In Joachim Löw hat Lamine Yamal vom FC Barcelona einen weiteren Edelfan. Bezüglich der Entwicklung des erst 17-Jährigen zu einem der aktuell besten Spieler der Welt sieht er ein Versäumnis beim DFB.
GettyWAS WURDE GESAGT?
"Lamine Yamal spielt wie ein 27-Jähriger, dabei ist er erst 17. Das ist der Wahnsinn. Was aber auch an der Ausbildung in Spanien liegt. Dort werden Spieler noch besser darauf vorbereitet, dass sie schon mit 16, 17, 18 Jahren auf höchstem Niveau spielen können", sagte der langjährige Bundestrainer im Interview mit der Sport Bild und forderte im Hinblick auf die deutsche Nationalmannschaft: "Das müssen wir in Deutschland verbessern."
(C)Getty ImagesWAS IST DER HINTERGRUND?
Dahingehend sei "eine hohe Individualisierung im Training, durch zusätzliche Einheiten, die von Spezialisten für alle Positionen geleitet werden", der entscheidende Faktor. Um die Lücke in der Entwicklung zu stopfen, könnte sich der DFB an der Jugendakademie vom FC Barcelona orientieren.
Löw habe "La Masia" zuletzt besucht. "Dort wird es vorbildlich praktiziert. Jedem Spieler wird beigebracht, was auf seiner Position wichtig ist. Man darf nicht alle Spieler im Training über einen Kamm scheren. In diesem Bereich müssen wir uns in Deutschland entscheidend verbessern. Wir gewinnen nur dann wieder Titel, wenn wir in der Lage sind, fußballerisch entscheidende Lösungen zu finden, auf jeder Position Top-Spieler haben", sagte er und betonte: "Die typisch deutschen Tugenden wie Einsatz und Willen haben wir nicht mehr exklusiv."
EIN BLICK AUF DIE ZAHLEN:
Wie schon beim Gewinn der Europameisterschaft mit der spanischen Nationalmannschaft hatte Yamal auch in der abgelaufenen Saison großen Anteil am Erfolg seiner Mannschaft. Auf dem Weg zum Gewinn der Meisterschaft in Spanien und der Copa del Rey glänzte der Rechtsaußen für den FC Barcelona unter Trainer Hansi Flick mit zahlreichen überragenden Leistungen. In wettbewerbsübergreifend 55 Einsätzen kam er letztlich auf 43 Torbeteiligungen (18 Treffer, 25 Assists).
Beim Final Four der Nations League kann Yamal mit Spanien den nächsten großen Titel seiner noch jungen Karriere einfahren. Im Halbfinale trifft der Europameister am Donnerstag auf Frankreich. In einem möglichen Finale warten Gastgeber Deutschland oder Portugal.
Getty ImagesWIE GEHT ES FÜR LÖW WEITER?
Löw brennt derweil auf eine Rückkehr ins aktive Trainergeschäft. "Ich empfinde immer noch große Lust, ein Team zu coachen. Eine Nationalmannschaft wäre für mich ideal, ich verfüge über große Turnier-Erfahrung", erklärte der 65-Jährige und verriet, dass er zuletzt einige Anfragen vorliegen hatte: "Aber das Projekt und die Perspektiven müssen stimmen. Das Gefühl hatte ich bisher noch nicht. Ich war bei vielen Halbfinals und Endspielen bei der EM und WM dabei. Darum möchte ich die Chance sehen, mit einer Nation auch weit zu kommen."
Gerüchten zufolge nach hatte er zwischenzeitlich auch zum Dunstkreis der Kandidaten auf den Trainerjob bei Brasiliens Nationalmannschaft gehört, wo er 2014 mit Deutschland einst Weltmeister wurde. Vor wenigen Wochen übernahm schließlich - wie zu erwarten - Carlo Ancelotti den Posten. Der Italiener passe laut Löw "sehr gut zur Selecao. Er kann sehr gut Stars führen, ohne dabei laut zu werden. Er ist ein Ruhepol, das wird Brasilien guttun. Er kann das Land mit seinen zahlreichen außergewöhnlichen Spielern neu ordnen und nächstes Jahr mit Brasilien eine prägende Rolle bei der WM spielen."