Man City academy mistakesGetty

Einnahmen über 200 Millionen Euro - und nun einen veralteten Kader: Manchester City beging bei mehreren Nachwuchsspielern große Fehler

"Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen und der letzte Bach vergiftet ist, werden wir erkennen, dass wir Geld nicht essen können." So lautet ein altes indianisches Sprichwort. Im Fußballkontext hat Johan Cruyff einen ähnlichen Ton angeschlagen, als er sagte: "Ich habe noch nie gesehen, dass ein Sack Geld ein Tor schießt."

Diese beiden Analogien treffen im Moment perfekt auf Manchester City zu. Citys beträchtlicher Reichtum, gepaart mit dem besten Trainer der Welt, starken Neuzugängen und klugen Schachzügen abseits des Spielfelds, hat den Klub zweifellos zu einem der besten der Welt gemacht. Doch im Moment ist der Reichtum nicht sichtbar, denn nach der jüngsten Pleite gegen Juventus (0:2) stehen sieben Niederlagen und nur ein Sieg in den vergangenen zehn Spielen zu Buche.

City zahlt die höchsten Löhne und erhält die höchsten Einnahmen in England, doch die Finanzkraft kann dem Verein nicht aus dem Schlamassel helfen, zumindest nicht, bis das Januar-Transferfenster geöffnet wird. In der Tat scheint der Verein einen hohen Preis dafür zu zahlen, dass er im letzten Transferfenster nicht mehr Geld ausgegeben hat, als man nur Savinho und Ilkay Gündogan holte, obwohl mit dem Verkauf von Julian Alvarez an Atletico Madrid ein Vermögen verdient wurde.

Nur wenige Monate nach dem Gewinn des historischen vierten Premier-League-Titels in Folge scheint der Kader von Pep Guardiola veraltet zu sein. Fünf der elf Spieler, die gegen Juventus in der Startelf standen, sind seit 2017 im Verein - und fünf von ihnen sind älter als 30 Jahre: Kevin De Bruyne ist 33, Kyle Walker und Gündogan sind beide 34.

City schreit nach einer Erneuerung des Kaders. Am meisten frustrierend ist für den Verein wohl die Tatsache, dass es eine Gruppe von Spielern aus der eigenen Akademie gab, die man für nicht gut genug für die erste Mannschaft befand, die sich aber anderswo gut entwickelt haben. Während Spieler wie Phil Foden, Rico Lewis und Oscar Bobb erfolgreich aus dem Jugendsystem in die Mannschaft von Guardiola gezogen wurden, hat City seine Akademie eher als Geldmaschine denn als Brutstätte für zukünftige Stars der ersten Mannschaft gesehen. Das er scheint nun als großer Fehler.

  • Tottenham Hotspur FC v Chelsea FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Krise bei Manchester City - und Cole Palmer trifft am Fließband

    City hat in den vergangenen drei Jahren erstaunliche rund 211 Millionen Euro durch den Verkauf von Spielern aus der Akademie eingenommen, was dazu beigetragen hat, dass der Klub Rekordeinnahmen erzielte und stattliche Gewinne einfuhr. Die meisten dieser Spieler hatten es nicht einmal in Guardiolas Spieltagskader geschafft. Einige von ihnen hatten verbrachten nicht einmal nennenswerte Zeit in Manchester, wie Yan Couto und Pedro Porro, die beide vor ihrem Verkauf an Girona ausgeliehen wurden.

    Bei den meisten Premier-League-Klubs ist es seit langem so, dass sich die meisten Spieler aus der Akademie nicht zu Stammspielern entwickeln, wobei Foden und Lewis die beiden seltenen Ausnahmen bei City sind. Aber es hätten eigentlich drei sein müssen.

    Besonders frustrierend dürfte aus City-Sicht der Fall Cole Palmer sein. Er hat sich bei Chelsea zu einem der besten Spieler der Welt entwickelt. Während Foden noch immer auf sein erstes Premier-League-Tor in dieser Saison wartet, hat Palmer allein in den vergangenen drei Spielen fünfmal getroffen.

    Der Stürmer hat in dieser Saison bereits elf Ligatreffer erzielt - zwei weniger als die in der Toschützenliste führenden Erling Haaland und Mohamed Salah - und sechs Assists beigesteuert. Dies ist die Folge einer erstaunlichen Debütsaison bei den Blues, in der er 22 Tore in der Premier League markierte und weitere elf vorbereitete. Guardiola und der sportliche Leiter Txiki Begiristain haben sich mit der Entscheidung, ihn zu verkaufen, ziemlich kurzsichtig verhalten.

