Nottingham Forest GFXGetty/GOAL

Nottingham Forest fordert den FC Liverpool! Warum die Tricky Trees an Leicester City erinnern

Nottingham Forest stieg vor etwas mehr als zwei Jahren von der Championship in die Premier League auf - eine lang ersehnte Rückkehr nach 23 langen Jahren. Die Tricky Trees überdrehten danach, schienen größenwahnsinnig geworden zu sein: Sie tätigten unzählige völlig überteuerte Transfers für Spieler, die nicht funktionierten. Nur die Transferpolitik brachte sie in die Nachrichten, nicht ihre sportlichen Leistungen. Das Resultat war beinahe der Wiederabstieg.

Doch Coach Nuno Espirito Santo lässt Nottingham in der Saison 2024/25 hoffen - und führt den Verein in der Tabelle plötzlich und völlig überraschend weit nach oben. Einige englische Fans fühlen sich sogar an Leicester City 2015/16 erinnert, das mit einer Quote von 5000:1 sensationell den Titel gewann.

Am Dienstag treffen die Tricky Trees auf Tabellenführer Liverpool. Das Team von Arne Slot könnte eine Nummer zu groß sein - oder Nottingham schaltet sich nun auch noch ins Titelrennen ein.

  • Callum Hudson-OdoiGetty

    Ohne Nottingham wäre Liverpool weiterhin ungeschlagen

    Nur sechs Punkte trennen die beiden Mannschaften vor dem Spiel - wenngleich die Reds ein Spiel mehr absolviert haben. Bei einem Sieg würde Forest also tatsächlich ins Titelrennen eingreifen und den LFC unter Druck setzen.

    Forest hat bereits bewiesen, dass man ein Rezept hat, um die Reds zu ärgern. Nach dem überraschenden Sieg durch ein Tor von Callum Hudson-Odoi im September sitzt man ihnen im Nacken. Es bleibt bis heute die einzige Niederlage für Slot in der gesamten Saison.

    Das Hauptziel von Nottingham bleibt ein Platz unter den ersten Vier und die Qualifikation für die Champions League, die man einst noch unter dem Namen "Pokal der Landesmeister" gewann. Schon das wäre sensationell. Denn vor wenigen Monaten ging es noch um den Klassenerhalt.

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  • Manchester United FC v Nottingham Forest FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Die Kritiker ignoriert - und einfach weitergemacht

    Doch wie hat Forest all das geschafft? Schließlich kam man 2022 mit viel Schlamassel zurück in die Premier League. Damals war Steve Cooper noch der Coach - und holte direkt mehr als 30 Neuzugänge, die meisten per Leihe. 2023/24 wurden Nottingham dann "wegen Verstößen gegen die Gewinn- und Nachhaltigkeitsregeln" vier Punkte abgezogen. Trotzdem schaffte man es, die Klasse zu halten.

    16. und 17. wurden die Tricky Trees seit ihrem Aufstieg. Angedeutet hat sich der Aufschwung als definitiv nicht. Klubbesitzer Evangelos Marinakis war noch nie der Typ, der sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden gibt.

    Er hat natürlich weiter investiert. Es ist für Forests kometenhaften Aufstieg ebenso verantwortlich wie Cooper, Trainer Espirito Santo und die Schlüsselspieler Morgan Gibbs-White oder Chris Wood.

  • Nottingham Forest FC v AFC Bournemouth - Premier LeagueGetty Images Sport

    Nottingham verprasste sein Geld zunächst eher planlos

    Nach dem Sieg im Playoff-Finale gegen Huddersfield Town im Wembley-Stadion wurde Forest im Sommer 2022 zum Vorzeigebeispiel dafür, wie man den Aufstieg in die Premier League meistert. Ihre Transfers wirkten eingangs planlos - aber der vermeintliche Wahnsinn hatte auch durchaus Methode.

    Marinakis stellte einen Scheck nach dem anderen aus und hoffte auf den Erfolg. Beispielhaft für misslungene Transfers stehen Jesse Lingard und Jonjo Shelvey, doch andere Spieler übertrafen die Erwartungen auch. Etwa Verteidiger Murillo und Außenstürmer Anthony Elanga.

  • Brentford FC v Nottingham Forest FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Nottinghams unverhoffte Stars

    Während andere Vereine wie Manchester United Milliarden ausgeben, um auf der Stelle zu treten, hat Forest klug investiert. Die Eckpfeiler der viel gelobten Defensivabteilung (Matz Sels, Ola Aina, Murillo und Nikola Milenkovic) haben zusammen rund 35 Millionen Euro gekostet - weniger als United für den ehemaligen Bayern-Spieler Matthijs de Ligt ausgab.

    Der Marktwert der gesamten Nottingham-Defensive liegt mittlerweile sicherlich bei über 100 Millionen Euro. Gerade der brasilianische Innenverteidiger Murillo könnte für viel Geld zu einem Topklub in England oder Spanien wechseln. Auch die jungen Flügelspieler Hudson-Odoi und Elanga blühen nach ihren Transfers von den Weltvereinen Chelsea und ManUnited auf.

    Auch sonst ist Forest toll aufgestellt: Gibbs-White ist ein erfahrener englischer Nationalspieler, Elliot Anderson ein vielversprechender Spielmacher, Ryan Yates beeindruckt ebenfalls - und Stürmer Chris Wood befindet sich mit 33 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

  • Edu Arsenal 2024Getty

    Nottingham und das Geld: Kein Ende in Sicht

    Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Marinakis seine Ausgaben mindern wird. Er hat bereits Pläne für eine Stadionsanierung und weitere Neuzugänge ausgearbeitet.

    Dazu hat er den ehemaligen Arsenal-Sportdirektor Edu in sein ständig wachsendes Sportimperium aufgenommen. Der Brasilianer hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass weitere versteckte Perlen in den Spieler- und Trainerabteilungen aufgespürt werden.

    Die Ähnlichkeiten mit Leicesters heldenhaftem Jahr 2016 sind unübersehbar: Ein formstarker Stürmer, offensive Außenverteidiger und ein taktisches Konzept, das perfekt auf die einzelnen Komponenten abgestimmt ist. Doch Forest kocht ein Erfolgsrezept, das die Fans viel langfristiger begeistern soll.

  • Leicester City FC v Nottingham Forest FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Nottingham will Leicester City überbieten

    Die Foxes erhoben sich damals aus dem Nichts, gewannen später noch den FA Cup und den Community Shield, rutschten aber ein Jahr nach dem PL-Titel auf Platz zwölf ab und stiegen 2023 sogar aus der Premier League ab.

    Titel sind nicht nur eine Inspiration für Forest und jeden anderen ambitionierten Verein, sondern auch ein warnendes Beispiel dafür, wie schnell es bergab gehen kann. Die Verantwortlichen im City Ground werden das Wunder von Leicester vermutlich nicht wiederholen können - aber vielleicht langfristiger erfolgreich sein.

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