Sechs Dinge, die Erik ten Hag bei Manchester United sofort ändern muss, um nicht gefeuert zu werden

Ein Transparent mit der Aufschrift "Willkommen in der Hölle" und Tausende feindseliger Fans begrüßten Manchester United, als sie 1993 in Istanbul landeten, um gegen Galatasaray zu spielen. Dreißig Jahre später befinden sich die Red Devils wieder im Inferno. Und es gibt keine sichtbaren Anzeichen für ein Entkommen aus der Hölle.

Gerade als United dachte, dass die Saison nicht mehr schlimmer werden könnte, erfuhren die Engländer bei der 2:3-Heimniederlage gegen Galatasaray am Dienstag eine ganz neue Form des Leidens. Sie verschenkten drei billige Tore, Andre Onana patzte ein weiteres Mal und Casemiro sah Rot. Die United-Anhänger mussten zudem im Old Trafford mit ansehen, wie Hunderte von Galatasaray-Fans in den Zuschauer-Bereich für Heimfans eindrangen und die Direktoren des türkischen Klubs ausgelassen feierten.

Das Schlimmste daran ist, dass United aus den ersten beiden Champions-League-Spielen keinen einzigen Punkt geholt hat und nach dem schlechtesten Start in eine Gruppenphase aller Zeiten das Schlusslicht der Gruppe ist. In dieser steht der FC Bayern München mit sechs Punkten an der Spitze, United schlugen sie an Spieltag eins mit 4:3 in der Allianz Arena.

Auch in der Premier League ist die Bilanz Uniteds erschreckend: Vier der ersten sieben Spiele verloren sie, darunter die jüngsten beiden Heimspiele gegen Brighton (1:3) und Crystal Palace (0:1). Zum ersten Mal wird Erik ten Hag mit Fragen zu seiner Zukunft konfrontiert und der Verein muss betonen, dass er immer noch hinter seinem Trainer steht.

Ten Hags Job mag vorerst gesichert sein, aber er sollte sich Sorgen machen. Die Ex-United-Trainer David Moyes, Louis van Gaal, Ole Gunnar Solskjaer und José Mourinho wurden alle entlassen, als sie mehr Punkte pro Spiel hatten als ten Hag im Moment. Außerdem standen sie in der Tabelle höher und in Europa besser da als der Niederländer, der auf ein demütigendes Ausscheiden aus der Champions League zusteuert, wenn sich die Situation in den nächsten vier Spielen nicht drastisch ändert.

Der einzige Trost für ten Hag ist, dass der letzte Trainer, der in dieser Phase der Saison weniger Punkte als er geholt hat, Sir Alex Ferguson war. Der legendäre Schotte stand nach einer 1:5-Niederlage gegen Manchester City in der Saison 1989/90 vor dem Aus. Im Dezember 1989 hielt ein aufgebrachter Fan ein berühmt-berüchtigtes Transparent hoch, auf dem zu lesen war: "Drei Jahre lang Ausreden und es ist immer noch Mist - Tara Fergie".

United widerstand damals dem Drang, Ferguson zu entlassen, und wurde für seine Geduld und sein Vertrauen reichlich belohnt. Jetzt muss ten Hag die Führungsetage davon überzeugen, dass er es wert ist, die Geschicke des Klubs weiterhin zu lenken.

GOAL zeigt sechs Möglichkeiten auf, wie der Niederländer die Talfahrt von United umkehren und seinen Job behalten kann ...

  • Sofyan Amrabat Manchester United 2023-24Getty Images

    Erik ten Hag sollte Sofyan Amrabat nicht mehr als Linksverteidiger einsetzen

    United muss Sofyan Amrabat nur als letzten Ausweg hinten links einsetzen, weil er dort nicht funktioniert. Selbst wenn vier der fünf Außenverteidiger derzeit verletzt ausfallen.

    Der marokkanische Nationalspieler lieferte im CarabaoCup ein solides erstes Spiel gegen ein stark aufspielendes Crystal Palace (3:0) ab , doch im Ligaspiel gegen den gleichen Gegner (0:1) wurden seine Schwächen als Linksverteidiger deutlich. Er verschuldete den Freistoß, mit dem die Eagles das einzige Tor des Spiels erzielten. In der Partie gegen Galatasaray (2:3) war er sogar noch stärker gefordert, zwei Tore der Gäste fielen über seine linke Seite.