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  • Chelsea FC v Newcastle United FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Cole Palmer: Chelseas Gewinn ist Citys Verlust

    Palmer wurde von Guardiola im Juni 2020 zum ersten Mal in den Spieltagskader für das Spiel gegen Chelsea berufen, doch in den folgenden drei Jahren kam er nur zu zwölf Pflichtspieleinsätzen. Dreimal lief er dabei in der Premier League auf und blieb ohne Treffer.

    Angesichts seiner geringen Erfahrung schien die Annahme eines Angebots von Chelsea in Höhe von über 40 Millionen Euro damals eine Selbstverständlichkeit zu sein - das jüngste Beispiel für Citys Verhandlungsgeschick und Chelseas Hybris. Diese Einschätzung sollte sich aber als falsch erweisen.

    Palmer ist jetzt das Aushängeschild der Premier League und wird wohl das nächste Jahrzehnt dominieren, sofern er nicht in Versuchung gerät, dem Weg von Jude Bellingham zu folgen und zu einem der Topklubs des Kontinents zu wechseln. Er würde sicherlich gut zu Real Madrid, Barcelona oder Bayern München passen. Und zu City hätte er eigentlich auch gepasst.

    Guardiola wusste, dass er ein großartiger Spieler war, und hätte ihn gerne noch ein weiteres Jahr behalten, aber Palmer drängte darauf, den Verein zu verlassen, da er unbedingt mehr Spielmöglichkeiten erhalten wollte. Letztlich hat Palmer mehr an sich selbst geglaubt als Guardiola. Chelseas Gewinn ist der Verlust Citys.

  • Manchester United v Manchester City - 2024 FA Community ShieldGetty Images Sport

    ManCity und die Episoden um Jeremy Doku und Matheus Nunes

    Palmer sah wie ein fertiger Ersatz für Riyad Mahrez aus, als der Algerier City kurz nach dem Triple-Triumph 2023 verließ - vor allem, als er im Community Shield gegen Arsenal und im UEFA-Supercup gegen Sevilla vom rechten Flügel aus zum Torerfolg kam.

    Doch City ließ ihn ziehen, um dann Jeremy Doku für 69 Millionen Euro zu verpflichten - deutlich mehr, als man von Chelsea für den Stürmer aus dem eigenen Land verlangt hatte. Dieser Schritt war umso unverständlicher, als Doku hauptsächlich auf dem linken Flügel spielt. Der Belgier kann an einem guten Tag ein furchteinflößender Flügelstürmer sein, aber seine Effizienz - vier Tore und zwölf Assists in allen Wettbewerben - verblasst im Vergleich zu jener Palmers.

    Nach dem Verkauf von Palmer verpflichtete City auch Matheus Nunes und gab über 50 Millionen Euro für den Spieler aus, den Guardiola einst als einen der besten Mittelfeldspieler der Welt bezeichnet hatte. Der portugiesische Nationalspieler hat in seiner Zeit beim Klub nur sehr wenig beigetragen: Er stand nur in zwölf Premier-League-Spielen in der Startelf und hat kein einziges Tor erzielt. Nunes ist eher ein defensiver Mittelfeldspieler, wurde aber von Guardiola zunehmend auf dem Flügel eingesetzt.

  • Kevin De Bruyne Cole PalmerGetty

    Wie regelt ManCity die Nachfolge von Kevin De Bruyne?

    Palmer hat jedoch bewiesen, dass er viel mehr als nur ein Flügelspieler ist. Er ist der Anführer des Angriffs und kann sowohl in der Dreieroffensivreihe als auch als Zehner spielen. Wenn man sich seine Entwicklung ansieht, könnte man zu dem Schluss kommen, dass er bei City der perfekte Nachfolger für De Bruyne gewesen wäre.

    Der Belgier hat in dieser Saison nur wenig gespielt, da er mit einer Verletzung kämpft, aber in den vergangenen beiden Spielen sah er wieder wie Citys kreativster Spieler aus. In Anbetracht seines Alters und seiner mittlerweile erhöhten Anfälligkeit für Verletzungen ist es bemerkenswert, dass ein Klub mit den Mitteln von City immer noch auf De Bruyne als Kreativanker setzt.

    Es wird erwartet, dass er am Ende der Saison geht, wenn sein Vertrag ausläuft und es wird viel kosten, einen geeigneten Ersatz zu finden. Es ist eine Schande, dass Guardiola es nicht geschafft hat, Palmer eine bedeutendere Rolle in der Mannschaft zu geben und ihn von De Bruyne lernen zu lassen, bevor er schließlich den Staffelstab von ihm übernimmt.

