Der Coach hat (zusammen mit Sportchef Sebastian Kehl)den Nationalspieler zum Nachfolger von Marco Reus als Kapitän der Borussia ernannt.Das ergibt angesichts der Vertragssituation (im Juli vorzeitig bis 2026 verlängert), der Führungsqualitäten und rhetorischen Fähigkeiten des 29-Jährigen durchaus Sinn.
Can ist keiner, der sich in Krisen wegduckt, er spricht Probleme klar an, gehört zu den reflektierten Vertretern seiner Art, ein gewisser Hang zur Selbstkritik hat ihn schon immer ausgezeichnet. "Wir haben überhaupt kein gutes Spiel gemacht. Wir wollen dominieren, aber wir spielen zu viele lange Bälle, haben mit dem Ball zu wenig gute Lösungen. Wir haben die Zweikämpfe verloren, wir haben die ersten Bälle verloren, wir haben die zweiten Bälle verloren. Wir ziehen nicht unser Spiel durch, sondern spielen einfach Bochums Spiel mit", sagte Can etwa nach dem 1:1 in Bochum bei Sky.
Zum aktuellen Lage gehört aber: Dortmunds Probleme haben eben auch viel mit Cans Spiel zu tun - und mit Terzics Entscheidung.
Zugegeben: Can rechtfertigte seine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2026 im Juli durch seine vorangegangene stärkste Halbrunde, seit er 2020 von Juventus zum BVB gekommen war. "Emre hat sich in der abgelaufenen Saison zu dem Führungsspieler entwickelt, den wir immer in ihm gesehen haben", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl bei der Verlängerung.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Can beim BVB eben nicht immer der Führungsspieler war, den sie beim BVB schon immer gesehen hatten. Ebenfalls zur Wahrheit gehört, dass Kehl dem Vernehmen nach nichts dagegen gehabt hätte, Can in dieser Transferperiode einen weiteren Führungsspieler und Abräumer im defensiven Mittelfeld zur Seite zu stellen.
Lange bevor der BVB beschloss, den Verlust des zu Real Madrid abgewanderten Wunderjungen Jude Bellingham mit Felix Nmecha und Marcel Sabitzer zu kompensieren und lange bevor Can seinen Vertrag unterschrieb, schien schließlich schon der Transfer von Edson Álvarez zum BVB auf der Zielgerade zu sein.