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Von wegen dritte Wahl! Warum Luis Diaz der perfekte Fit für den Bayern-Fußball unter Vincent Kompany ist

Es war der erwartete Kantersieg, dennoch muss das 5:0 des FC Bayern München gegen den vor allem in der ersten Halbzeit komplett überforderten Hamburger SV kein Muster ohne Wert gewesen sein für die Münchner. Weil im Spiel der Münchner durchaus einige Dinge auffielen, die auch gegen stärkere Gegner zum Tragen kommen könnten. Drei Erkenntnisse zum Sieg am dritten Spieltag der Bundesliga. 

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  • FC Bayern München v Hamburger SV - BundesligaGetty Images Sport

    Könnte sich Kompany einen Flügelstürmer malen, er sähe ziemlich genau wie Diaz aus

    Luis Diaz stand in diesem Sommer nicht an erster Stelle auf der Wunschliste des FC Bayern. Bekanntlich stand dort Florian Wirtz. Luis Diaz stand aber auch nicht an zweiter Stelle auf der Wunschliste, da stand nämlich Nico Williams. Erst als Wirtz zu Liverpool wechselte und Williams nicht nur Bayern, sondern auch dem FC Barcelona absagte und lieber seinen Vertrag bei Athletic Bilbao verlängerte, rückte Luis Diaz ganz nach vorne in der Rangliste der absoluten Wunschspieler. 

    Das heißt aber nicht, dass Diaz nur dritte Wahl war, denn von seinen Charakteristiken passt er wahrscheinlich am Besten in das System der Bayern. Mehr noch: Könnte sich Vincent Kompany einen Flügelspieler malen, er sähe ziemlich genau wie Luis Diaz aus. 

    Gut, vielleicht hätte er nicht unbedingt neuerdings silbergraue Locken und wahrscheinlich wäre er ein wenig jünger - denn als Klub, der sparen möchte, 70 Millionen Euro Ablöse für einen 28-Jährigen auszugeben, kann man zwar machen, ist aber nicht das nachhaltigste Geschäft. Aber Diaz verkörpert so ziemlich alles, was Kompanys Fußball ausmacht. 

    Der Kolumbianer ist ständig aktiv, er ist eine absolute Pressingmaschine und ein Kämpfer mit feiner Technik. Er ist sich nicht zu schade, zu verteidigen und hat richtig Dampf nach vorne. Und: Zum ersten Mal seit Robbery verfügt der FC Bayern mit Diaz und Michael Olise über eine Flügelzange mit Schusskraft. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Diaz' Distanzschuss nach Joshua Kimmichs schnell ausgeführten Freistoß gegen den HSV war ein absoluter Banger. Somit hat der 28-Jährige in vier von fünf Pflichtspielen für die Bayern getroffen, in der Bundesliga traf er jedes Mal. Drei Treffer in seinen ersten drei Bundesligaspielen für den FC Bayern gelangen vor Diaz nur Ruggiero Rizzitelli 1996 (dem danach aber ehrlicherweise nicht mehr allzu viele Tore gelangen), Luca Toni (2007) und Marko Mandzukic (2012).

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  • FC Bayern München v Hamburger SV - BundesligaGetty Images Sport

    Laimer spielt überall, Kane ist sogar drei Spieler in einem: Rückkehr der Polyvalenz bei Bayern

    Uli Hoeneß kann noch drölfmal darauf hinweisen, dass voraussichtlich im November mit den aktuell langzeitverletzten Jamal Musiala, Hiroki Ito und Alphonso Davies quasi “drei Neuzugänge, die nichts kosten” wieder zum FC Bayern stoßen werden. Der Kader des FC Bayern München in dieser Saison ist und bleibt: überschaubar. 

    Was sich allerdings beim Spiel gegen den HSV nicht nur in der Theorie gezeigt hat: Die Spieler, die Kompany in dieser Saison zur Verfügung hat, sind vielseitig begabt. So musste Tom Bischof, ein gelernter zentraler Mittelfeldspieler, der bei der TSG Hoffenheim auch schon im offensiven und rechten Mittelfeld eingesetzt wurde, nach seiner Einwechslung kurzfristig den Linksverteidiger geben. Eigentlich hatte der 20-Jährige positionsgetreu Taktgeber Kimmich ersetzen sollen, weil aber der selbst gerade erst eingewechselte Raphael Guerreiro, so etwas wie der Prototyp eines vielseitigen Spielers, sich an der Rippe verletzt hatte, übernahm Bischof eben Guerreiros Position - und machte da bei seinem 27-minütigen Bundesligadebüt für den FC Bayern nichts kaputt. Im Gegenteil. 

