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Spielball von Eitelkeiten: Warum es Nicolas Jackson beim FC Bayern München besonders schwer hat

Nicolas Jackson kann einem schon ein bisschen leidtun. Okay, trotz aller Irrungen und Wirrungen hat der 24-jährige Stürmer aus dem Senegal am Deadline Day doch noch seinen heiß ersehnten Transfer vom FC Chelsea zum FC Bayern bekommen. Seitdem aber wurde er ohne eigenes Zutun zum Spielball von Eitelkeiten.

  • Jackson-Berater mit skurriler Lobeshymne auf sich selbst

    Zunächst einmal denen seines Beraters Ali Barat. Exakt 13 Minuten nach der offiziellen Verkündung des Transfers verschickte dessen Agentur Epic Sports eine Pressemitteilung mit dem Titel "Ali Barat definiert das Spiel wieder neu". Darin feiert Barat den von ihm verhandelten Transfer als "strategisches Meisterstück" und sich selbst als "neue Generation Super-Agent".

    Die Leihgebühr in Höhe von 16,5 Millionen Euro sei zudem ein "Weltrekord", woran es aber Zweifel gibt. Atletico Madrid dürfte 2019 für Alvaro Morata mehr bezahlt haben. 

    Gleichzeitig wuchs die Kritik am FC Bayern wegen der finanziellen Dimensionen der Leihe inklusive der - bei bestimmten Bedingungen - vereinbarten Kaufpflicht in Höhe von 65 Millionen Euro. Das wollte Klub-Patron Uli Hoeneß nicht auf sich sitzen lassen. Also packte er kurz darauf im Sport1-Doppelpass über die exakten Details des Leihgeschäfts aus.

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  • Uli HoeneßGetty Images

    Uli Hoeneß verrät Details zur Leihe von Nicolas Jackson

    Jackson und sein "Super-Agent" hätten drei Millionen der 16,5 Millionen Euro teuren Leihgebühr aus eigener Tasche bezahlt. Und die vieldiskutierte Kaufpflicht würde erst bei 40 Startelf-Einsätzen greifen, DFB-Pokal ausgenommen. "Die macht er nie", tönte Hoeneß. Was sich einerseits ein bisschen unfreundlich anhörte. Womit er andererseits aber auch recht haben dürfte. Zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung standen bei einem Einzug ins Champions-League-Finale maximal noch 49 Spiele an, bis zu vier dürfte Jackson aufgrund seiner Teilnahme am Afrika Cup um den Jahreswechsel verpassen. 

    Neuesten Gerüchten zufolge soll die Kaufpflicht übrigens nicht, wie von Hoeneß behauptet, nach 40 Startelf-Einsätzen greifen, sondern nach 40 mindestens 45 Minuten langen Einsätzen. Wie dem auch sei: "Normalerweise denke ich, dass sie bei seinem Potenzial kein Problem damit haben werden, im Sommer 65 Millionen Euro für ihn zu bezahlen", meinte Barat in einem Interview mit RMC am Freitag. Nun denn! 

    Jacksons Leistungsnachweis für den FC Bayern zum Zeitpunkt des Interviews: Eine unauffällige zweite Halbzeit beim 5:0-Schützenfest gegen den Hamburger SV vergangenen Samstag und eine Einwechslung in der Nachspielzeit beim 3:1-Sieg gegen seinen Ex-Klub Chelsea am Mittwoch.

  • JacksonGetty Images

    FC Bayern: Nicolas Jackson wirkte gegen Hoffenheim wie ein Fremdkörper

    Gegen die TSG Hoffenheim durfte Jackson schließlich erstmals beginnen. Trainer Vincent Kompany nahm gleich fünf Startelf-Änderungen vor und beorderte im Zuge dessen Jackson anstelle des formstarken Serge Gnabry in die Startelf. 1/40 in der Hoeneß-Zählweise, 2/40 in der 45-Minuten-Zählweise.

    Jackson bildete gegen Hoffenheim eine flexible Doppelspitze mit Harry Kane, fand in dieser Rolle aber überhaupt keine Bindung zum Münchner Spiel und wirkte wie ein Fremdkörper. Während Kane einen Dreierpack schnürte, gab Jackson bis zu seiner Auswechslung in Minute 62 nur einen ungefährlichen Schuss ab und spielte sieben Pässe (fünf kamen an). Der für ihn eingewechselte Gnabry erreichte diesen Wert nach nicht einmal vier Spielminuten und traf zudem in der Nachspielzeit zum Endstand von 4:1.

    "Man merkt, dass die Bindung noch nicht so da ist. Das muss man ehrlicherweise sagen", erklärte Sportvorstand Max Eberl anschließend. Immerhin "die Bereitschaft" wollte er Jackson nicht absprechen. "Aber auch er erwartet mehr von sich. Da ist noch mehr möglich." Gewissermaßen hat Jackson die bei seiner Verpflichtung erstaunlich offensiv geäußerten Erwartungen der Bayern-Bosse bereits enttäuscht. Explizit wie selten ein Neuzugang des FC Bayern zuvor wurde Jackson als Soforthilfe vorgestellt.

    "Nicolas passt mit seiner Dynamik und Präsenz sehr gut in unser Anforderungsprofil, ist hungrig, wird unsere Möglichkeiten in der Offensive mit seinen Fähigkeiten erweitern und sofort eine Verstärkung für unsere Mannschaft sein", ließ sich Eberl in der damaligen Pressemitteilung zitieren. Auch Sportdirektor Christoph Freund sagte: "Er wird keine Anpassungsschwierigkeiten in unserer Mannschaft haben." Davon kann bis dato keine Rede sein, die forschen Ankündigungen entpuppen sich als Worthülsen.

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