    Nach der Niederlage gegen Galatasaray gab Ten Hag zu, dass diese Position ein Problem darstellt. "Vielleicht haben wir ein kleines Ungleichgewicht auf der linken Seite, aber wir dürfen nicht die Fehler machen, die wir machen. Wir müssen es besser angehen, wir müssen unsere Spiele gewinnen", sagte er. Der Trainer fügte hinzu, dass es "keine Ausreden" gebe und es an ihm liege, eine Lösung zu finden.

    Sergio Reguilon ist der einzige Linksverteidiger, der für das Spiel gegen Brentford am Samstag (16 Uhr) in Frage kommt. Aber es wäre auch ein Risiko, ihn vor seiner vollständigen Genesung zu bringen - vor allem, wenn man bedenkt, dass er sich die Verletzung im Spiel gegen Burnley zugezogen hat, obwohl er krank war.

    Sollte der Spanier immer noch nicht zur Verfügung stehen, könnte ten Hag den Portugiesen Diogo Dalot als Linksverteidiger aufstellen und Victor Lindelöf als Rechtsverteidiger bringen, wobei entweder Harry Maguire oder Jonny Evans als Partner von Raphael Varane in der Mitte spielen würden. Das ist keine ideale Lösung - aber es ist besser, als ein Experiment fortzusetzen, das einfach nicht funktioniert.

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  • Hannibal Mejbri Manchester United 2023-24Getty Images

    Erik ten Hag sollte Pressingmonster Hannibal Mejbri öfter bringen

    Hannibal Mejbri ist der einzige Mittelfeldspieler von United, der energiegeladen und motiviert wirkt - ten Hag muss ihn besser einsetzen.

    Der tunesische Nationalspieler lieferte vor zwei Wochen gegen Burnley (1:0) eine beeindruckende Leistung ab. Er lief in der Partie 12,9 Kilometer, mehr als jeder andere Spieler in einem United-Spiel, seit dieser Wert 2019 erfasst wird. Aber er wird nur sparsam eingesetzt.

    Ten Hag sagte, dass Hannibal mit seinen 20 Jahren noch nicht bereit sei, zweimal pro Woche zu spielen. Aber im Moment fehle es United an so viel Tempo, Kraft und Willen im Mittelfeld, dass sie ihn weiter einsetzen müssten.

    Hannibal gab United bei der enttäuschenden Niederlage gegen Brighton Hoffnung und war einer der Leistungsträger im Turf Moor bei Burnley. Gegen Galatasaray sah er sehr lebendig aus, wurde aber zur Halbzeit aus dem Spiel genommen, da er sich eine Gelbe Karte eingehandelt hatte.

    Ob man ihn mag oder nicht, Hannibal ist der am härtesten arbeitende Spieler, den United derzeit hat. Und er verdient es, mehr zu spielen.

  • Marcus Rashford Manchester United 2023-24Getty

    Erik ten Hag muss Marcus Rashford wieder Selbstvertrauen einhauchen

    Im Spiel gegen Galatasaray zeigte sich Rashford von seiner besten und von seiner schlechtesten Seite. In der ersten Halbzeit war er das Herzstück der besten Spielzüge von United und stürmte den rechten Flügel entlang. Dabei bereitete er auch Rasmus Højlunds Treffer per Flanke vor. Seine Dribblings waren hervorragend und hielten die Gäste in Atem.

    Aber seine Entscheidungen in der zweiten Halbzeit vor dem Tor zeigten, wie wenig Selbstvertrauen er hat. Der Rashford der letzten Saison hätte die Chance sicher verwandelt, doch stattdessen versuchte der aktuelle Rashford vergeblich, Bruno Fernandes anzuspielen und ermöglichte es Galatasaray, die Gefahr zu beseitigen.

    Es ist klar, dass mit Rashford etwas nicht stimmt, aber Ten Hag und der Stürmer müssen das Problem gemeinsam lösen. Jetzt ist nicht die Zeit für Schuldzuweisungen und ihn abrupt aus dem Spiel zu nehmen, ist keine Lösung.

    Rashford hat in der Vergangenheit einen Sportpsychologen aufgesucht, um an seiner Mentalität zu arbeiten. Das könnte der Weg sein, um ihn wieder in Schwung zu bringen. Aber United muss sein Eigengewächs unterstützen. Das gilt auch für die Fans, die ihm in den Rücken fallen.