    In der ersten Halbzeit hatte übrigens Josip Stanisic links in der Viererkette gespielt, der aber nach der Pause zum linken Innenverteidiger geworden war, um dem gelb-vorbelasteten Dayot Upamecano eine Pause zu gönnen. 

    Den weitesten Weg absolvierte gegen den HSV jedoch Konrad Laimer, der als kampf- und laufstarker und Tore vorbereitender Rechtsverteidiger begann - und die Partie als kampfstarker und etwas weniger weite Wege gehender Linksaußen beendete. Dass Laimer ursprünglich einmal als zentraler Mittelfeldspieler den Weg von RB Leipzig zum FC Bayern fand, könnte an dieser Stelle auch mal wieder in Erinnerung gerufen werden. 

    Auch wenn sie gegen den HSV nicht ihre Positionen wechselten, mindestens genauso vielseitig sind der aktuell auf der Zehn aufblühende, aber überall in der Offensive spielfähige Serge Gnabry, der auch als Mittelstürmer taugliche Linksaußen Diaz und natürlich der Überall-Dribbler Olise, der zentrale Mittelfeld-Rechtsverteidiger Kimmich oder auch der Mittelfeld-Innenverteidiger Leon Goretzka. Gnabry und Goretzka schafften laut Max Eberl sogar das Kunststück, immer da gewesen zu sein und sogar ohne Verletzung quasi zu Neuzugängen für den FCB zu werden

    Nicht zu vergessen Harry Kane, der zwar nominell immer im Sturmzentrum aufgestellt wird, aber gegen den HSV nicht nur wie sonst üblich auch einen Mittelfeldspieler gab, sondern teils sogar einen Beckenbauer-Gedächtnispässe schlagenden Libero, und der das Kunststück fertigbrachte, vor seinem zweiten Tor erst einen HSV-Angriff abzublocken und anschließend die Entstehung des Treffers selbst einzuleiten: Verteidiger, Spielmacher und Torjäger in einem Harry Kane zu vereinigen: das gelingt selbst dem Rekordjäger Harry Kane selten. 

    Und als er nach dem Spiel gefragt wurde, ob es ihn ein wenig beruhige, dass mit Nicolas Jackson ein Back-up für ihn verpflichtet wurde, da nun nicht mehr die gesamte Last auf seinen Schultern liegen würde, antwortete er: “Ich sehe ihn nicht als meinen Back-up! Er hat viele Qualitäten. Ich denke, wir werden einige Spiele auch gemeinsam spielen”. Angesichts von so vielen Möglichkeiten - und sollte die vielseitige Begabung der Spieler auch gegen andere Gegner als den HSV Erfolg bringen - lohnt es sich womöglich wieder ein Wörtchen zu lernen, das beim FC Bayern einst unter den Übungsleitern Louis van Gaal, Jupp Heynckes und Pep Guardiola von 2009 bis 2016 quasi omnipräsent war, in den letzten Jahren aber leider etwas in Vergessenheit geraten ist: Das Wörtchen heißt polyvalent und ähnlich wie Kompany liebten die drei polyvalente Spieler.

  • FBL-GER-BUNDESLIGA-MUNICH-HAMBURGAFP

    Manuel Neuer ist wieder Manuel Neuer: Nochmal ein neuer Vertrag beim FC Bayern?

    Manuel Neuer schüttelte heftig mit dem Kopf. “Fakt ist, dass ich mich dazu entschieden habe, nicht mehr für die Nationalmannschaft zu spielen”, sagte der Torwart bei Sky. Somit beendete Neuer (vorerst) eine recht unnötige Debatte zur Unzeit. Nämlich jene über sein mögliches Comeback im Nationalteam, die zuletzt von seinem Umfeld angeschoben worden war.  

