Mit Kriegsbeginn hatte die FIFA sämtlichen in Russland (und der Ukraine) tätigen ausländischen Spielern und Trainern mit einer Transfer-Sonderregelung gestattet, ihre Verträge ohne Konsequenzen einseitig auszusetzen und in ein anderes Land zu wechseln. Diese Möglichkeit nutzten damals unter anderen die deutschen Trainer Daniel Farke (FK Krasnodar) und Markus Gisdol (Lok Moskau), etwa ein Drittel der 120 damals in Russland beschäftigten Legionäre sowie später viele Leihspieler.
Beispielsweise Alexander Kral: Der Tscheche spielte zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs per Leihe von Spartak Moskau bei West Ham United, ehe er ebenfalls leihweise zum FC Schalke 04 und mittlerweile zu Union Berlin weiterzog, ohne dass die beteiligten deutschen Klubs mit Spartak verhandeln mussten.
Für immer noch in Russland tätige Spieler ist diese Transfer-Sonderregelung mittlerweile ausgelaufen. Wollen sie wechseln, müssen sich die Klubs wie üblich auf eine Ablösesumme einigen: Der Brasilianer Malcom zog in diesem Sommer beispielsweise für 60 Millionen Euro von Zenit zu Al-Hilal nach Saudi-Arabien weiter und das vielversprechende Talent Arsen Zakharyan wechselte für 13 Millionen Euro von Dynamo Moskau zu Real Sociedad San Sebastian.
Zakharyans Wechsel war der erste größere Transfer eines russischen Spielers zu einem westeuropäischen Klub seit Kriegsbeginn. Laut dem Journalisten Sokolov wurde der Schritt des 20-jährigen Mittelfeldspielers in der Heimat positiv aufgenommen: "Die Fans hier sind immer froh, wenn russische Spieler ins Ausland wechseln." Ausführlich wird in den russischen Medien über Zakharyans Entwicklung in San Sebastian berichtet - bisher reichte es aber erst zu zwei Kurzeinsätzen.
Seit Kriegsbeginn hat kein Bundesliga-Klub einen Spieler aus der Premjer Liga ohne Nutzung der Transfer-Sonderregelung verpflichtet. Gescheitert ist kürzlich auch ein Wechsel des russisch-armenischen Doppelstaatsbürgers Eduard Spertsyan von FK Krasnodar zu Ajax Amsterdam. Laut der Zeitung De Telegraaf wollte der deutsche Sportdirektor Sven Mislintat den Transfer durchziehen, wurde dabei aber vom Aufsichtsrat ausgebremst. "Ajax muss für die Gesellschaft ein Vorbild sein. Wir erfüllen eine wichtige, breitere Rolle als nur ein Fußballteam auf einem Feld aufzustellen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Pier Eringa.
Die ehemaligen Stammkräfte der Nationalmannschaft Aleksandr Golovin (AS Monaco) und Aleksei Miranchuk (Atalanta Bergamo) spielten schon vor Kriegsbeginn für europäische Top-Klubs, kamen seitdem aber nicht mehr für die Sbornaja zum Einsatz.