Matheus França: Was kann das brasilianische Talent von Crystal Palace, das von Flamengo kam?

Genau wie der ehemalige Flamengo- und jetzige Real-Madrid-Superstar Vinícius Jr. wurde França im Stadtteil São Gonçalo in Rio de Janeiro geboren und ist dort aufgewachsen. Er spielte in Olaria, bevor er mit 13 Jahren in die berühmte Jugend-Abteilung von Flamengo kam.

Von dort ging es für ihn steil bergauf: Er gewann zahlreiche Titel mit den Jugend-Mannschaften des Klubs. Als Kapitän holte er mit seinem Team 2021 die prestigeträchtige Brasileiro-Meisterschaft und den U17-Titel in der Copa do Brasil.

Für die U17- und U20-Mannschaften von Flamengo kam França im Schnitt alle 45 Minuten auf einen Scorerpunkt, traf in 18 Einsätzen 19-mal.

Dass solch ein Spieler dann seine Chance in der ersten Mannschaft erhält, ist klar: In der Saison 2021 gelang França dann auch der Sprung zu den Profis. Im Dezember gab er sein Debüt unter Trainer Jorge Jesus - doch erst 2022 zeigte er auch dort die Leistungen, die sich alle von ihm erhofft hatten.

Beim Sieg gegen Bangu in der Taca Guanabara erzielte er sein erstes Profi-Tor und steuerte in der Saison 2022 fünf weitere Treffer in weniger als 1000 Einsatzminuten bei.

França musste in seiner noch jungen Karriere mit einer Reihe von Trainerwechseln zurechtkommen: Er spielt in seiner kurzen Zeit bei Flamengos Profis bereits unter seinem siebten Chefcoach, Jorge Sampaoli. Dabei ist eine spannende Tendenz zu beobachten: Sampaoli stellte ihn zuletzt gerne als zweiten Stürmer oder hängende Spitze auf.

Im Januar 2022 erhielt França als Belohnung einen neuen Fünfjahresvertrag, der die größte Ausstiegsklausel in der Geschichte Flamengos enthält: Sie liegt bei 100 Millionen Euro.

Dabei ist der 19-Jährige noch lange kein Stammspieler. Wegen einer hartnäckigen Verletzung musste er in der 2023er-Saison zuletzt länger pausieren.

França kam auch bereits für die U20 Brasiliens zum Einsatz, doch an der U20-Südamerika-Meisterschaft nahm er dann allerdings nicht teil, weil ihn Flamengo zur gleichzeitig stattfindenden Klub-WM im Februar mitnehmen wollte.

França ist ein quirliger offensiver Mittelfeldspieler, der sich mit seinen 1,70 Metern geschickt durch die gegnerischen Abwehrreihe schlängelt. Technisch ist er zwar gut, aber bei Weitem noch nicht ausgereift. Stattdessen nutzt er clever sein Stellungsspiel, um Räume zu finden und die richtigen Pässe zu spielen.

"Er kann schon viele wichtige Dinge", sagte Flamengos U20-Trainer Fabio Matias GloboEsporte. "Zusätzlich zu seinen technischen und taktischen Fähigkeiten hat er ein sehr gutes Spielverständnis."

"Bei ihm sticht heraus, dass er Räume gut erkennt. Die talentiertesten Spieler haben ein Verständnis für den Raum und wissen ihn zu nutzen. Er ist außerdem ein großartiger Abschlussspieler."

In seiner bislang kurzen Karriere war França schon mehrmals der entscheidende Mann für Flamengo: Dank seiner vier Treffer sammelte das Team fünf Punkte.

França ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung, aber in seinem Spiel gibt es keine offensichtliche Schwäche.

Was bei ihm auffällt: Die reinen Zahlen sind bei ihm weit von denen in der Jugend entfernt. 2023 steht er nach 29 Spielen bei drei Toren und null Vorlagen, nachdem er 2022 noch sechs Tore und null Vorlagen geliefert hatte.

Seine Schusstechnik kann er sicherlich noch verbessern und das Einbeziehen der Mitspieler in gefährlichen Situationen klappt auch noch nicht so wie erhofft.

Franças Vorbild ist Cristiano Ronaldo - aber das trifft nicht auf die Spielweise zu. Am ehesten gleicht das Flamengo-Talent vielleicht seinem Landsmann Gabriel Jesus.

Beide sind vielseitige Offensivspieler mit einem hohen Maß an fußballerischer Intelligenz, die gerne zwischen den Linien agieren. Beide wissen ihren Körper und ihre Dribbelkünste einzusetzen, um sich durchzusetzen, ohne dabei eine überragende Technik zu haben.

França und Jesus sind moderne Spielertypen: kräftig, schnell und fit genug, um im Pressing gegen den Ball ihren Beitrag zu liefern.

Es sieht so aus, als würde França bereits ein Abschied aus dem Maracanã-Stadion winken. Auch wenn der aufgrund seiner geringen Erfahrung in der ersten Mannschaft vielleicht verfrüht kommt.

Die Gerüchte über einen Wechsel Franças zu einem Top-Klubs aus Europa sind im vergangenen Jahr weniger geworden. Dann überwies Palace Anfang August sagenhafte 20 Millionen Euro für ihn nach Rio. Ein großer Klub wie Chelsea, ManCity oder Real biss letztlich nicht an.

Nun wartet seine erste PL-Saison auf den Brasilianer. Die Entwicklung von França wird mit Sicherheit spannend zu beobachten sein.