    Die DFB-Elf mag ein wenig in der Krise sein, sowohl die letzten Ergebnisse, als auch Leistung machen nicht gerade Mut mit Blick auf das WM-Jahr 2026, doch an der aktuellen Nummer 1 Oliver Baumann lag das nicht; beim peinlichen 0:2 in der Slowakei war er bester Deutscher, auch beim 3:1 gegen Nordirland war er stabil. Und doch: Baumann ist international kaum erfahren, zudem ist er nominell nur die Nummer 2 hinter Marc-Andre ter Stegen, der nicht nur verletzt ist, sondern beim FC Barcelona demontiert wurde. Und war schließlich nicht auch Toni Kroos nach einem Rücktritt wieder zurückgekehrt ins DFB-Team für ein großes Turnier? Als dann auch noch sein Berater Thomas Kroth aufhorchen ließ mit der Aussage, dass Neuer “sicherlich nicht Nein sagen” würde, sollte Bundestrainer Julian Nagelsmann Probleme und Bedarf sehen auf der Position und Neuer fit wäre und gefragt werden würde, war die Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer möglichen Neuer-Rückkehr ins DFB-Team eröffnet. 

    Am Samstag nun hat Neuer diese Diskussion also höchstselbst beendet. Zumindest vorerst. Gut so. 

    Fakt ist aber auch: Dieser Neuer könnte dem DFB-Team auf jeden Fall helfen. Denn Manuel Neuer ist wieder Manuel Neuer. Als er sich nach fast einjähriger Zwangspause nach seinem Unterschenkelbruch beim Skiwandern im Dezember 2022 wieder zurück ins Tor gekämpft hatte, wurde er zwar für seine Hartnäckigkeit bewundert, doch vor allem international tauchte er in den Ranglisten der besten Torhüter der Welt nicht mehr auf. Spätestens in der vergangenen Saison fiel den meisten Beobachtern auch hierzulande auf, dass Neuers Torwartspiel immer noch sehr stark war, er aber dem FC Bayern keine Spiele mehr gewann und hin und wieder sogar regelrecht patzte. Neuer hatte an Aura verloren.

    Zu allem Überfluss verletzte er sich dann auch noch in der Champions League beim Jubel über ein Tor am Muskel und fiel 56 Tage aus, in denen er zehn Spiele verpasste. Nun hat Neuer dem FCB auch das jüngste Spiel gegen den HSV nicht gewonnen. Das war weder nötig, noch möglich. Dafür war Bayerns Offensive an diesem Abend zu stark und der HSV vor allem in der ersten Halbzeit schlicht nicht bundesligatauglich. Und doch fügte sich Neuers Leistung gegen den HSV nahtlos ein in seine Leistungen der letzten Wochen und Monate. 

    Schon bei der Klub-WM gehörte er zu den besten Münchnern, den Supercup gegen den VfB Stuttgart gewann er den Bayern mit starken Paraden tatsächlich, beim 3:2 gegen den FC Augsburg leitete er mit das 1:0 ein und sorgte mit seinen langen Bällen immer wieder für Gefahr und gegen den HSV hielt er hinten souverän das Wenige, was er halten musste und belebte mit seinen Ausflügen nach vorne in der zweiten Halbzeit das Münchner Pressing. Neuer mag deswegen die Diskussionen um ein Nationalmannschafts-Comeback (vorerst) beendet haben, doch sollte er es sich im Lauf der Saison nochmal anders überlegen und gewisse Signale senden - Nagelsmann müsste wohl zumindest darüber nachdenken. 

    Und womöglich muss sich bald auch Eberl fragen lassen, ob denn dieser Neuer angesichts solcher Leistungen vielleicht nicht doch nochmal einen neuen Vertrag beim FC Bayern verdienen würde. Das aktuelle Arbeitspapier des dann 40-Jährigen endet ja am 30. Juni 2026.

  • FC Bayern München: Die kommenden Spiele

    DatumUhrzeitBegegnung
    13. September18.30 UhrFC Bayern - Hamburger SV (Bundesliga)
    17. September21 UhrFC Bayern - FC Chelsea (Champions League)
    20. September15.30 UhrTSG Hoffenheim - FC Bayern (Bundesliga)
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