  • Romeo Lavia 2024-25Getty

    Romeo Lavia hätte die Lücke bei Rodri füllen können

    Der Verkauf Palmers ist der größte Transferfehler, den City in den vergangenen Jahren begangen hat. Er ist aber bei weitem nicht der einzige Spieler, den der Verein hat gehen lassen und der ihm nun hätte helfen können. Romeo Lavia absolvierte seine fußballerische Ausbildung in der City-Akademie und kam 2020 im Alter von 16 Jahren von Anderlecht. Er wurde 2020 für rund zehn Millionen Euro an Southampton verkauft, das nur ein Jahr später einen ordentlichen Gewinn erzielte, als Chelsea nach einem Wettbieten mit Liverpool über 50 Millionen für den Belgier zahlte.

    In seinem ersten Jahr an der Stamford Bridge war Lavia von Verletzungen geplagt, doch er hat sich in der Mannschaft von Enzo Maresca hervorragend eingelebt und trug am Sonntag gegen Tottenham dazu bei, dass Chelsea einen spektakulären 4:3-Sieg einfuhr. Hätte City Lavia nicht verkauft, sondern ausgeliehen, hätte man eine dynamische Lösung für das Problem gefunden, das durch die Verletzung von Staubsauger Rodri entstanden ist.

    Die Probleme Citys beschränken sich aktuell jedoch nicht nur auf das Mittelfeld. Nach der Niederlage in Turin hatte die Mannschaft in Pflichtspielen mehr Gegentore kassiert hat als jedes andere Team aus den fünf großen europäischen Ligen (21 in neun Spielen). Während City mit den Verletzungen von John Stones, Ruben Dias, Nathan Ake und Manuel Akanji zu kämpfen hat, entwickelte sich Taylor Harwood-Bellis bei Southampton zu einer festen Größe und ist seit kurzem englischer Nationalspieler. Er stammt wie Foden aus Stockport und durchlief die Jugend von City an der Seite von Palmer.

  • Pedro Porro of Tottenham Hotspur celebratesGetty Images

    Auch Pedro Porro und Jeremie Frimpong verließen ManCity

    Oder auch Kyle Walker: Es steht wohl außer Frage, dass sich der 34-Jährige dem Ende seiner Karriere nähert, nachdem er in den vergangenen 18 Monaten eine beeindruckende Renaissance erlebt hatte. Daher ist es sicher auch frustrierend, dass City zwei gute Rechtsverteidiger in seinen Reihen hatte.

    Pedro Porro hat sich bei Tottenham gut eingelebt und war im vergangenen Monat maßgeblich am 4:0-Sieg der Spurs im Etihad Stadium beteiligt. Der spanische Verteidiger war drei Jahre lang ein Spieler von City, aber nur auf dem Papier, denn er war die ganze Zeit über an andere Vereine ausgeliehen: Zunächst an Real Valladolid und dann an Sporting CP, das ihn im Sommer 2022 fest verpflichtete.

    Nur sechs Monate später wechselte er zu den Spurs in die Premier League. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten ist er ein äußerst produktiver Spieler, der in weniger als zwei Jahren 21 Tore erzielt hat.

    Eine viel längere Beziehung hatte City dagegen zu Jeremie Frimpong, der sich fünf Jahre, nachdem er den Klub verlassen hatte, zu einem der begehrtesten Außenverteidiger der Welt entwickelt hat. Der Niederländer kam im Alter von neun Jahren zu City und blieb fast ein Jahrzehnt lang, bis er 2019 zu Celtic wechselte. Er trug maßgeblich dazu bei, dass Leverkusen in der vergangenen Saison in Deutschland ungeschlagen blieb und das Double aus Bundesliga und DFB-Pokal gewann, wobei er 14 Tore erzielte und sieben vorbereitete.

    Fairerweise muss man sagen, dass Frimpong in der Jugend keine Bäume ausriss und allgemein der Eindruck herrschte, dass er City verlassen musste, um sich zu dem Spieler zu entwickeln, der er heute ist. Nun wäre es keine große Überraschung, wenn er zum City zurückkehren würde - vielleicht sogar zusammen mit Florian Wirtz als Teil des großen Umbaus.

    Der wird nämlich sicherlich im Sommer geschehen und könnte sogar schon im Januar beginnen. Guardiola wird seine ganze Energie und mentale Kapazität darauf verwenden, seinen Kader neu zu formen. Bis dahin bleibt dem Trainer kaum etwas anderes übrig, als zu versuchen, seiner eingerosteten Mannschaft wieder Leben einzuhauchen. Hätte er doch nur ein wenig mehr auf die Talente geachtet, die ihm bereits zur Verfügung standen.