  • Rasmus Hojlund Manchester United 2023-24Getty Images

    Erik ten Hag muss dafür sorgen, dass Rasmus Højlund besser bedient wird

    Die Horrorshow vom Dienstag hatte zumindest einen Lichtblick. Højlunds Leistung erinnerte an Wayne Rooneys Champions-League-Debüt im Old Trafford - übrigens gegen Fenerbahce, Galatasarays Erzrivalen - und das zweite Tor des dänischen Stürmers, als er von der Mittellinie aus Richtung Tor rannte und verwandelte, weckte Erinnerungen an Ruud van Nistelrooy.

    United war in die neue Saison aufgrund der Rückenverletzung von Højlund und der anhaltenden Fitnessprobleme von Anthony Martial ohne Stürmer gestartet und hatte dementsprechend zu kämpfen. Doch nun scheint man dieses Problem gelöst zu haben. Und während der 75 Millionen Euro teure Stürmer jetzt fit und einsatzbereit ist, klaffen überall sonst im Kader Löcher.

    Højlund kann jedoch eine treibende Kraft sein - und ein weiteres Heimspiel, dieses Mal gegen Brentford, ist die perfekte Gelegenheit für ihn, auf dem Schwung aufzubauen und sein erstes Premier-League-Tor zu erzielen.

    Der Däne lebt von langen Bällen hinter die Abwehr. United muss ihm mehr davon geben und dafür sorgen, dass er einen weiteren Stürmer an seiner Seite hat, der das von ihm verursachte Chaos ausnutzen kann.

  • Erik ten Hag Manchester United 2023-24Getty Images

    Erik ten Hag muss die Kontrolle zurückerlangen

    Wenn es eine Sache gab, die United gegen Galatasaray schmerzlich vermisste, dann war es Kontrolle. Das Spielfeld glich über weite Strecken der 90 Minuten einem Flipperautomaten, keine der beiden Mannschaften konnte den Ball länger als ein paar Sekunden halten.

    Diese Unordnung trug zwar dazu bei, dass United das zweite Tor erzielte, doch das allgemeine Chaos kam den Red Devils nicht zugute, sie gerieten immer wieder in Bedrängnis. Sie bekamen zehn Schüsse aufs eigene Tor und hatten Glück, dass nur drei davon im Netz landeten - ganz im Gegensatz zum letzten Spiel gegen Palace, als die Eagles mit ihrer ersten und einzigen klaren Chance ein Tor erzielten.

    Ten Hag hat zwar deutlich gemacht, dass er nicht darauf versessen ist, viel Ballbesitz zu haben. Aber es ist klar, dass er nicht Jürgen Klopp ist und Anarchie nicht zu seinem Stil passt. Er will, dass seine Mannschaft das Spiel kontrolliert. Und es macht ihm nichts aus, dem Gegner den Ball zu überlassen, wie sie es in Burnley getan haben, solange sie die Kontrolle behalten.

    Das war gegen Galatasaray, Bayern München oder Brighton nicht der Fall - und United hat darunter gelitten. Sie müssen anfangen, das Spiel zu diktieren und in den Griff zu bekommen.

  • Andre Onana Manchester United 2023-24Getty Images

    Erik ten Hag muss individuelle und gesamtheitliche Fehler ausmerzen

    Die Zahl der unerwarteten Fehler, die United in dieser Saison begangen hat, nimmt immer weiter zu. Onana hat den Bayern ein Tor geschenkt und Galatasaray einen Elfmeter (mit anschließender Roter Karte für Casemiro). Dalot hat es nicht geschafft, gegen Wilfried Zaha zu verteidigen, während Lindelöf und Lisandro Martinez eine ganze Reihe von Fehlern begangen haben.

    Viele dieser Fehler sind individueller Natur, aber es gibt auch einen Mangel an Kommunikation zwischen den Spielern und ein tiefes Gefühl, dass die Mannschaftskameraden einfach nicht auf derselben Wellenlänge sind.

    Dies kann auf dem Trainingsplatz und durch einen besseren Zusammenhalt der Mannschaft korrigiert werden. Ten Hag sagt immer wieder, wie gut die Mannschaft zusammenhält, aber diese Fehler lassen das Gegenteil vermuten. Es liegt an ihm, die Mannschaft wirklich zusammenzuführen und dafür zu sorgen, dass sie auf dem Spielfeld füreinander kämpft und nicht in einen Kreislauf der gegenseitigen Schuldzuweisungen verfällt.