Es galt in den vergangenen Jahren ein ungeschriebenes Gesetz: Meister in der Bundesliga wird der FC Bayern München. Seit zehn Jahren kommt der deutsche Meister aus München, zuletzt holte sich 2011/12 mit Borussia Dortmund ein anderes Team als der FCB die Schale.
Doch in diesem Jahr droht die Serie zu reißen. Denn der FC Bayern geht als Jäger und nicht als Gejagter in den letzten Spieltag und muss auf einen Patzer des Tabellenführers Borussia Dortmund hoffen, um noch eine Chance auf die Meisterschaft zu haben. Der FCB trifft am letzten Spiel auswärts auf den 1.FC Köln, die Borussia hat den 1. FSV Mainz 05 zu Gast. Was muss passieren, damit der deutsche Rekordmeister seinen elften Bundesliga-Titel in Folge feiern kann? GOAL hat die verschiedenen Möglichkeiten zusammengetragen.
So wird der FC Bayern München heute Meister: Die Ausgangslage
Platz | Verein | Spiele | Punkte | Tore | Differenz |
1 | BVB | 33 | 70 | 81:42 | 39 |
2 | Bayern | 33 | 68 | 90:37 | 53 |
Vor dem alles entscheidenden Spieltag spricht die Ausgangssituation klar für die Schwarz-Gelben: Die Borussia geht nach dem 3:0-Sieg über den FC Augsburg mit zwei Punkten Vorsprung ins Saisonfinale und hat den ersten Meistertitel seit mehr als zehn Jahren dementsprechend in der eigenen Hand. Der FC Bayern muss nach seiner Niederlage gegen Leipzig nun also auf einen Ausrutscher des BVB hoffen.
Getty ImagesSo wird der FC Bayern heute Meister: Die Szenarien
Ein Wunder braucht der FC Bayern zu einem Meistertitel zwar nicht, dafür ist der deutsche Rekordmeister aber auf Mainzer Schützenhilfe angewiesen und muss zudem sein Spiel in Köln erfolgreich bestreiten. GOAL hat die einzelnen Szenarien beleuchtet.
Was passiert ...?
... wenn der FC Bayern gegen Köln verliert? Wenn der FC Bayern sein Spiel in Köln verliert, ist die Meisterschaft futsch. Aufgrund des Vorsprungs von zwei Zählern muss der FCB im Rhein-Energie-Stadion gewinnen, ansonsten geht die Meisterschaft unabhängig vom Borussia-Ergebnis gegen Mainz nach Dortmund.
... wenn der FC Bayern gegen Köln unentschieden spielt? Bei einem Unentschieden der Bayern in Köln ginge die Meisterschaft aufgrund des Zwei-Punkte-Rückstands ebenfalls nach Dortmund.
... wenn der FC Bayern gegen Köln gewinnt? Mit einem Sieg in Köln würden die Bayern den größten Druck auf den BVB ausüben. Dennoch müsste Mainz in Dortmund ein Remis holen oder das Spiel gewinnen, damit der FC Bayern die Borussia im letzten Moment noch überholt und die Meisterschaft feiern kann. Bei einem Unentschieden wären der FCB und die Dortmunder punktgleich, was den Münchenern die Meisterschaft bescheren würde. Die Hintergründe bei Punktgleichheit haben wir fürEuch in einem separaten Artikel zusammengefasst.
Wie kann Bayern heute noch Meister werden? Der Vorbericht zum Spiel in Köln
Lothar Matthäus nimmt bereits seit Wochen kein Blatt vor den Mund, wenn es um den FC Bayern geht. Er hat sich dabei unter anderem mit Vorstandschef Oliver Kahn gezofft und eine "schonungslose Aufarbeitung ohne Rücksicht auf Namen oder Positionen" gefordert. In den Tagen vor dem Saisonabschluss der Bundesliga zählte er nun auch Thomas Tuchel an: "Diese Meisterschaft zu verspielen, geht auch auf seine Kappe", kritisierte der Rekordnationalspieler.
Zur Erinnerung: Geholt wurde Tuchel, als Champions League, DFB-Pokal und Meisterschaft noch zu gewinnen waren für die Münchner, nach Überzeugung von Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic allerdings nicht mehr unter Julian Nagelsmann. Doch zwei Monate nach dem Trainertausch hat dieser als grandioser Flop zu gelten: Die ersten beiden Titel haben die Münchner unter Tuchel schon verspielt, der dritte ist allem Anschein nach außer Reichweite.
"Natürlich wurden auch schon vor dem Trainerwechsel viele Fehler gemacht, die schließlich zu dieser Situation geführt haben", urteilte Matthäus in Bild, er behauptete aber auch: "Die Mannschaft, die unter Nagelsmann noch auf Triple-Kurs lag, spielt unter Tuchel schlechter." Halbwegs überzeugend gewann der FC Bayern nach dem Trainerwechsel gleich gegen Borussia Dortmund (4:2). Die Bilanz der zehn Pflichtspiele danach: vier Siege, zwei Unentschieden, vier Niederlagen.
GettyZum Auftreten der Mannschaft unter seiner Anleitung dürfe "jeder seine Meinung haben", sagte Tuchel am Freitag, doch davon abgesehen sei es in der Tat "auch schwierig, dagegen zu argumentieren", denn es sei ja zutreffend: "Wir sind auf gar keinen Fall zufrieden, wie wir spielen." Dass deswegen auch er in der Kritik stehe, sei berechtigt. "Wenn du an der Seitenlinie bist", sagte Tuchel, "dann bist du voll verantwortlich, und das wird mir auch keiner abnehmen."
Seine Verantwortung hatte Tuchel bereits betont, als er vorgestellt wurde in München. Außerordentlich optimistisch war er damals an seine Aufgabe herangegangen. "Die DNA des Klubs ist eine Verpflichtung", sagte er, und ja: "Man kann mit diesem Kader um jeden Titel mitspielen." Dass es ganz anders gekommen ist, hat Tuchel zunehmend frustriert. Die Mannschaft, in die er sich früh "schockverliebte", stellte er zuletzt immer häufiger in den Senkel.
Über die beiden Männer, die ihm mehr oder weniger den Auftrag zum Triple-Gewinn erteilt haben, wollte Tuchel am Freitag nichts Negatives sagen, Kahn und Salihamidzic "sind natürlich die maßgeblichen Ansprechpartner für mich bisher gewesen". Vielleicht sind sie es ab Dienstag nicht mehr, in der Aufsichtsratssitzung des FC Bayern könnte es zum großen Knall kommen. Gut möglich, dass dann mindestens einer von Tuchels Ansprechpartnern weg ist.
Doch erst mal geht's noch zum 1. FC Köln, während zeitgleich die zwei Punkte voraus liegenden Dortmunder gegen Mainz 05 ihr Schicksal und damit auch das des FC Bayern in der Hand haben. "Es kann alles passieren, in jedem Spiel kann alles passieren", sagte Tuchel, doch er klang dabei nicht sehr überzeugend. Eher wie einer, der bereits weiß: "Das wird keine Saison mehr, mit der wir zufrieden sind." Egal, was passiert. (SID)