Vorzüge, die ihn in Top-Form zu einem gefürchteten Flügelstürmer machten, helfen ihm nun in der zentralen Rolle. Dembele ist mit beiden Füßen stark im Abschluss und hat die Fähigkeit, sich auf engstem Raum durchzusetzen. Er hat eine außergewöhnlich schnelle Entscheidungsfindung und ein Gespür für Spielsituationen. Das paart er nun sogar mit gutem Kopfballspiel und einer Durchschlagskraft, die man aus seiner bisherigen Laufbahn von ihm nur vereinzelt kannte. Es hilft natürlich, dass er nun in der Regel deutlich näher am gegnerischen Tor agiert.

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    Ousmane Dembélé: Ein Kandidat für den Ballon d'Or?

    Der Wechsel auf eine neue Position ist jedoch nicht der einzige Grund dafür, dass Dembélé endlich sein Potenzial ausschöpfen kann. Nationalmannschaftskollege Mbappé sagte vergangene Woche gegenüber L'Équipe: "Ich bin nicht überrascht. Ich bin sein größter Fan. Ich kenne seine Qualitäten, seit wir 14 Jahre alt sind. Ich glaube auch, dass er einen mentalen Durchbruch erlebt hat, der ihn vor dem Tor entspannter macht. Er ist ein Spitzenspieler!"

    Mbappé fügte hinzu: "Ich denke, er macht sich sehr gut und ist der wichtigste Offensivspieler von PSG. Bei der Form, in der er sich momentan befindet, kann er sich keine Grenzen setzen, er muss so weitermachen und wird das Jahr mit vielen Siegen beenden."

    Viel Lob gab es auch von Frankreichs Ex-Nationalspieler Ludovic Giuly. Anfang Januar sagte dieser: "Wir sind glücklich, ihn in der Ligue 1 zu haben. Er ist ein unglaublicher Dribbler, beidfüßig und schnell. Wenn er einen besseren Abschluss hätte, wäre er einer der großartigsten Spieler der Ligue 1 und könnte um den Ballon d'Or kämpfen." Zumindest das mit dem besseren Abschluss scheint offensichtlich kein Problem mehr zu sein.

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    Luis Enrique über Ousmane Dembélé: "Ihr müsst ihn fragen, was er an Weihnachten gegessen hat"

    Der von Mbappé angesprochene "mentale Durchbruch" gelang ihm zuvor in sechs Jahren in Barcelona nicht. Dort wirkte es, als schleppte er sich durch die Spiele. Womöglich belastet von der riesigen Ablösesumme und den Erwartungen als Nachfolger Neymars, spielte er selten frei auf. Dazu gesellte sich riesiges Verletzungspech, das ihn kaum einmal für mehrere Monate am Stück durchspielen ließ und ihn insgesamt mehr als 100 Spiele kostete.

    Trotz Differenzen ist der fordernde Enrique für Dembélé offensichtlich genau der richtige Trainer. Er bekannte, dass er Dembélé bereits zu dessen Zeiten bei Stade Rennes verfolgt habe und ihn einst schon zu Barca holen wollte. "Damals wollte er nicht kommen, weil es dort viel Konkurrenz gab. Jetzt ist er ein anderer Spieler. Ich kenne ihn besser und ich kenne ihn persönlich. Er will immer den Ball haben, er hat keine Angst, etwas zu tun oder Kritik zu riskieren."

    Enrique bestärkt den Weltmeister von 2018 in dieser Furchtlosigkeit und hat ihm die Disziplinlosigkeiten (weitgehend) ausgetrieben. Jüngst bescheinigte er Dembélé eine "tadellose" Einstellung und sagte zur Torserie: "Ihr müsst ihn fragen, was er an Weihnachten gegessen hat. (…) Als ich früher PlayStation spielte, da gab es diesen einen Spieler, den du ausgewählt hast, damit er das Spiel verändert. Das ist er."

    Ebenfalls wichtig für Dembélés Spiel: seine Zuarbeiter. Die Flügelzange mit Supertalent Bradley Barcola und dem frisch verpflichteten Khvicha Kvaratskhelia strotzt nur so vor Potenzial, Kreativität und Variabilität. Dazu gesellt sich mit Désiré Doué ein weiteres Juwel und mit Kang-in Lee ein unterschätzter Ergänzungsspieler. Diese Offensive dürfte künftig noch so manchem Kontrahenten Kopfzerbrechen bereiten.

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    Wiedersehen von Ousmane Dembélé und Barcelona in der Champions League?

    Dembélés Lauf und die Offensive Wucht kommen für PSG genau zur richtigen Zeit: In der Ligue 1 ist der nächste Meistertitel angesichts von zehn Punkten Vorsprung auf Verfolger Olympique Marseille quasi programmiert. Aber es sollen weitere Titel her und im Pokal und in der Champions League warten bald die ganz wichtigen Spiele. In der Königsklasse läuft es nach durchwachsenem Start prächtig und nach dem 3:0-Auswärtssieg in Brest im Playoff-Hinspiel - inklusive natürlich eines Doppelpacks von Dembélé - ist das Achtelfinale in Reichweite.

    Dort wartet dann entweder der FC Liverpool oder Barcelona auf Paris. Ein Duell mit den Blaugrana hätte für Dembélé eine Menge Charme, könnte sein Ex-Klub da doch hautnah einen Blick darauf werfen, zu was er mit viel Selbstvertrauen, ohne Verletzungen und in neuer Position in der Lage ist.

  • Die besten Torschützen im Jahr 2025 aus den Top-5-Ligen

    Platz

    Spieler

    Klub

    Spiele

    Tore

    Minuten pro Tor

    1

    Ousmane Dembélé

    PSG

    8

    15

    41

    2

    Kylian Mbappé

    Real Madrid

    12

    10

    98

    3

    Mateo Retegui

    Atalanta Bergamo

    9

    9

    67

    4

    Harry Kane

    FC Bayern

    9

    9

    83

    5

    Robert Lewandowski

    FC Barcelona

    9

    8

    81